Bootsbau in Erlangen wie im alten Rom

17.2.2018, 15:28 Uhr
Bootsbau in Erlangen wie im alten Rom

"Wir liegen gut im Rennen", sagt der Initiator und Leiter des Projektes und blickt in der großzügigen Halle auf dem Erlanger Uni-Sportgelände zu dem fast fertigen Schiff hinüber.

Seit dem vergangenen Frühjahr entsteht (wie mehrfach berichtet) in dem riesigen Werftzelt an der Hartmannstraße ein Ruderboot nach historischem Vorbild: Für die sogenannte Fridericiana Alexandria Navis (= Schiff), kurz FAN, dienen zwei Schiffswracks als Vorlage, die in Oberstimm bei Ingolstadt entdeckt wurden und jetzt im Kelten-Römer-Museum von Manching ausgestellt sind. Sie stammen aus der Zeit um 100 nach Christus. Ein Steuermann und 20 Ruderer waren damals auf den Patrouillenschiffen unterwegs — und ebenso viele Personen werden voraussichtlich im Mai mit der FAN auf dem Rhein-Main-Donau-Kanal in See stechen.

Bis dahin aber gibt es noch einiges zu tun: So beginnen die Helfer am Montag mit dem Bemalen des Römerbootes, das der Universitätsbund mit bisher rund 25 000 Euro und die Sparkasse mit einer größeren Summe unterstützt. Zum Bemalen wird unter anderem Harz und Wachs verwendet. Diese Aufgabe, sagt Dreyer, stelle eine echte Herausforderung dar. Man wisse zwar von aufgefundenen Fresken und Mosaiken, dass die Römer ihre Boote angemalt haben, aber wie das genau funktionierte, habe bisher niemand getestet. "Die Bemalung darf nicht abgehen", betont der Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der FAU. Außerdem sollte der Anstrich nicht zu auffällig sein, immerhin handelte es sich im Original ja um Aufklärungsboote: "Die Römer wollten ihre Soldaten nicht unnötig gefährden."

Bootsbau in Erlangen wie im alten Rom

Nach dem Trocknen steht der wohl wichtigste Schritt überhaupt an: der Praxistest im Wasser. Ab 23. März, so sehen es die Planungen vor, liegt das Römerboot dann eine Woche lang im Dechsendorfer Weiher. Dreyer selbst wird am Ufer die ein oder andere Stunde Ankerwache halten. "Wir wollen damit überprüfen, ob das Boot auch wirklich dicht ist."

Daran zweifelt Matthias Helterhoff nicht wirklich — und er muss es als Bootsbaumeister wissen. Seit April pendelt er zwischen Usedom und Erlangen im Wechsel. Auch der 56-Jährige ist von dem Prestige-Projekt und seiner Umsetzung begeistert. "Das hat großen Spaß gemacht", berichtet er. Viel Lob findet er vor allem für die "enthusiastischen Mitstreiter". Das Besondere an ihnen: Es handelt sich überwiegend um Laien. Denn mit dem Römerboot wollte Dreyer "unterschiedlichste Menschen zusammenbringen" und "Geschichte lebendig machen". Beides ist (ihm) vortrefflich gelungen.

Die Truppe, die beim Schiffsbau mit anpackt, ist bunt gemischt: So werkeln Mittelschüler, Grundschullehrer, Studenten, Senioren und eben auch einige Handwerker wie Bootsbauer Helterhoff seit Monaten Hand in Hand. Zwei des großen Teams sind Joachim Walther (69) und Lukus Schwarz (22). Der frühere Geschäftsführer einer Werbefirma ist seit fast einem Jahr mit Lust und Liebe bei der Sache. Schließlich ist der Rentner nicht nur leidenschaftlicher Heimwerker, sondern von Haus aus Agraringenieur.

Aus der Presse hat er von der Uni-Initiative, bei der jeder mitmachen kann, erfahren und sich daraufhin der Gruppe sofort angeschlossen: "Hier mache ich eine sinnvolle Arbeit, die mir auch noch viel Freude bereitet", sagt Walther. Durch Zufall sei er seinerzeit beruflich mehr in den Bereich Vertrieb und Marketing gerutscht, erzählt der Erlanger, sein Faible fürs Praktische aber habe er nie verloren und das könne er hier voll ausleben.

Diese Vorliebe teilt der junge Bachelor-Student nun nicht unbedingt, trotzdem ist Lukas Schwarz seit einigen Monaten im Werftzelt aktiv. Für den Baiersdorfer, der an der FAU Geschichte und Politikwissenschaften im fünften Semester studiert, ist die körperliche Arbeit Teil eines Hauptseminars. Er hat schon mehrere Riemen gehobelt, erzählt er. Die Tätigkeit sei eine schöne Ergänzung zur geistigen Arbeit. "Wenn man am Abend sieht, wie viel man geschafft hat, ist das toll", sagt er. Ebendiese Verbindung von Theorie und Praxis wollte der Geschichtsprofessor

erreichen. Nun hat Dreyer die nächste Idee: Im kommenden Sommersemester bietet er ein Ruder-Seminar an.

 

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