Auch Mädchen sind in Erlangen technisch interessiert

27.4.2018, 11:00 Uhr
Auch Mädchen sind in Erlangen technisch interessiert

© Fotos: Harald Sippel

"MINT" ist die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Ein hauptsächlich von Männern dominiertes Berufsfeld. Die Mädchen bekamen in den Kursen "Magic Light Portrait" Einblick in die grundlegenden Techniken der digitalen Bildbearbeitung oder entwickelten eigene Konzepte zum Thema: "Arbeitswelten der Zukunft" mit dem Team des offenen Innovationslabors JOSEPHS®.

Am technischsten wurde es im Sprachsteuerungskurs "Alexa". Ein Grund für die Zehntklässlerin Sophie Bretz, sich hierfür zu entscheiden. "Ich bin technisch interessiert und besuche den naturwissenschaftlichen Zweig des Johann-Michael-Fischer-Gymnasiums in Burglengenfeld, " sagte die Schülerin, die schon zum dritten Mal dabei war. Mädchen aus technik-affinen Familien seien eher an diesen Berufen interessiert. "Dann hat man jemanden, der es einem erklären kann, wenn man Fragen hat", so Bretz. "Wir geben den Mädchen auch Einblick in unser Institut und die Forschungsarbeit in den technischen Berufen, " sagte Ann-Kathrin Räth vom Organisationsteam.

Nichts desto trotz liege vieles an den Klischees und Vorurteilen der Gesellschaft, dass "man vor einer unüberbrückbaren 20-Prozent-Mauer in den MINT-Studiengängen stehe", so der Physiker Theobald Fuchs. Zu Beginn der Veranstaltung informierte er mit allerlei Fakten über die Gründe der Ungleichheit. Den Anstieg des Frauenanteils ab 1993 erklärte er mit dem "Ostimpuls".

Dort gab es ein anderes Frauenbild, als in Westdeutschland. Während die Frauen im Westen gerne in Berufen wie Friseurin, Sprechstundenhelferin, Sekretärin oder "auf der Suche nach dem Traumprinzen" gesehen wurden, waren die Frauen in der DDR in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen unterwegs.

Leider gingen wegen dieser Stereotypisierung viele Talente verloren. "Mir geht es hier weniger um Gerechtigkeit, als um wirtschaftliche Verluste, die das ganze Land und auch die ganze Welt angehen", sagt Fuchs. Das Potenzial von Frauen werde nicht genügend ausgeschöpft. Das Ungleichgewicht in den MINT-Fächern sei früh angelegt. Während es in der Grundschule noch 50 zu 50 stehe, habe man am Gymnasium schon zwei Drittel Jungs und ein Drittel Mädchen in den entsprechenden Fächern.

Im Beruf führe das zu viermal mehr Männern als Frauen. Auch die Frauenquote helfe nichts, da ja niemand da sei, der diese erfüllen könne. "Man muss hier schon in den Familien und im Kindergarten ansetzen". Fuchs warnte die Mädchen vor "sexistischem Konsum: Die Indoktrination durch Kapitalismus, Konsum, Medien, Werbung und Strukturen muss verweigert werden, weil sie implizit mit dem Geschlechterverhältnis zu tun hat."

Am Ende des "Girls‘ Day" durften die Teilnehmerinnen ihren Bildbearbeitungsstick und auch die selbstgebaute Sprachsteuerung "Alexa" mitnehmen.

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