Baum-Fäule am Berg: Das plant die Stadt Erlangen jetzt

5.2.2017, 06:00 Uhr
Baum-Fäule am Berg: Das plant die Stadt Erlangen jetzt

Wenn am 1. Juni die Bergkirchweih offiziell startet, erwarten die Feierlustigen nicht nur Bier, sondern auch Sicherheit – vor herunterfallenden Ästen oder Bäumen, die gleich ganz umstürzen. Dieses Szenario scheint derzeit wohl unwahrscheinlich. In zehn oder zwanzig Jahren könnte sich die Lage jedoch verschärft haben – wenn nicht heute etwas unternommen wird.

Doch die Stadt ist fest entschlossen zu handeln. So hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, ein Gesamtkonzept für das Gelände zu erarbeiten. Dieses soll die gesamte Infrastruktur umfassen, also zum Beispiel auch die Bereich um die Bierkeller herum sowie Treppenanlagen. Die vielen knorrigen Bäume, die den Charme der Bergkirchweih verkörpern, gehören dazu. Das Konzept soll in diesem Jahr erstellt werden.

Um den Zustand der Bäume zu untersuchen, wurde der Laufer Baumsachverständige Roland Dengler beauftragt. Insgesamt 119 der über 300 Bäume analysierte er genauestens beziehungsweise "durchleuchtete" sie zum Teil mit Hightech-Geräten. Das Ergebnis: Nicht wenige Bäume, in der Hauptsache Eichen und Linden, sind "Problem"-Bäume - sie befinden sich vor allem auf den Kellern. Insgesamt stehen "nur" 48 Bäume zur Disposition und nicht, wie ursprünglich von der Verwaltung interpretiert, 118.

Die Folgen sind fatal

Die Gründe für die stressige Situation, in der sich die zum Teil beeindruckenden Baumriesen befinden, sind dabei offensichtlich: Bierbänke, die bis an die Stämme heranreichen. Ein stark verdichteter Boden, der den Gehölzen die Luft zum Atmen nimmt sowie Trockenstress als Folge des Klimawandels. Und Mauern und Einfriedungen, die die Wurzeln in die Zange nehmen. Hinzu kommen Beschädigungen an Rinde und Wurzeln, wie sie bei den Auf- und Abbauarbeiten während der Bergkirchweih immer wieder geschehen.

Die Folgen dieser "Verletzungen" sind dabei fatal, wie der Baumsachverständige ausführte. Zur ohnehin schon angegriffenen Gesundheit kommt dann nämlich nicht selten auch Fäule hinzu, und gegen Fäule, weiß der Fachmann Dengler, "kann man direkt nichts tun". 62 Bäume, hat Dengler festgestellt, verfügen über "großräumige! Faulstellen beziehungsweise Faulherde.

Um den Baumbestand zu erhalten und zu entwickeln, muss laut Dengler mehrgleisig gefahren werden. Es gelte nicht nur, die ohnehin schon bestehenden Schutzauflagen der Stadt Erlangen umzusetzen, sondern auch Maßnahmen zur nachhaltigen Pflege und Erhaltung des Bestandes zu konzeptionieren und umzusetzen. Außerdem forderte er ein "Zukunftskonzept" für den Fortbestand der Bäume. Daher schlug er die Gründung eines Arbeitskreises vor, in dem neben den zuständigen städtischen Ämtern auch externe Fachleute vertreten sein sollten.

Weitere Sofort-Maßnahmen seien zum Beispiel eine Entsiegelung der Böden. Auch sollten die Bäume von ihrem Korsett, also zum Beispiel von Pflasterungen rund um Bäume herum, befreit werden. Notfalls müsse man zudem Teilflächen zeitweise einzäunen, damit die Gehölze eine Chance haben, sich zu regenerieren. Notwendig sind auch Neupflanzungen. Hier sollte aber, so Roland Dengler, genau überlegt werden, wo dies sinnvoll sei.

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