Die Stadt Pottenstein ehrt Nazi-Bürgermeister

17.12.2015, 09:54 Uhr
Die Stadt Pottenstein ehrt Nazi-Bürgermeister

© Foto: dpa

Die Stadt Pottenstein hat sich dafür gerechtfertigt, einen ehemaligen NSDAP- und SA-Funktionär auf einer Stele zu würdigen. Hans Dippold war während der Nazi-Zeit, aber auch von 1953 bis 1972 Bürgermeister des oberfränkischen Städtchens.

Nach dem Ende seiner Amtszeit wurde er zum Ehrenbürger ernannt - durch einen einstimmigen Beschluss des Stadtrats im Februar 1972. Ihm und anderen Ehrenbürgern ist eine erst kürzlich installierte Stele gewidmet. Die Stele auf dem Friedhof sei im November errichtet worden, da die Stadt Pottenstein verpflichtet sei, Ehrenbürgern eine „würdige Grabstelle dauerhaft zu unterhalten“.

Die Kommune hat sich auch in anderer Hinsicht für die Ehrung Dippolds gerechtfertigt. Die Spruchkammer zur Entnazifizierung habe den Mann, der ab 1939 NSDAP-Ortsgruppenleiter und von 1936 bis Kriegsende NS-Bürgermeister war, als „Mitläufer“ eingestuft, teilte der heutige Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer (Freie Wähler) mit.

Der Rathauschef sieht keinen begründeten Anlass, die Würdigung als Ehrenbürger nicht mehr aufrechtzuerhalten. „Solange nichts Gegenteiliges bekannt ist, müssen wir davon ausgehen, dass der Stadtrat im Jahr 1972 die Voraussetzungen gewissenhaft geprüft hat, zumal noch zahlreiche Zeitzeugen, darunter ehemalige Häftlinge des KZ-Außenlagers, in Pottenstein lebten“, sagte Frühbeißer. Pottenstein war ein Außenlager von Flossenbürg. Einige Ex-Häftlinge sagten nach Kriegsende, Dippold habe sich „stets korrekt benommen“.

Aberkennung schwierig

Die Aberkennung einer Ehrenbürgerwürde sei nicht einfach so möglich. Es liege keine rechtliche Grundlage vor, um die Ehrenbürgerwürde für Hans Dippold infrage zu stellen, sagte Frühbeißer. „Allein die Mitgliedschaft in der NSDAP und das gleichzeitige damalige Amt als Bürgermeister reichen aus rechtsstaatlicher Sicht nicht aus, ihm aus heutiger Sicht das im Jahr 1972 verliehene Ehrenbürgerrecht zu versagen.“

Doch es gibt auch kritische Stimmen. „Ich wundere mich, dass so ein Mensch immer noch Ehrenbürger ist“, sagte der frühere Stadtrat Dieter Hoch. „So wird Geschichte verdreht“, zeigte er sich empört.

1 Kommentar