Dem Katalysator sei Dank: Ozonbelastung ist gesunken

17.8.2018, 05:58 Uhr
Zu hohe Ozonbelastung? Runter mit dem Tempo. Bei extrem hohen Werten mussten Autos ohne geregelten Katalysator an manchen Tagen sogar stehen bleiben.

© Norbert Försterling/dpa/lsw Zu hohe Ozonbelastung? Runter mit dem Tempo. Bei extrem hohen Werten mussten Autos ohne geregelten Katalysator an manchen Tagen sogar stehen bleiben.

Im August 1998 zog die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) die Notbremse. Zum ersten Mal wurden in Deutschland wegen hoher Ozonwerte am Boden Fahrverbote verhängt. In Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland mussten Autofahrer, die ein Fahrzeug ohne geregelten Katalysator besaßen, auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Rechtliche Grundlage war das drei Jahre zuvor unter Merkel eingeführte Ozongesetz.

Bisweilen waren damals in manchen Regionen mehr als 300 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft an besonders heißen Tagen gemessen worden – mehr als das Doppelte des Grenzwertes von 140 Mikrogramm, bei dem die Bevölkerung vor den möglichen gesundheitlichen Folgen des unsichtbaren Gases gewarnt wurde. Ozon reizt die Atemwege und die Schleimhäute und kann bei erhöhter körperlicher Belastung das Lungengewebe schädigen.

Ozonwerte im Radio

Im Vergleich zu den von Fahrverboten betroffenen Bundesländern waren die Werte in Bayern vergleichsweise niedrig, doch auch hier wurden im Sommer 1998 Werte deutlich über 200 Mikrogramm registriert. Etwa an der Luftmessstation am Nürnberger Flughafen, wo zeitweise über 210 Mikrogramm notiert wurden, oder an einer privaten Messstelle in der Fränkischen Schweiz, die mit 293 Mikrogramm einen Rekord anzeigte.

Die Folge: Zeitweise wurde an bayerischen Schulen der Sportunterricht im Freien untersagt, der Bayerische Fußball-Verband erlaubte es den Amateurvereinen, dass sie ihre Spiele auf den weniger belasteten Vormittag oder den späten Abend verlegten, und die Radiomoderatoren verlasen bei jedem Wetterbericht die Ozonwerte für die größten Städte im Freistaat. Merkels Nachfolger Jürgen Trittin kündigte Tempolimits als zusätzliche und wirksamere Maßnahmen an, doch der grüne Umweltminister wurde schnell von Autokanzler Gerhard Schröder (SPD) ausgebremst.

Umweltschutz macht's möglich

Mittlerweile ist es still geworden um das Ozon, was in erster Linie an den deutlich niedrigeren Werten liegt. Selbst in diesem von Hitze und Trockenheit geprägten Jahr wurden in Bayern erst an drei Tagen, nämlich am 4. und am 23. Juli sowie am 1. August, Werte über der sogenannten Informationsschwelle von 180 Mikrogramm gemessen. Und das auch nicht flächendeckend, sondern jeweils nur an einer der 34 Luftmessstationen im Freistaat, die neben der Feinstaub- und der Stickoxid-Konzentration auch die Ozonwerte registrieren.

Dass das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) keine Spitzenwerte mehr wie in den Neunzigern vermelden muss, ist dem Umweltschutz zu verdanken. Katalysatoren in Autos und moderne Filter in Industrieanlagen haben dafür gesorgt, dass heute über 50 Prozent weniger Stickoxide und rund 70 Prozent weniger organische Verbindungen als noch kurz vor der Jahrtausendwende durch die Luft fliegen.

Der Mittelwert steigt

In Bodennähe reagieren diese Stoffe nämlich mit Sauerstoff, und dabei entsteht das aus drei Sauerstoffatomen bestehende Ozon. Das geht aber nur mittels Sonnenlicht, weshalb die Ozonwerte vor allem im Sommer steigen. Der Rückgang der sehr hohen Konzentrationen ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Gleichzeitig wurden nämlich auch die ganz niedrigen Ozonwerte seltener, so dass der jährliche Mittelwert sogar steigt.

Und obwohl Ozon aus Luftschadstoffen entsteht, sind Städte weniger belastet. Vermehrt findet sich das Gas am Stadtrand und in ländlichen Gegenden, die nahe an einer Großstadt liegen. Das Stickstoffmonoxid, das direkt aus dem Auspuff von Autos oder Industrieschornsteinen kommt, reagiert nämlich mit dem Ozon und baut es ab. Darüber hinaus wird in der Landwirtschaft mehr Methan frei, was die Ozonbildung fördert.

Entwarnung kann also nicht gegeben werden, auch wenn zum Beispiel die gestern in Bayern gemessenen Werte unproblematisch waren. An der Luftmessstation in Nürnberg-Muggenhof zum Beispiel wurden um 13 Uhr 93 Mikrogramm registriert und an der Station in der Erlanger Kraepelinstraße 107 Mikrogramm – kein Vergleich zum Jahrtausendsommer 2003, als letztmals die bei 240 Mikrogramm liegende Alarmschwelle überschritten wurde.

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