Baskischer Halbdreher

4.5.2010, 00:00 Uhr
Baskischer Halbdreher

© Bernd Böhner

Er trägt eine schwarze Lederhose, bunt bestickt an den Hosenträgern, und steht auf seinem rechten Bein, das linke ist angewinkelt. »Das muss ein Klang sein, da muss man was hören«, sagt Klaus Hacker und klatscht mit seiner Hand auf die linke Fußsohle.

Hacker ist vom Erlanger Trachtenverein und leitet den Schuhplattler-Workshop. Er will den Teilnehmern heute den »Alzertaler« beibringen - ein leichter und schöner Tanz sei das, findet der Vorplattler. Hacker plattelt seit 53 Jahren.

Sigrun Tuffentsammer hingegen hat vorher noch nie Schuhplattler getanzt, sie will heute »einfach mal reinschnuppern«. Sie lobt das Festival: »Es gibt so viele verschiedene Sachen, da kann man einiges ausprobieren.« Tuffentsammer ist extra aus Augsburg angereist und hat schon einige Male teilgenommen.

Dauerkarte am Handgelenk

Um ihr Handgelenk trägt die 46-Jährige ein rotes Band, sie hat also eine Dauerkarte für alle vier Tage. »Dieses Mal haben wir nicht so viele Dauerkarten im Vorfeld verkauft, zwischen 50 und 60 Stück«, berichtet Carsten Distler vom Tanzhaus Erlangen. Viele, fügt er hinzu, würden jedoch Tagestickets kaufen. So auch Gerhard Hentschel, der nur für einen Tag in Erlangen ist. Der Physiotherapeut aus Ingolstadt findet: »Es gibt kaum eine Sportart, die so vielseitig und gesund ist wie das Tanzen.« Er ist gerade auf dem Weg zum Klezmer-Tanzkurs, den Gitta Ott leitet. Dort bilden rund 40 Menschen einen Kreis und tanzen, sie halten sich dabei an den Händen.

Fröhliches Miteinander

In der Mensa am Langemarck-Platz, wird heute nicht gegessen, sondern baskisch getanzt. Wenn dort der Workshop-Leiter Klaus Fink »Erdiska« ruft, dann machen alle Teilnehmer zwei Schritte nach vorne, dann eine halbe Drehung. »Das ist bei solchen Tänzen üblich«, erklärt die Teilnehmerin Kathrin Gensler. »Der Tanzanleiter gibt Kommandos mit baskischen Namen, und die Teilnehmer setzen sie sofort um.«

Die tanzbegeisterte 40-Jährige macht jedes Mal bei dem Festival mit. »Ich finde, baskische Tänze sind erste Sahne«, sagt sie fröhlich und reiht sich wieder in den Tanzkreis ein. Hier steht jeder einzeln für sich, ohne Partner, streckt mal die Arme in die Luft, oder dreht sich. Zwischendrin sind eine Hand voll Teilnehmer zu sehen, die sich passend gekleidet haben: Ein Mann trägt eine Baskenmütze, einige Frauen Röcke und lange Gewänder. Während hier die Musik aus einem CD-Player dröhnt, spielen bei anderen Workshops Live-Bands.

So etwa das Duo »Cassard«. Die beiden Musiker haben das Festival auch mit einem Konzert in der Hugenotten-Kirche eröffnet. Unter anderem mit Dudelsack, Mandoline, Orgel, Schlüsselfidel und Akkordeon haben sie dort rund 100 Besucher unterhalten.

Die beiden mixen keltische Klänge mit französischer Folklore, musizieren mal sanft und fast melancholisch, mal fröhlich und dynamisch. Vor jedem Stück erklärt der Musiker Christof Pelgen etwas über die Herkunft des Liedes. Und entführt dabei die Besucher in die Welt der Mythen, Sagen, Piraten und mittelalterlichen Liebesgeschichten. Das Duo zieht die Besucher in ihren Bann, viele wippen zur Musik und klatschen mit, eine Frau fängt sogar ein bisschen zu tanzen an.

»Mit den Tanzveranstaltungen sind wir sehr zufrieden«, freut sich Karin Giese aus dem Organisationsteam nach dem Festival. Enttäuscht zeigt sie sich hingegen über die schlechten Besucherzahlen bei dem Konzert von »An Erminig« im Frankenhof und bei dem Ensemble-Workshop. »Schade, denn genau das waren unsere neuen Angebote«, so Giese.