Alte Erlanger Stadtmauer wankt

28.8.2014, 11:54 Uhr
Alte Erlanger Stadtmauer wankt

Die mahnenden Stimmen sind in den letzten Jahren nicht nur nicht verstummt, sondern lauter geworden. Ob Pia Tempel-Meinetsberger vom Heimat- und Geschichtsverein, ob Bernd Nürmberger von den Altstadtfreunden, ob Hans Kurt Weller vom Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – alle beklagen den Zustand der wuchtigen Stadtmauer, die vom (Sand-)Steinfraß und von wilder Vegetation bedroht ist. Deutlich sichtbare Pflegemängel, abplatzende Steinteile nach Winterfrost, Pflanzen sprengen durch ihre Wurzeln das Mauerwerk auf, Moos auf dem Sandstein lässt diesen bröseln, tragende Konstruktionen sehen bedenklich wackelig aus.

Aber die Stadt will gegensteuern. Mit einem genehmigten städtischen Haushalt will die Bauverwaltung eine Million Euro in die Hand nehmen, um die teure Rettung der nördlichen Stadtmauer zu beginnen.

Die Rettung des einstigen Schutzwalls ist auch die Voraussetzung dafür, das ganze Viertel zu erneuern. Hier stehen etliche renovierte Altbauten (wie das Atelier im Zwickel von Pfarr- und Lazarettstraße); daneben hat ebenfalls ein Bauherr ein Haus auf der Mauer vorbildlich restauriert; und der Heimat- und Geschichtsverein ist seit zwei Jahren Eigentümer eines Doppelhauses geworden, das – wenn es erst einmal renoviert ist – als künftiges „Stadtforscherhaus“ zu einem Schmuckstück werden könnte.

Alte Erlanger Stadtmauer wankt

© Fotos: Edgar Pfrogner

Das mittelalterliche Bauwerk aus dem Jahr 1706 ist insgesamt instabil. Unweit des Stadtforscherhauses neigt sich die Mauer bereits um 15 Zentimeter nach außen. Vor allem deren statische Sanierungsbedürftigkeit, die Untersuchungen des Heimat- und Geschichtsvereins im Vorjahr untermauerten, nehmen Altstadtfreunde und Denkmalschützer sowie Stadträte zum Anlass, zu beantragen, eine Verbesserung des Wohnumfeldes im Bereich der Nördlichen Stadtmauerstraße anzustreben. Dazu könnten auch das Städtebauförderprogramm mit seinem Fonds „Aktive Zentren“ angezapft werden.

Von einer stärkeren Nutzung als Wohnviertel versprechen sich die Anwohner auch ein wenig „Beruhigung“. Eine Discothek in der Lazarettstraße gehört zu den durchaus angestrebten „jungen Attraktionen“ des Viertels, ist aber gleichzeitig ein Quell des Missmuts vieler Anwohner. Von zusätzlicher Wohnbebauung würden sich auch die Stadtplaner einen „zivilisatorischen Quantensprung“ versprechen, da weitere Anwohner zwangsläufig den nächtlichen Erlebnishunger bremsen würden. Und durch neue Anwohner würden die Erlanger ein Stückchen Altstadt wiederentdecken, das etwas aus dem Blickfeld geraten und wohl auch deshalb vernachlässigt worden ist.

Nicht untätig geblieben

Stadtplanungsreferent Josef Weber weist darauf hin, dass seine Ämter keineswegs untätig geblieben seien. Es habe längst erste Gespräche mit dem Fördergeldgeber gegeben, auch wenn heute schon klar sei, dass die Mittel, die im Investitionsprogramm für die Jahre 2014 (120.000 Euro), 2015 (210.000 Euro) sowie 2016 (580.000 Euro) vorgesehen sind, für das Projekt nicht ausreichen werden.

Da sind auch Immobiliengeschäfte nur ein Tropfen auf den heißen Stein, beispielsweise der Verkauf einer ehemaligen kleinen Schuhfabrik, die der Stadt „zugefallen“ ist. Der Klinkerbau an der Wöhrstraße soll künftig zu Wohnzwecken genutzt werden.

In der Abteilung Stadterneuerung gibt es zudem Pläne, wie der Stadtteil aufgewertet werden könnte. Eine der Maßnahmen hört sich erst einmal banal an, hätte aber große Auswirkungen: So könnte eine Treppe vom Wohnviertel zum darunter liegenden Graben, der künftig nicht mehr als Schleichweg für ortskundige Autofahrer genutzt werden soll, sondern nur noch Anliegerstraße und „Spielstraße“ werden könnte, das Viertel aufwerten. Schon heute ist der Grünstreifen an der Nördlichen Stadtmauerstraße ein Erholungsort.

3 Kommentare