21. August 1964: Die "Thalerei" wurde von der Stadt erworben

21.8.2014, 07:00 Uhr

Nun hat man allerdings bei der Stadt noch keine konkreten Vorstellungen über die künftige Verwendung der Häuser. Zur Diskussion stand zum Beispiel schon einmal der Vorschlag, in der Thalerei eine Gemäldegalerie einzurichten. Auch eine Verpachtung mit dem Ziel, ein kleines Hotel garni daraus zu machen, wäre denkbar.

Im Einzelnen wird es darüber noch viele Gespräche geben, zumal diese Frage höchstwahrscheinlich erst in vielen Jahren entschieden werden kann und soll. Zu welchem Ergebnis man dann eines Tages auch kommen wird, entscheidend wird sein, dass der Verwendungszweck im Einklang steht mit der denkmalspflegerischen Bedeutung des Hauses, das als historisch wertvoll und erhaltenswert gilt.

In der Zeit nach 1700

Die Innere Brucker Straße entstand bei der Erweiterung der Erlanger Neustadt nach Süden zu, anlässlich der Erbauung der vor kurzem abgebrochenen Ritterakademie in der Zeit nach 1700. Die wesentlichen Häuser wurden im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts erbaut, darunter im Jahre 1707 das Haus Nummer 11, das nach Abbruch und Wiederaufbau die Bezeichnung „Thalerei“ erhalten sollte.

Bauherr im Jahre 1707 war Hauptmann Gottfried von Gedeler. Nach ihm war der Professor der Rechte an der Ritter-Akademie Johann Christian Martini der Besitzer, dann der Kauf- und Handelsmann Antoine Gertoux. Von dessen Witwe ging das Anwesen, das sich bis zur Südlichen Stadtmauerstraße erstreckte, in den Besitz der Hofzimmermeisterfamilie Thaler über, die im Übrigen auch für die Thalermühle im Regnitzgrund namengebend war.

Das Jahr 1757 wurde dann für das Schicksal der Thalerei entscheidend. Damals entschloss sich Georg Lorenz Thaler einen Neubau an der Stelle des alten Hauses, das Hauptmann von Gedeler hatte erbauen lassen, zu errichten. Thaler erhielt, wie Dr. Ernst G. Deuerlein, dessen Forschungen diesem Bericht zugrunde liegen, mitteilt, vom Markgrafen Friedrich das Recht, eine Gastwirtschaft „Zum Palmbaum“ zu bauen und zu führen. Diese Gastwirtschaft, in der zeitweilig auch die Burschenschaft Germania seit ihrer Gründung 1827 ihre Zusammenkünfte abhielt, wurde um 1870 geschlossen.

Inzwischen hatte Georg Lorenz Thaler 1845 auf seine Thalerei das obere Stockwerk aufsetzen lassen. Zum Hause gehörten zwei Höfe, die durch einen Zwischenbau getrennt waren. Der eine Hof ist erhalten und bietet mit seinen Galerien, die von wildem Wein umrankt sind, einen bemerkenswerten Anblick. Der zweite Hof, der als Zimmermannsplatz diente, ist vor etwa 35 Jahren, als im Rückgebäude an der Südlichen Stadtmauerstraße ein Brand ausbrach, stark verändert worden.

Die Thalerei ist ein schöner, breit hingelagerter Bau mit einem eindrucksvollen Portal in der Mitte. Da im Laufe der Zeit keine baulichen Veränderungen vorgenommen worden sind, ist sie ein Beispiel dafür, wie früher die Fassaden der Häuser in der Neustadt ausgesehen haben. Zahlreiche bekannte und bedeutende Erlanger wohnten in den vergangenen Jahrzehnten in diesem Haus, zum Beispiel der Pfarrer und Dichter Johann Heinrich Ebrard, die Mediziner Adolf Henke, Anton Bayer, Ferdinand Heyfelder, der Professor der Psychiatrie Karl August Solbrig und der Professor der Chirurgie Karl Thiersch, der öfters seinen Schwiegersohn Justus Liebig in der Thalerei zu Gast hatte.

Rund 180 Jahre blieb das Haus im Besitz der Familie Thaler. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es von Rechtsanwalt Dr. Josef Jakobi erworben, der es jetzt, aufgeschlossen für die denkmalspflegerische Bedeutung des Anwesens, die die Stadt verkaufte.

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