Elfjährige erschossen: Polizei sucht nach Bildern aus Tatnacht

5.1.2016, 17:19 Uhr
In Unterschleichach wurde in der Silvesternacht ein elfjähriges Mädchen von einem Projektil am Kopf getroffen. Es starb wenige Stunden später in einer Schweinfurter Klinik.

© NEWS5 / Herse In Unterschleichach wurde in der Silvesternacht ein elfjähriges Mädchen von einem Projektil am Kopf getroffen. Es starb wenige Stunden später in einer Schweinfurter Klinik.

Die Soko "Unterschleichach" hatte sich bereits am Sonntag gegründet. Circa 50 Beamte der Schweinfurter Kriminalpolizei ermitteln gemeinsam mit der Staatsanwalt Bamberg mit Unterstützung von Gutachtern des bayerischen Landeskriminalamtes. Die Soko führt zahlreiche Vernehmungen durch und überprüft Personen, die in der Nähe des Tatortes wohnen oder sich in der Silvesternacht dort aufgehalten haben.

Am Wochenende hat sich die Mutter des getöteten Mädchens an die Presse gewandt. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur News5 sagte die 36-Jährige: "Ich weiß bis heute nicht, was passiert ist. Aber diejenigen, die das waren, sollen wissen, dass sie mir meine Tochter, mein Leben weggenommen haben, und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll." Während des Gesprächs zeigte sie auf das Bild ihrer Tochter. "Derjenige soll mein Kind anschauen. Das war meine Janina, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatte. Mit einer Spielerei habt ihr ihr Leben beendet und auch meins." Auch wendet sich die Mutter direkt an den Täter mit der Bitte, sich sofort zu stellen. Ob es sich bei dem Vorfall um einen Unfall oder um ein Tötungsdelikt handelt, müssen nun Polizei und Sonderkomission klären.

Das Mädchen verlor das Bewusstsein, brach zusammen

Das neue Jahr war gerade eine Stunde alt, als die Schülerin zusammen mit ihrer Familie und anderen Kindern im Ortsteil Unterschleichach auf der Straße unterwegs war. Plötzlich habe sie ein metallischer Gegenstand am Kopf getroffen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Das Mädchen verlor das Bewusstsein, brach zusammen. Rettungskräfte brachten es sofort in eine Klinik nach Schweinfurt. Dort kämpften die Ärzte mehrere Stunden um das Leben der Elfjährigen. Vergeblich - am Freitagmorgen erlag das Mädchen seinen Verletzungen.

Die schockierende Nachricht gaben die Behörden am Samstag bekannt: Nicht etwa eine Silvesterrakete oder ein Böller führten zu dem Unglück. Stattdessen wurde der tödliche Schuss aus einer Kleinkaliberwaffe abgefeuert. Das Projektil hatten Gerichtsmediziner bei der Obduktion der Kinderleiche im Schädel der Schülerin entdeckt. Gutachter des Landeskriminalamtes bestätigten, dass das Geschoss den Tod des Mädchens verursacht habe.

Polizei prüft Schusswaffen-Register

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermittelten mit Hochdruck. Zahlreiche Kräfte suchten am Samstag mit Spürhunden und Metalldetektoren den Tatort und die unmittelbare Umgebung ab. Noch am Sonntag befragten die Beamten Anwohner. "Bislang gibt es keine Hinweise, niemand hat sich gemeldet", sagte ein Sprecher der Polizei. Er hoffe, dass der Druck durch die Nachbarschaft oder die Medien so groß werde, dass sich der Täter selbst stelle.

Die Beamten prüften auch, wer in Oberaurach eine registrierte Kleinkaliberwaffe besitzt. Bis zum Sonntag war unklar, ob es sich bei dem Ereignis um einen Unfall oder eine vorsätzliche Tat handelt. Der genaue Hergang müsse noch geklärt werden, so der Sprecher.

Die elfjährige Janina wurde in der Silvesternacht beim Feiern auf einer Straße in Oberaurach (Landkreis Haßberge) von einem Gegenstand am Kopf getroffen. Das Kind starb wenige Stunden später in einer Schweinfurter Klinik.

Die elfjährige Janina wurde in der Silvesternacht beim Feiern auf einer Straße in Oberaurach (Landkreis Haßberge) von einem Gegenstand am Kopf getroffen. Das Kind starb wenige Stunden später in einer Schweinfurter Klinik. © NEWS5/Herse

Die Familie des Mädchens steht nach Polizeiangaben unter Schock und wird psychologisch betreut. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks stammt die Familie aus Burgebrach (Landkreis Bamberg) und war in Oberaurach zu Besuch. Der Polizeisprecher sagte: "In dem Ort wohnen 80 bis 90 Menschen. Jeder kennt da jeden."

Kripo Schweinfurt sucht dringend nach Zeugen

Die Polizei sucht auch nach Bildern und Videos aus der Silvesternacht in dem Ort. Die Fotos müssten nicht direkt vom Tatort stammen, es gehe vielmehr darum, auf den Bildern mögliche Zeugen zu identifizieren, die in der Nacht in dem Dorf unterwegs waren, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag. „Jeder Hinweis kann uns weiterbringen.“

Wer in der Tatnacht in Unterschleichach etwas Verdächtiges gesehen hat oder Angaben machen kann, die zur Aufklärung der Tat beitragen könnten, wird gebeten, sich unter 0800 - 101 1611 mit der Kripo Schweinfurt in Verbindung zu setzen. Der Anruf ist kostenlos.

Dieser Text wurde am 4. und 5. Januar mehrfach aktualisiert.