Amerikanischer Zwergwaller soll "Suarez" anlocken

21.8.2014, 08:59 Uhr
Die Erlanger wollen Schnappschildkröte Suarez mit einem amerikanischer Zwergwaller in die Fangvorrichtungen locken.

© Harald Sippel Die Erlanger wollen Schnappschildkröte Suarez mit einem amerikanischer Zwergwaller in die Fangvorrichtungen locken.

Der Weg zwischen dem Kleinen Bischofsweiher und mehreren Karpfenweihern ist idyllisch - und viel benutzt. Nicht nur Landwirte sind unterwegs, sondern auch Spaziergänger und Radfahrer. Von der Schildkröte, die hier gesehen wurde, wissen alle. Schilder warnen vor dem Tier. "Was, wegen der Schildkröte sind Sie hier?" Zwei Walkerinnen geben ihren Zweifeln Ausdruck. "Das ist doch mehr als fraglich, ob es die wirklich gibt", sagt die eine. "Die soll ja nachts um elf Uhr gesehen worden sein. Das glaubt doch keiner."

Nikolaus Schadt zweifelt die Existenz der Schnappschildkröte nicht grundsätzlich an. Abgesehen davon, dass die Schilderungen des Ehepaars, die das Tier gesehen hatten, sehr glaubwürdig waren, ist für ihn vor allem eines klar: Exotische Tiere in hiesigen Gewässern sind eine Alltagserscheinung. Vor allem exotische Fische.

"Wir haben richtige Plagen hier bei uns“, sagt der Gewässerschutzbeauftragte des Bezirksfischereivereins Erlangen. Goldfisch, Blaubandbärbling, Sonnenbarsch - diese aus Asien oder Amerika stammenden Fischarten werden hierzulande in Aquarien oder Gartenteichen gehalten – und in Seen, Weihern oder Flüssen ausgesetzt, wenn die Halter sie nicht mehr behalten wollen.

In der Regnitz und im Kanal

Genauso wird mitunter mit Wasserschildkröten verfahren. Rotwangenschildkröten hat Nikolaus Schadt schon in einem Seitengewässer der Regnitz beim Westbad und im Europakanal gesehen. Diese Schildkrötenart ist kleiner und - anders als Schnappschildkröten - ungefährlich.

Zwei Mal täglich, morgens und abends, kontrolliert Nikolaus Schadt seit einigen Wochen die Lebendfallen in den beiden Karpfenweihern - einer ist städtisch, der andere gehört zum Landkreis - , in denen die Schnappschildkröte gefangen werden soll. Doch "Suarez" war bisher noch in keiner der Fallen. Bei seinen Kontrollgängen bestückt er sie mit neuen Ködern.

Amerikanischen Zwergwaller hat er diesmal mitgebracht, "selbst gefangen", sagt er - "die gibt‘s massig im Kanal, Aquarianer haben sie ausgesetzt und wir werden sie nicht mehr los". Dann grinst er: "Das passt ja als Köder für eine amerikanische Schildkröte". Mit den Besonderheiten nordamerikanischer Schnappschildkröten hat der Fischfachmann sich in letzter Zeit ausgiebig beschäftigt."Ich habe gegoogelt", sagt er. "Stichwort: Turtle hunting." Dabei habe er herausgefunden, dass Schnappschildkröten in ihrem Herkunftsland gejagt und zu Steaks und Gulasch verarbeitet werden. Und dass die Fallen dort ganz anders beschaffen sind als die beiden Drahtgestelle - eine Reuse und eine Schlagfalle - , die er momentan ständig mit Ködern bestückt.

Eine Falle nach amerikanischem Vorbild baut Nikolaus Schadt momentan aus Kunststoffrohren und einem Gitter selbst. "Die Falle macht sich das natürliche Bedürfnis der Tiere nach Sonne zunutze", erklärt er. "Schildkröten brauchen mindestens 26 Grad, damit ihr Stoffwechsel funktioniert, und vor allem morgens wärmen sie sich in der Sonne auf." Die Falle wird von den Schildkröten als Sonnendeck wahrgenommen. Sie klettern von außen hoch, um sich in die Wärme zu legen, und fallen dann durch eine Öffnung nach innen.

Damit soll nun auch "Suarez" angelockt werden. Nikolaus Schadt will seine Konstruktion in einem mit Schilf zugewucherten Weiher aufstellen, wo er das Tier vermutet. Dort, wo weniger Spaziergänger laufen. Schnappschildkröten seien scheu, meint er. Sie würden in aller Ruhe auf ihre Beute lauern, wie ein Krokodil. "Dann schießt ihr Kopf an dem langen Hals vor. Da hat man keine Chance, sich zurückzuziehen."

Ein Mann, der seinen Hund spazieren führt, gesellt sich zu Nikolaus Schadt. Es ist Baptist Winkelmann von der Weihergenossenschaft, der hier zahlreiche Weiher gehören. Um die Schnappschildkröte gehe es? Er habe erst kürzlich Fußspuren und dazwischen die Schleifspur eines Schwanzes gesehen, sagt er und deutet hinüber zu dem Pfad neben dem Schilfweiher.

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