22 verwahrloste Chinchillas suchen ein neues Zuhause

22.1.2017, 18:00 Uhr
22 verwahrloste Chinchillas suchen ein neues Zuhause

© Edgar Pfrogner

Es ist ein Hilferuf, mit dem sich das Tierheim an die Erlanger Nachrichten wendet. "Wir mussten 22 Chinchillas aus einer Wohnung abholen", sagt Tierheim-Mitarbeiterin und Vorstandsmitglied Stefanie Kühner. Neue Besitzer für die Tiere zu finden, dürfte aber schwer werden, befürchtet sie. "Chinchillas sind aus der Mode. Sie haben deshalb kaum Vermittlungschancen." Um so mehr hofft sie nun, dass es gelingen wird, den Neuzugang an liebevolle Tierfreunde abzugeben, die bereit sind, auf die Eigenheiten der Tiere einzugehen.

Dazu gehört, dass die eigentlich in den Anden beheimateten Nagetiere reine "Anschautiere" sind, wie Stefanie Kühner sagt. Und das, obwohl sie mit ihren rundlichen Nasen und dem flauschigen Fell äußerst knuddelig aussehen und zum Anfassen geradezu einladen. Bei den Chinchillas im Tierheim ist dies allerdings nicht der Fall. Sie sind krank und verwahrlost, haben ein stumpfes, zerzaustes Fell, offene, blutige Stellen. "Sie waren falsch gefüttert und hatten keinen Sand, um sich das Fell zu reinigen“, erklärt Kühner. "Durch zu kleine Käfige waren sie außerdem eingeschränkt in ihren Bewegungen."

Ihr Besitzer hatte sich selbst an das Tierheim gewandt, weil er merkte, dass er mit der Haltung seiner Tiere, die sich über die Jahre immer weiter vermehrt hatten, nicht mehr klar kam. Ein Junges kam jetzt im Tierheim auf die Welt. Man gehe davon aus, dass noch weitere von den zwölf Weibchen trächtig sein, so Kühner. Deshalb werde man sie in den nächsten vier Monaten noch nicht abgeben. Chinchillas haben eine lange Tragezeit. 115 Tage dauert es, bis sie ihre Jungen werfen. "Ein Chinchilla kommt völlig fertig auf die Welt und hopst dann gleich herum", erklärt die Tierheim-Mitarbeiterin. Zum Vergleich: Kaninchen werden nach 30 Tagen nackt, blind und taub geboren.

Der Käfig kann nicht groß genug sein

Apropos hopsen: Chinchillas sind ursprünglich Gebirgstiere, und dies sollte auch bei ihrer Haltung beachtet werden. Bei einem Käfig, dessen Grundfläche "gar nicht groß genug sein kann", so Kühner, ist vor allem auch die Höhe wichtig. Die Tiere klettern nicht, sondern springen. Um ihnen dies zu ermöglichen, sollten im Käfig Bretter auf verschiedenen Höhen angebracht sein. Unbeaufsichtigt in einer Wohnung frei herumlaufen sollten sie nicht, da sie Nager sind. Und es sind auch nicht die idealen Haustiere für Kinder, denn sie sind dämmerungs- bis nachtaktiv.

Dazu kommt eben, dass sie trotz ihres fluffigen Aussehens nicht geknuddelt werden dürfen. Denn die Tiere halten ihr Fell völlig trocken. "Bereits die Feuchtigkeit einer Hand ist nicht wünschenswert", sagt Kühner. Deshalb brauchen Chinchillas auch einen speziellen, ganz feinen und talghaltigen Sand, in dem sie sich wälzen können. Dieser nimmt die Feuchtigkeit aus dem Fell. "Das Schlimmste, das man ihnen antun kann, ist, sie zu waschen."

Hoffen auf Spenden

Auch bei der Ernährung sind Chinchillas eigen. Für sie gibt es im Handel spezielle Pellets, die man, so Kühners Tipp, mit getrockneten Kräutern oder Hagebutten aus dem Teeladen anreichern kann. Durch falsche Fütterung bekommen sie einen Leberschaden und ihre Wirbelsäule deformiert sich.

Wenn man sich auf Chinchillas und ihre Ansprüche einlasse, könne man viel Freude an ihnen haben, meint Stefanie Kühner, die selbst einige dieser Tiere hält. "Es sind muntere Tiere, und es macht Spaß, ihnen zuzuschauen." Chinchillas werden auch zutraulich, holen sich zum Beispiel Leckerbissen aus der Hand ihres Pflegers. Sie sollten nur gemeinsam mit Artgenossen gehalten werden.

Zudem muss man wissen, dass Chinchillas eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren haben. Das Tierheim vermittelt die Chinchillas in Zweier-, Dreier-, Vierer- und Fünfergruppen. "Die Einheiten bleiben so", sagt Kühner, da die Tiere sich schwer vergesellschaften ließen.

Erst in vier Monaten werden sie abgegeben, vermutlich werden es dann noch mehr Tiere als jetzt sein. Nur die reinen Männchengruppen können schon vorher vermittelt werden. "Ich nehme mir gern Zeit für Leute, die sich für die Tiere interessieren, und würde ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen", so Kühner. "Schön wäre es auch, wenn jemand das finanziell unterstützen möchte", fügt sie hinzu, denn sie befürchtet, dass es länger dauern könnte, bis die Chinchillas ein neues Zuhause finden.

Das Tierheim ist auf Spenden angewiesen: Tierschutzverein Erlangen und Umgebung e.V.

IBAN: DE50 7635 0000 0000 010447. BIC: BYLADEM1ERH bei der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen

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