Akrobatisch und fulminant

8.12.2014, 19:43 Uhr
Akrobatisch und fulminant

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In der Tat boten die 14 Tänzerinnen und Tänzer abermals originelle und sorgfältig erarbeitete Choreographien auf. Gewitzt moderierte der künstlerische Leiter, Ivan Liska, die vier tänzerischen Inszenierungen, was vieles verständlicher und damit noch intensiver erkennen ließ.

Mit einer strengen halbstündigen Choreographie von Norbert Graf und Simone Sandroni zu mittelalterlichen „Laudes“-Gesängen in Neubearbeitungen war der symmetrischen, kantigen und abstrakten Tanzkunst Genüge getan. Das war von großer Präzision in den unterschiedlichen Formationen, von kühler Strahlkraft.

Der Auftakt des zweiten Teils war der klassischen Schule des „Grand Ballet“ mit Spitze und Pose zu einem Walzer von Glinka in perfekter Attitüde geschuldet. Das ist die klassische Basis, ein „Muss“ jedes „Corps de Ballet“, jedes Tänzers, aus dem sich die tänzerische Vielfalt aller Richtungen entwickelt. Schön, gekonnt und graziös war die klassische Balanchine-Choreographie präsentiert.

Spannender, abwechslungsreicher Höhepunkt war die Umsetzung von Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“. Norbert Graf, Ayman Harper und Ivan Liska hatten für ihre Inszenierungen nicht nur unterschiedlichste instrumentale Versionen (Klavier, Orchester, Orgel und Timpani, nach „Emerson, Lake & Palmer“) ausgewählt, sondern präsentierten mit gewitzten Kostümen (Susanne Stehle) eine bewegte Ausstellung mit getanzten, modernen Bildern von Oppenheim, Lichtenstein, Beuys, Picasso, Pollock, Magritte.

Hohe Kreativität

Hier zeigten sich in der Grundidee und ihrer Umsetzung hohe künstlerische Kreativität, Ausdrucksvermögen, Humor in Einzel- und Zweierkonstellationen, tänzerische Freude und präzise Gruppenformation im Finale des „Bilderrauschs“. Großartig und geistreich, absolut sehenswert ist diese neue Ausstellung!

Den Abschluss bildete der bereits im vergangenen Jahr zum Publikumsknüller avancierte „Intuition Blast“ mit dem großen Walzer und dem „Tanz der vier kleinen Schwäne“ aus Tschaikowskys „Schwanensee“, dem Klassiker des „weißen Balletts“ schlechthin.

Denkt man. Statt des großen „Corps“ tanzen zwei Männer (Alexander Bennett und Simon Jones) in Hose, Hemd, Krawatte einen witzigen „Pas de deux“. Keine überzeichnete Schwulennummer wie bei den „Trocaderos“. Nein, zwei karrieregeile Bürohengste wetteifern parodierend um ihre tänzerische Potenz (Choreographie: Ralf Jaroschinski). Das ist bei aller Komik niemals simpel, sondern akrobatisch und fulminanter Abschluss dieser gelungenen Ballett-Soirée.

Es wäre eine begrüßenswerte Tradition, die exzellente Junior Company „alle Jahre wieder“ in Erlangen zu erleben!

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