24. April 1964: Die Polizei hat heute ihren großen Tag

24.4.2014, 07:00 Uhr

Gegen 15.30 Uhr zieht die Kapelle mit klingendem Spiel, angeführt von drei Erlanger Polizeibeamten zu Pferd, durch die Haupt- und Henkestraße zum neuen Gebäude, wo dann um 16.30 Uhr die eigentlichen Übergabefeierlichkeiten beginnen.

Zahlreiche Gäste haben sich angemeldet. Neben Bundestags- und Landtagsabgeordneten werden Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums des Innern und der Regierung von Mittelfranken sowie hohe Polizeibeamte aus München, Nürnberg, Fürth, Ansbach, Bamberg und Forchheim - um nur einige Städte zu nennen - erwartet.

Auch den Polizeidirektor aus Graz in Österreich wird man begrüßen können. Er kommt mit dem Musikkorps der Bundespolizei Graz, das heute Nachmittag vor dem Waldkrankenhaus spielt und sich neben den Musikzügen der Bereitschaftspolizei München und des Grenzschutzkommandos Süd an dem Internationalen Polizeikonzert beteiligt, das um 20 Uhr im Redoutensaal beginnt. Die Bevölkerung Erlangens ist zu allen Veranstaltungen des Tages der Polizei herzlich eingeladen.

Der Volksmund nannte sie „Schnurren“

Mit der offiziellen Übergabe des Dienstgebäudes beginnt ein neuer Abschnitt in der Erlanger Polizeigeschichte, die - wie vom Stadtarchivar Johannes Bischoff mitgeteilt wird - bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht. Damals gab es in der Altstadt einen Stadtknecht, der als „Vollzugsorgan des Stadtmagistrats“ zu den Vorläufern der heutigen Polizisten zählt.

In der für die Hugenotten erbauten Neustadt erging am 1. Mai 1689 ein Dekret, in dem es heißt, dass „zur Sicherheit der Stadt ein Gerichtsknecht, der später auch den Namen Stadtknecht führt, und drei Nachtwächter anzunehmen sind“. Zu diesen Stadtknechten gesellten sich nach der Gründung der Universität 1743 nach die sogenannten Universitätswächter, die im Volksmund den Namen „Schnurren“ führten und sozusagen für diejenigen Studierenden „zuständig“ waren, die den Universitätsgesetzen zuwider gehandelt hatten.

Die „Schnurren“ durften solche Übeltäter verhaften und auf den Karzer führen und hatten im Übrigen im Universitätsbereich für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Im Nebendienst mussten die Wächter, die ihre Wachstube neben der Militärhauptwache hatten und allen Anschein nach nicht gerade überlastet waren, auch noch Hausmeisterdienste übernehmen, in der Universitätsbibliothek oder auch in der Anatomie aushelfen.

"Bürgerliches Wachwesen" durch Befehl des Markgrafen geordnet

Nicht zuletzt war für die „Schnurren“ auch die schwierige Aufgabe bestimmt, Studentenduelle, die verboten waren ausfindig zu machen und anzuzeigen. Erst im Jahre 1825, als der letzte der noch lebenden fünf „Schnurren“ in den wohlverdienten Ruhestand trat, wurde mit dem Privileg der Universität, eigene Wächter anzustellen, Schluss gemacht.

Immerhin: in ihrer „großen Zeit“ ging es den Universitätswächtern nicht schlecht. Schließlich waren es mehrere, und sie konnten die Fülle der Ordnungsaufgaben unter sich mehr oder weniger gerecht aufteilen. Der einzige Stadtknecht dagegen vermochte sein Amt nur unvollkommen ausfüllen. Daher zeichnete für den allgemeinen Sicherheitsdienst die Bürgerschaft selber verantwortlich. Man organisierte eine halbmilitärische Bürgerkompanie, deren Tradition in der Altstadt bis ins Mittelalter zurückreichte. In eine Zeit, in der die Korporation der Schützen für „Sicherheit“ sorgte.

In der Erlanger Neustadt war das „bürgerliche Wachwesen“ durch einen Befehl des Markgrafen aus dem Jahre 1701 genau geordnet. Mit Ausnahme der kirchlichen und weltlichen Beamten, der Schullehrer und später auch der Universitätsangehörigen war jeder Bürger zur Wache verpflichtet. Seit 1711 erhielt jeder, der Wache schob, eine blaue Uniform. Die Hauptwache der Neustadt war auf der Nordostseite des Schlossplatzes stationiert.

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