Auftakt zur Bergkirchweih nach dem Sprengstoff-Gesetz

2.6.2017, 06:00 Uhr
Auftakt zur Bergkirchweih nach dem Sprengstoff-Gesetz

© Klaus-Dieter Schreiter

"Wir werden von der Stadt eingeladen, denn wir sind quasi die Schuldigen, dass es zur Bergkirchweih gekommen ist", berichtet Markus Peter und lacht. Der Oberschützenmeister der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft verweist aufs Jahr 1755. Damals hatte der Erlanger Magistrat beschlossen, den Altstädter Pfingstmarkt wiederzubeleben und für drei Tage am Altstädter Schießhaus durchzuführen, wo die Schützen zur gleichen Zeit ihr Vogelschießen abhielten. Passend, dass dort ein paar Jahrzehnte zuvor die Brauereien begonnen hatten, die dort gelegenen Eingänge ihrer Bierkeller mit "Lusthäuslein" zu verzieren.

Parallel zum Anstich sorgt die Schützengesellschaft für einen Knalleffekt, wenn die Kommandos "Zündhütchen setzen. Böller hoch. Gebt Feuer!" am Eingang zum Kellergelände ertönen. Die Salut-Schüsse, die hier abgegeben werden, feuern selbstverständlich Experten ab. "Jeder dieser Schützen benötigt spezielle Lehrgänge für den Umgang mit Böllerpulver und entsprechende Genehmigungen vom Ordnungsamt", erklärt Peter. Schließlich wird hier mit Schwarzpulver hantiert. "Das ist ein Explosivstoff. Der Umgang damit ist im Sprengstoff-Gesetz geregelt. Wer die Lehrgänge absolviert hat, bekommt zudem ein Sprengstoffbüchlein ausgehändigt und darf sich dann eine genau geregelte Menge beim Pulverhändler seines Vertrauens kaufen."

Selbstverständlich ist der Platz, an dem die Böllerschüsse abgegeben werden, für Kirchweih-Besucher abgesperrt — selbst, wenn die Korken, die aus den Läufen in die Luft geschleudert werden, keine Gefahr darstellen. Und selbstverständlich müssen die Beteiligten einen Gehörschutz tragen. Dennoch: Gute 150 Meter entfernt, rund ums Anstich-Podest, bekommt eigentlich niemand davon etwas mit. "Nur mit Glück hört man die Böllerschüsse auf den Kellern. Im ganzen Gwerch, das dort oben herrscht, gehen die meist unter", erzählt der Oberschützenmeister.

Zum "Gwerch" gehört jedes Jahr der Kampf um die Freibier-Maßen, die Oberbürgermeister Florian Janik in die Menge reicht. Im Anschluss verteilt sich das Gedränge von der zentralen Weggabelung — im Volksmund nur das "T" genannt — in den Bierkeller-Bereich und ins Areal mit den Fahrgeschäften und Buden. Für die geladenen Gäste geht es hingegen erst einmal in den Tucher-Keller.

Mit dabei, neben einer Abordnung der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft: eine Delegation aus Shenzhen. Mit großen Augen beobachtet die Gruppe aus China, wie zigtausende Menschen — teilweise in Dirndl und Lederhosen — ein Bierfest wie aus dem Bilderbuch feiern.

http://www.der-berg-ruft.de/

Keine Kommentare