Riesiger Andrang beim Erlanger Poetenfest

1.9.2014, 05:54 Uhr
Über 12.000 Besucher waren auf dem 34. Erlanger Poetenfest.

© Berny Meyer Über 12.000 Besucher waren auf dem 34. Erlanger Poetenfest.

Nach dem Auftakt am Donnerstag mit der Bayern-2-Nacht der Poesie im Markgrafentheater – der Bayerische Rundfunk erweist sich als zuverlässiger und unaufdringlicher Partner des Festes –, gab es am Freitag erste Höhepunkte: das Autoren-Portrait Ulla Hahn, der Open Air Poetry-Slam, eine rappelvolle Kirche bei einem Heimspiel zweier KlangPoeten, Ausstellungen, Kino. Dann folgte ein makelloser Samstag mit beglückenden Lesungen unter Bäumen, spannenden Diskussionen, entspannten und entspannenden Gesprächen bis in die tiefe Nacht – so macht Literatur Spaß.

Am Sonntag schließlich der erwartete Regen und die Gewissheit, dass man es auch einmal mit konkreter Prosa versuchen könnte: Man setze den Herzogenauracher Wetterpropheten Stefan Ochs aufs Podium und lasse ihn aus seinen schönsten (!) Wettervorhersagen lesen. Die aktuelle („Recht zäh haben die mit einer Kaltfront in Verbindung stehenden Regenfälle bis in den Sonntagnachmittag hinein angehalten“) hätte zwar keinen Beifall gefunden, dafür aber den Weg in eine Anthologie des Skurrilen.

Trotz des Regens aber gute Laune. Den Ausfall der Alfred-Döblin-Preisträgerin Kathrin Groß-Striffler kompensierten (noch einmal) das Duo Haberkamm/Treuheit mit musikalischer Mundart, Johannes Enders ließ sein Saxofon erklingen, das Podium (Redoutensaal) und die Nebenpodien (im oberen Theaterfoyer und in der Garage) funktionierten prächtig und reibungslos.

Und eine Begebenheit, die das Zeug für ein kleines Wunder, mindestens aber für eine noch zu erzählende Geschichte hat: Die japanische Schriftstellerin Yoko Tawada, die erst im letzten Jahr den Erlanger Literaturpreis für ihre Übersetzungen erhalten hatte, las aus ihrem neuen Roman „Etüden im Schnee“.

Na und? Von wegen na und? Für ihre Anreise hatte Festival-Leiter Bodo Birk einen ausgeklügelten Hol-BringDienst ausgetüftelt, nachdem Tawada am Samstag noch in einem italienischen Bergdorf gelesen hatte. Danach ein Bergrutsch am Lago Maggiore – Tawada war eingeschlossen. Aber die zarte Japanerin packte mutig ihr Ränzel und kletterte ins Tal, danach im Taxi nach Mailand, von Frankfurt nach Erlangen. Pünktlich um 16.30 Uhr begann ihre Lesung. Erlanger Poetenfest? Ein Muss!

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