Authentisches Klangbild

15.12.2016, 19:23 Uhr

Italienische Komponisten der „Concerti“ aus dem 18. Jahrhundert haben Barock-Musiker in ganz Europa nachhaltig beeinflusst – auch Johann Sebastian Bach – und die „I Musici di Roma“ spielen noch heute mit Riesenerfolg diese Werke auf allen Konzertbühnen der Welt.

Nicht nur deshalb war es ein besonderes Ereignis, dass dieses legendäre, sich immer wieder erneuernde Ensemble neben ihren heimischen Klassikern, auf die sie spezialisiert sind, dem Publikum auch eine Komposition des deutschen Thomas-Kantors Bach vorstellte.

Die Musiker begannen mit Arcangelo Corellis fünfsätzigen Concerto grosso in g-Moll, aus der Sammlung seiner Kirchensonaten. Dieses als „Weihnachtskonzert“ apostrophierte, sehr populäre Werk Corellis zelebrierten die „Musici“ auf unnachahmliche Weise: sehr temperamentvoll in den „Vivace“-Sätzen, melodiös und gefühlvoll im Adagio und in der abschließenden Pastorale. Mit ihren Originalinstrumenten schufen sie ein authentisches Klangbild, das ist das Merkmal der historischen Aufführungspraxis, die nicht unumstritten ist. Kontrastreich das zweite Werk, nämlich Johann Sebastian Bachs siebenteilige Orchestersuite in h-Moll.

Ihre Darbietung durch das sehr konzentriert und engagiert aufspielende Kammerorchester mit seinen hervorragenden Instrumentalisten und der grandiosen Flötistin Magali Mosnier zeigt, wie subtil und einfühlsam diese vorzüglichen Musiker Bachs spezifische Tonsprache umzusetzen verstanden. Die sechs Tanzsätze, vor allem die aufreizende „Badinerie“ bot das kleine Ensemble eindringlich, rhythmisch prägnant und äußerst temperamentvoll dar; für die Begeisterung des Publikums bedankte sich die Solistin mit einer Zugabe.

Danach erklang ein Stück des Zeitgenossen Antonio Vivaldi, den Bach sehr schätzte, wie er durch die Übernahme seiner Themen etwa für Orgel nachdrücklich dokumentiert hatte. Die hoch motivierten Musiker zelebrierten noch vor der Pause das kurze Concerto grosso „Der Winter“ aus Vivaldis wohl berühmtesten Zyklus „Die vier Jahreszeiten“.

Star am Flötenhimmel

Dem exzellenten, auf einer historischen Amati spielenden „Teufelsgeiger“ Antonio Anselmi, umrahmt von seinen konzentriert musizierenden Kollegen, gelang es dabei in expressiver Weise den kalten eisigen Winter und die wohlige Wärme am Kamin musikalisch stimmungsvoll zu vermitteln. Ein weiteres Weihnachtskonzert folgte, als die „I Musici di Roma“ Pietro Antonio Locatellis Concerto grosso in f-Moll nach der Pause auf ihre spezifisch-unnachahmliche Weise interpretierten, indem sie die eng verflochtenen Solo- und Tutti-Passagen pointiert, eindringlich, dabei höchst virtuos und, was das herrliche Largo anbelangt, auch melodiös-gefühlvoll dem Publikum darboten. Die Französin Magali Mosnier, inzwischen ein Star am Flötenhimmel, spielte danach Vivaldis Solokonzert mit dem Titel „La Notte“ hingebungsvoll, musikalisch empfindsam und technisch brillant. Den spezifisch-programmatischen Charakter der sieben Sätze, die unterschiedliche Eindrücke von der Nacht thematisieren, präsentierte sie so bravourös, dass die Zuhörer ihre außergewöhnliche Leistung mit Riesenapplaus honorierten.

Mit Francesco Geminianis Homage an seinen Lehrer Corelli endete dieser musikalisch spannungsgeladene Abend. Dieser Violinvirtuose hatte als Vorlage für sein höchst virtuoses Concerto grosso ein zeitgenössisches Tanzlied raffiniert und temporeich variiert und damit ein geradezu atemberaubendes Bravourstück geschaffen, das genauso exzellent dargeboten wurde wie alle vorhergegangenen musikalischen Perlen aus der Concerto-grosso-Literatur. Das heftig applaudierende Publikum konnte an diesem Abend Musik mit thematischen Bezügen zum Weihnachtsfest in Perfektion erleben, das Ensemble bedankte sich mit zwei Zugaben darunter Vivaldis fantastisches Stück „Der Sturm“.

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