30. Juli 1964: Gegner des Kraftwerks schöpfen jetzt Hoffnung

30.7.2014, 07:00 Uhr

In einer nach lebhafter Debatte einstimmig angenommenen Resolution wird die Stadt Erlangen gebeten, alle juristischen Möglichkeiten einschließlich eines eventuell möglichen Antrags auf eine einstweilige Verfügung zu benutzen, um die Errichtung des Kraftwerks zu verhindern.

Der vorsichtige Optimismus, mit dem die Bürgerversammlung schloss, hatte seine Ursache in dem Umstand, dass Oberbürgermeister Dr. Lades und Oberstadtdirektor Dr. Hiltl eine ganze Reihe von neuen Gesichtspunkten mitteilen konnten. Maßgebende Fachleute haben sich bereits gegen das Kraftwerk an seinem gegenwärtigen Standort ausgesprochen. Inzwischen wird auch bereits von Planungen für die Errichtung in der Nähe von Eggolsheim geredet.

Der Oberstadtdirektor, der die bisherige Entwicklung nach seinen Aktenunterlagen schilderte, nannte vor allem einen Vortrag von Regierungsbaudirektor Dr. Kahlert, der am 22. Januar dieses Jahres erklärte, Dampfkraftwerke seien Großwasserverbraucher, soweit sie nicht anders als mit Wasser kühlen könnten. Das Kraftwerk bei Frauenaurach sei unglücklich platziert. Für die Zukunft sei eine bessere Wasserversorgung erforderlich.

„Der Standort ist falsch“

Das gewichtigste Argument des obersten Juristen Erlangens war aber, dass keines der zur Vorbereitung erforderlichen Verfahren abgeschlossen ist. Das Raumordnungsverfahren sei noch nicht zu Ende. Bei einer Sitzung 1962 in Frauenaurach war entschieden worden, das Ergebnis dem Wirtschaftsministerium mitzuteilen. Seine endgültige Stellungnahme steht noch aus. „Aber wie die Äußerung aussehen wird, ist uns bekannt: der Standort ist falsch.“

In seinem Resumee sagte Dr. Hiltl weiter, dass auch das wasserrechtliche Verfahren nicht abgeschlossen sei, dass die gewerberechtliche Genehmigung ausstehe und auch noch keine Baugenehmigung erteilt sei. „Trotzdem können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollen. Umso größer ist unsere Freude, dass das Landratsamt heute klar Stellung bezieht.“

Etwas Essig wurde in den Wein des juristischen Optimismus gegossen, als in der Versammlung darauf hingewiesen wurde, im Nürnberger Amtsblatt habe gestanden, mit dem Bau werde so bald wie möglich begonnen. Auch Regierungsdirektor Dr. Büttner, der die schwierige Aufgabe meisterte, als neutraler Beauftragter der Regierung von Mittelfranken die Gemüter zu beruhigen, ohne allzu viel zu versprechen, rief Bedenken hervor. Er erwähnte ein Beispiel aus Happurg. „Hier war das wasserrechtliche Verfahren abgeschlossen, bevor das Werk in Betrieb ging.“

Den erregten Zwischenrufen „Aber der Bau wurde nicht aufgehalten“, setzte später Oberstadtdirektor Dr. Hiltl in einer Stellungnahme hinzu: „Wenn das Werk erst steht, hält es kein Mensch mehr auf.“ Von Rufen wie „Wo bleibt der Rechtsstaat?“ immer wieder unterbrochen fuhr Dr. Hiltl fort: „Wir müssen das Gebäude aufhalten. Wir wissen ja, wie schwer es ist, eine Garage zu beseitigen.“

Wiederholt wurde dem Landrat für seine klare Stellungnahme gedankt. Dr. Hiltl sah in dem Schreiben sein „Vertrauen auf die staatlichen Behörden gerechtfertigt.“ OB Dr. Lades sah in dem Schreiben die Bestätigung dafür, dass vorläufig keine Baugenehmigung erteilt werde. Der Landrat habe sehr richtig gesagt, die wesentlichen Entscheidungen fallen in Gutachten.

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