Alex de Minaur überrascht wieder beim ATP-Challenger

3.11.2017, 08:00 Uhr
Alex de Minaur überrascht wieder beim ATP-Challenger

© Fotos: Anestis Aslanidis

Eigentlich hätte es niemanden mehr überraschen sollen. Ein Unbekannter war Alex de Minaur im House of Sports spätestens seit seinem Final-Sturm im Vorjahr nicht mehr gewesen. Und dennoch wetteten am Mittwochabend die meisten auf Tommy Robredo, den 35-jährigen Spanier, vor mehr als zehn Jahren die Nummer fünf der Welt. Am Ende aber stand wieder nur einer da und lächelte: Alex de Minaur, der Youngster, der zu Robredos besten Zeiten noch die Grundschläge übte.

"Ich war selbstbewusst und habe gut gespielt. Ich wusste, dass ich meine Chancen bekommen würde, und habe sie dann auch genutzt. So konnte ich gewinnen", sagt de Minaur. Nach dem 7:5, 6:3 gegen Robredo sammelten sich die Tennis-Fans im Teenager-Alter um den Australier. Fotos hier, Autogramm dort, natürlich hatten ihn schon wieder alle in Eckental ins Herz geschlossen.

"Ich liebe es, hierher zu kommen", sagt de Minaur. "Im vergangenen Jahr war die Unterstützung der Zuschauer schon fantastisch, dieses Jahr ist es wieder so. Das gibt mir Selbstbewusstsein. Ich bin sehr dankbar dafür." 2016 schaffte er es aus der Qualifikation heraus ins Finale, in sein erstes Finale beim ATP-Challenger-Turnier überhaupt. Das ging zwar verloren, doch selbst sein damaliger Gegner Steve Darcis zollte ihm Respekt.

"Natürlich ist man traurig, wenn man ein Spiel verliert", sagt der Youngster heute. "Aber danach habe ich auf das gesamte Turnier zurück geblickt und gesehen: Ich habe wirklich gutes Tennis gespielt. Man muss auf das Positive schauen." Das war auch der Plan für das Match gegen Robredo. "Wenn du in ein Spiel gehst und nicht glaubst, es gewinnen zu können, warum sollte man das Spiel spielen? Ich dachte, wenn ich wirklich gutes Tennis spiele, dann habe ich auch eine Chance. Das ist meine Mentalität."

Während der Partie musste de Minaur allerdings zittern bis zum letzten Ball. "Es gab keinen Moment, in dem ich dachte, ich hätte es schon geschafft. Erst, als das Spiel zu Ende war. Ich war sehr aufgeregt und angespannt, bis der letzte Ball ins Aus gegangen ist", sagt der 18-Jährige. "Beim Stand von 3:0 gab es zudem ein wirklich langes Spiel, dabei habe ich das Break geschafft. Das hat mir sehr geholfen. Doch das Match war offen bis zum letzten Punkt."

Vor allem in ersten Satz war das Match eng, ein großer Kampf, auch ein Kampf der Generationen. "Der größte Unterschied ist, dass Spieler mit dieser Erfahrung keine Punkte einfach herschenken", sagt de Minaur über seinen Gegenspieler Robredo. "Gegen sie muss man alle wichtigen Punkte für sich entscheiden, denn sie geben einem nichts umsonst. Deshalb ist es umso schwieriger gegen sie."

Die Top 100 sind das Ziel

Doch Eckental ist für den Australier ein gutes Pflaster, oder anders: der Teppich, der die Welt bedeutet: "Der Boden kommt mir entgegen. Ich kann hier gutes Tennis spielen", sagt de Minaur. Der Teppich macht den Ball schnell, und das Spiel des Youngsters dadurch noch schneller. "Auch die Zuschauer helfen mir. Die Kombination daraus ist es wahrscheinlich, warum ich hier so stark spiele." Dass es wieder fürs Finale reichen könnte, daran will de Minaur, aktuell Nummer 244 der Weltrangliste, noch nicht denken.

Alex de Minaur überrascht wieder beim ATP-Challenger

"Zuerst wollte ich einfach nur mein erstes Spiel gewinnen. Ich hatte in den vergangenen Wochen damit zu kämpfen, meine Spiele zu gewinnen. Also war ich total froh, das erste Spiel gewonnen zu haben. Jetzt schaue ich einfach, wie weit es geht. Ich schaue Tag für Tag." Heute steht das Viertelfinale an. "Das wird wieder hart. Darauf bereite ich mich vor." Unter anderem sah er sich gestern Abend das Duell Matthias Bachinger gegen Dustin Brown an, gegen den Gewinner muss de Minaur nun antreten.

Noch drei Turniere stehen nach Eckental für den jungen Australier an, es geht nach Frankreich und Italien. "Nur wenn es wirklich gut läuft, beende ich die Saison vorzeitig, um mich ein wenig zu erholen." Ein paar Tage Auszeit wird sich das Talent danach aber in jedem Fall gönnen, dann geht es heim nach Alicante in Spanien. Dort wohnt der gebürtige Australier seit seinem fünften Lebensjahr.

"Anschließend geht’s wieder nach Australien." Der Grand Slam in Melbourne ist das große Ziel. "Ich absolviere meine Vorbereitung in Australien und habe davor ein paar Turniere. Es wäre schön, bei den Australien Open dabei zu sein." Für 2018 hat der 18-Jährige große Ziele: "Ich möchte so nah wie möglich an die Top 100 herankommen. Ich habe das Zeug dazu, allerdings muss ich ein paar mehr Spiele gewinnen und selbstbewusster werden."

Der erste Schritt dahin wäre ein Sieg in Eckental, der erste ATP-Challenger-Sieg für Alex de Minaur überhaupt. "Wenn ich hier gewinne, muss ich nächstes Jahr auf jeden Fall wiederkommen." Das Versprechen gilt. Nur überraschen dürfte er dann niemanden mehr.

Alle Informationen zum Tennis-Turnier, Spielplan und Live-Ergebnisse finden Sie unter www.challenger-eckental.de

Keine Kommentare