76 Flüchtlinge in Forth

18.9.2015, 06:00 Uhr
76 Flüchtlinge in Forth

© Isabel Krieger

Das 1984 errichtete Haus mit 55 Zimmern auf fünf Stockwerken steht seit Mitte März dieses Jahres leer. Es war im Besitz des Diakonievereins Forth, der seit 2013 einen Käufer für die Immobilie suchte, nachdem mit der Krankenhausgesellschaft Martha Maria der Neubau eines Altenheimes realisiert worden war.

Im Frühjahr waren die Bewohner in das neue Haus in der Dr. Rolf- Filler-Straße in Forth umgezogen. Bereits ab diesem Zeitpunkt hatte sich eine künftige Nutzung als Flüchtlingsheim abgezeichnet. Gespräche des Diakonievereins mit der Regierung von Mittelfranken für eine Anmietung als Asylunterkunft liefen bereits, als Pfarrer Johannes Häselbarth im Mai ein Schreiben der Landeskirche erreichte, in dem die Kirchengemeinden im Freistaat aufgefordert wurden, leerstehende Immobilien zu melden, die als Asylunterkunft in Frage kommen. Er habe sofort Kontakt aufgenommen, erklärte Häselbarth auf Anfrage. Innerhalb weniger Wochen war man sich einig. Am Mittwoch wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Der Preis lag laut Häselbarth und Landeskirche bei 1,4 Millionen Euro.

In den nächsten Monaten werden die Räume des ehemaligen Pflegeheimes nach Auskunft der Landeskirche hergerichtet und zusätzlich Selbstversorgerküchen eingebaut. Auf eine maximale Auslastung der Belegung werde dabei verzichtet, um „lebenswerte Bedingungen auch auf mittelfristige Sicht zu schaffen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Ob Familien oder Einzelpersonen in die neue Flüchtlingsunterkunft einziehen werden, war gestern noch nicht bekannt. „Die Räume sind familiengeeignet“, teilte Pressesprecher Johannes Minkus auf Anfrage mit. Am späten Nachmittag hatten Diakonieverein und Landeskirche zu einer Informationsveranstaltung nach Forth eingeladen.

Sicher ist: Auch die Eckentaler Flüchtlingsinitiative „FLECK e.V.“ wird Räume im Haus bekommen. Der Spitzboden des Gebäudes, der aus brandschutztechnischen Gründen für eine Flüchtlingsunterkunft nicht geeignet ist, wird an einen Künstler vermietet. Er soll dort ein Kunstprojekt zusammen mit den Bewohnern umsetzen.

Die Anmietzeit durch die Regierung von Mittelfranken beträgt laut Minkus acht Jahre fest mit einem zweijährigen Optionsrecht. Ein Hausmeister wird sich vor Ort um die Immobilie kümmern.

Mit dem Verkauf des Hauses fällt dem Diakonieverein Forth eine große Last ab: das Anwesen war vor einigen Jahren mit Zuschüssen erweitert worden war, die aufgrund des Leerstandes nun zurückgezahlt werden müssen.  Sie belaufen sich auf rund 700 000 Euro. Damit bleibt dem Diakonieverein gut die Hälfte des Erlöses von 1,4 Millionen Euro.

„Wir sind eine schwierige Immobilie los“, sagt Pfarrer Johannes Häselbarth im Hinblick auf die gescheiterten Verkaufsgespräche der vergangenen zwei Jahre. So war man bis zum Frühjahr noch mit dem Deutschen Orden in Verhandlung gewesen. Nun liegt die Zukunft des Forther Diakonieheims und die Nutzung als Asylunterkunft in den Händen der Landeskirche.

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