Astronaut Alexander Gerst über Fernweh und Brokkoli im All

25.10.2015, 17:54 Uhr
Astronaut Alexander Gerst über Fernweh und Brokkoli im All

© André de Geare

Alexander Gerst, sind Sie noch Astronaut oder der PR-Mensch fürs All?

Gerst: Als Astronaut muss man auch immer so ein bisschen PR-Mensch fürs All sein – zumindest sehe ich das als meine Verantwortung. Ich habe früher davon profitiert, dass ich Astronauten wie Sigmund Jähn im Fernsehen und in Magazinen gesehen habe. Das hat mir den Glauben gegeben: Wenn Menschen das dort oben machen, dann kann ich das auch. So nehmen wir als Kinder unsere Umwelt war, und alles was wir sehen, ist für uns normal. Dadurch definieren Kinder den Spielraum ihrer Möglichkeiten, sie sehen, dass das möglich ist. Es ist mir wichtig, dass ich das weitergeben kann, wovon ich als Kind profitiert habe.

Auch den Weg, wie man Astronaut wird?

Gerst: Wenn mich das jemand fragt, gebe ich das weiter. Ich will den Kindern aber nicht einreden, dass sie Astronaut werden sollen. Was sie werden wollen, wissen Kinder ja am besten. Letztendlich ist es ja auch egal, was für einen Traum man hat. Wenn Kinder sehen: Hey, ich kann werden, was ich will, auch Astronautin oder Astronaut – dann können sich Kinder auch ganz andere Sachen vorstellen. Deswegen macht mir das auch Spaß. Und wenn man es ganz pragmatisch sieht: Als rohstoffarme Hochtechnologie-Nation ist das unser Kapital, das wir haben.

Haben Sie Fernweh?

Gerst: Generell habe ich das.

Seit Sie wieder auf der Erde sind?

Gerst: Nein, das habe ich schon immer gehabt. (Lacht.)

Auch bis zu den Sternen?

Gerst: Selbstverständlich.

Also, Sie wollen nochmal?

Gerst: Selbstverständlich!

Dürfen Sie nochmal?

Gerst: Das weiß ich nicht. Die Idee ist natürlich schon, dass man als Astronaut nicht nur einmal fliegt. Die ESA hat ja auch eine Investition in mich getätigt. Aber ob es dazu kommt, da hängen noch viele andere Sachen dran. Es muss alles passen. Wie im Leben immer: Das kann man nicht voraussagen.

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Gibt es auf der ISS eigentlich die obligatorische Ameisenfarm?

Gerst: Die habe ich interessanterweise in ganz vielen Modellen gesehen, was ich schon öfters belustigt angemerkt habe, aber auf der Raumstation hatten wir keine Ameisen.

Ist Astronautenkost wirklich so unappetitlich, wie sich der normale Erdenbewohner das vorstellt?

Gerst: Nein, das ist eigentlich ganz lecker. Wenn ich Ihnen das jetzt hier hinstellen würde, würden sie sagen: Oh, das ist aber gut.

Ihr Lieblingsessen auf der ISS?

Gerst: Brokkoli mit Käse – gefriergetrockneter Brokkoli und da ist so eine Käsesauce mit dabei, das kann man sich selber kombinieren. Das Problem ist aber nicht die Qualität des Essens, das ist wirklich gut, sondern die Vielfalt. Nach einem halben Jahr hat man sich da einfach x-mal durchgegessen.

Um ein Mysterium der Raumfahrtgeschichte zu lüften: Kann man vom Weltall aus die Chinesische Mauer sehen?

Gerst: Das weiß ich leider nicht, ich habe sie nicht gesehen. Fotografieren könnte man sie auf alle Fälle, wenn man weiß, wo sie ist. Mit bloßem Auge... Man müsste zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und wahrscheinlich würde man nicht die Mauer sehen, sondern vielmehr die Vegetationsschneise drumherum.

Was ich aber gesehen habe: Feuerwerk. Das hat mich selbst überrascht. Als wir in einer Sommernacht über Italien geflogen sind, habe ich lauter so blinkende Lichter über den Küsten gesehen. Als ich auf die Uhr geschaut habe, war es genau 23 Uhr Ortszeit – und da sind jeden Abend die Feuerwerke für die Touristen. Ich war früher mit meinen Eltern in Italien im Urlaub, da gab es das auch. Um 22 oder 23 Uhr sind die Feuerwerke dann. Und die sieht man von dort oben. Alle zur gleichen Zeit.

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