An einem alten Grabstein in Neunkirchen gerüttelt

19.10.2016, 14:00 Uhr
An einem alten Grabstein in Neunkirchen gerüttelt

© Heinz Göpfert

Das Grab, an dem nunmehr gerüttelt wurde, liegt nicht wie das im Jahr 1810 an einer Baustelle. Es befindet sich auf dem Alten Friedhof in Neunkirchen, ist kunstvoll gestaltet und gilt als das älteste auf dem Gottesacker.

In ihm ruht seit 130 Jahren Joseph Kormann, der über Jahrzehnte als Verwalter der Seminarstiftung Neunkirchen am Brand wirkte. Diese Institution betreute die Hinterlassenschaft des 1555 verwaisten Klosters, ein Erbe von dem noch heute Pfarrei und Erzbistum profitieren. Daneben war Kormann in jüngeren Jahren auch noch seelsorgerisch am Ort tätig.

Geboren wurde er 1809 in Nasnitz, einem heutigen Ortsteil der Stadt Auerbach. Der Auerbacher Heimatforscher Rudolf Weber, Rektor im Ruhestand, hat über das Leben und Wirken von Joseph Kormann einen größeren Beitrag zusammengestellt (zu finden auch im Internet unter www.weber-rudolf.de/dorfkapelle.htm).

Daraus ergibt sich folgende Biografie: Der Geistliche und Stiftungsverwalter wurde 1835 in Bamberg zum Priester geweiht und wirkte 1836 bis 1839 seelsorgerisch in Neunkirchen. Nach dreieinhalbjähriger Tätigkeit als Kaplan in seiner Geburtsregion (Hopfenohe, im Truppenübungsplatz Grafenwöhr aufgegangen) kam er Anfang 1843 erneut nach Neunkirchen.

Dort könnte er maximal weitere fünf Jahre verblieben sein, denn erst ab 1948 ist sein Wirken als Pfarrverweser in Markt Bibart (Kreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim) und später als Pfarrer in Ludwigschorgast (Kreis Kulmbach) überliefert. Ab 1854 war Kormann wieder, diesmal als Verwalter der Seminarstiftung, in Neunkirchen tätig, wo er schließlich im Oktober 1886 verstarb.

Gremium diskutierte am Grab

Was bewegt eine Gemeinde dazu, einem Mann, der zusammengerechnet vier Jahrzehnte am Ort beruflich und seelsorgerisch wirkte, die letzte Ruhestätte streitig zu machen? Das Geld und ästhetische Betrachtungen, spielen hier eine Rolle.

In dieser Woche versammelten sich der Bauausschuss und weitere Fachleute auf dem Friedhof, um die Lage zu erörtern. Kritiker bemängelten, dass der Efeu über das Grab hinaus wuchert. Den Rückschnitt müsste die Kommune besorgen und finanzieren, denn sie ist Besitzerin der letzten Ruhestätte von Joseph Kormann. Als Alternative dazu wurde die Auflassung des Grabes mit Versetzung des Grabsteines an die Friedhofsmauer erörtert.

Dazu dürfte es letztlich aber nicht kommen. Wie schon der Freundeskreis für Kunst und Kultur setzte sich Ortsheimatpfleger Ernst Wölfel nachdrücklich für das Fortbestehen des Kormanngrabes ein. Zwar hätte man sich auch im Geburtsort in der Oberpfalz zur Übernahme bereit erklärt, er sei aber klar für den Verbleib in Neunkirchen und mehrere Mitbürger hätten ihn in dieser Haltung bestärkt, sagte Wölfel. Für einige Hundert Euro könne man den schönen Marmorgrabstein reinigen und konservieren, und das Geld für Bepflanzung und Beschnitt müsse aufzubringen sein.

Bürgermeister Heinz Richter erklärte auf Nachfrage, er gehe vom Erhalt des Grabes aus. Er stelle sich zudem die Frage, ob es zwischen der Marmortafel und der unweit dahinter liegenden Friedhofskapelle eine Verbindung gibt.

Dem gingen auch schon Josef und Dietmar Haberberger aus Kormanns Geburtsort Nasnitz nach. Dort stiftete der Priester und Verwalter der Seminarstiftung Neunkirchen 1865 eine Kapelle, die er sich unverputzt und im neuromanischen Stil mit Rundbogen wünschte. Diese Architektur lehnte die Baubehörde aber ab;es wurde neugotisch gebaut und zusätzlich verputzt.

Bei einem Besuch des Grabes auf dem alten Neunkirchener Friedhofs fiel Vater und Sohn Haberberger dann auf, dass die dortige Friedhofskapelle genau Kormanns im alten Heimatort eingereichten Planskizzen entsprach. Sollte er nachträglich in Neunkirchen seine Vorstellungen verwirklicht haben, fragten sie sich?

„Nein“ lautet die Antwort. Laut fundierten Abhandlungen der Neunkirchener Peter und Hanni Bail sowie der Lehrerin und Schriftstellerin Anna Friedrich wurde die Friedhofskapelle in der Brandbachgemeinde schon um 1850 und damit 15 Jahre früher als die Nasnitzer gebaut. Darüber hinaus ist bereits auf einem Stich von 1814 eine Kapelle auf dem Neunkirchener Gottesacker auszumachen; sie könnte ein Vorgängerbau der jetzigen gewesen sein.

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