20 Jahre Baustelle: Jugendcamp des KJR Erlangen-Höchstadt

21.8.2014, 18:15 Uhr
20 Jahre Baustelle:  Jugendcamp des KJR  Erlangen-Höchstadt
20 Jahre Baustelle:  Jugendcamp des KJR  Erlangen-Höchstadt

© Repros: Mark Johnston

Sommer 1994: Helmut Kohl ist Bundeskanzler, Jürgen Klinsmann „Fußballer des Jahres“ und aus den Radios schmettern „Die Prinzen“ ihren Ohrwurm „Alles nur geklaut“. Im Kreisjugendring Erlangen-Höchstadt trifft man letzte Vorbereitungen für das erste internationale Workcamp, bei dem Jugendliche einen Zeltplatz für den Landkreis errichten sollen – den Grundstein des künftigen Jugendcamps Vestenbergsgreuth.

Bereits 1989 hatte der Landkreis Erlangen-Höchstadt das Gelände des alten Sportplatzes in Vestenbergsgreuth erworben. Bald schon nahm die Idee, neben dem Zeltplatz auch ein Übernachtungs- und Tagungshaus zu errichten, Gestalt an. 1993 wurde mit den Baumaßnahmen dafür begonnen.

Da zeitgleich in der Nachbarschaft eine Neubausiedlung entstand, konnte der am Ortsrand gelegene Zeltplatz gleich erschlossen werden. Um den Bau der Freilichtbühne und die Einfriedung des Geländes sollten sich im Juli und August 1994 die Teilnehmer des Camps „Work & Fun“ kümmern.

Ein bunt gemischtes Team

„Es war ein großes und bunt gemischtes Team“, erinnert sich Traugott Goßler, Geschäftsführer des KJR. 16 Jugendliche aus acht europäischen Ländern und 30 Teilnehmer aus dem Landkreis krempelten die Ärmel hoch, hoben Gräben für die Bühnenumrandung aus, setzten Zaunpfosten, betonierten und schraubten. Neben der handwerklichen Arbeit mussten noch häusliche Pflichten erledigt werden — zum Beispiel Kochen. „Das gehört in einem Selbstversorger-Camp dazu. So ist es auch heute noch“, sagt Goßler.

Als das Workcamp am 21. August 1994 zu Ende ging, hatten die Jugendlichen viel geschafft. Alle Arbeiten waren wie geplant fertig gestellt worden: Die an ein antikes Amphitheater erinnernde Freiluftbühne ebenso wie die Fahrradhütte und der aus Schwartenbrettern gefertigte Zaun.

Drei weitere internationale Workcamps haben seitdem im Jugendcamp Vestenbergsgreuth stattgefunden. Ob nun das Dachgeschoss des Übernachtungs- und Tagungshauses ausgebaut oder eine Grillhütte konstruiert wurde — jedes Projekt hat das Jugendcamp Vestenbergsgreuth weiter vorangebracht. Dem Konzept der Selbstorganisation ist man treu geblieben, auch wenn Gruppen jetzt auch Plätze mit Vollversorgung buchen können.

Das Angebot wird rege genutzt: Rund 15 000 Personen besuchten im Jahr 2013 das Jugendcamp Vestenbergsgreuth — eine stattliche Zahl, die vor allem durch die gute Belegung der Zeltplätze zustande kommt. Eine positive Bilanz für den Kreisjugendring, freut sich Geschäftsführer Goßler, schließlich müsse dieser das Camp kostendeckend betreiben.

In ökologischer Hinsicht hat das Jugendcamp sogar eine Vorreiterrolle. So sorgen Solarkollektoren und eine Pelletsheizung umweltfreundlich für Heizung und Warmwasser. Auch Barrierefreiheit ist im Jugendcamp von jeher ein wichtiges Thema. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1995 verfügt das Übernachtungshaus über ein behindertengerecht ausgestattetes Zimmer. Im Vorjahr wurde eine rollstuhlgeeignete Tischtennisplatte angeschafft. Bei vielen Angeboten des Jugendcamps wird ein kostenloser Platz für eine betreuende Person bereit gestellt.

„Schon beim ersten Workcamp war ein Teilnehmer im Rollstuhl dabei“, erinnert sich Traugott Goßler. Allerdings hatte er sich angemeldet, ohne sein Handicap zu erwähnen. „Die anderen haben ihn aber ganz selbstverständlich in den Arbeitsalltag einbezogen, obwohl das Camp ja damals noch eine Baustelle war und wir nur Sanitärcontainer hatten“, sagt er, ohne Debatte um Inklusion.

Keine Kommentare