Brachial-schmutziger Konzertabend in Erlangen

19.10.2018, 18:30 Uhr
Brachial-schmutziger Konzertabend in Erlangen

© Rainer Windhorst

Laut, lauter, am lautesten: Wenn "Killing Joke" in der Stadt sind, dann gibt es auf die Ohren, so lautet seit nunmehr 40 Jahren das eiserne Bandgesetz. So war es immer, so war es auch dieses Mal wieder: Wer glaubte, der große gusseiserne Spannungsregler im Eingangsbereich des E-Werk-Saals könne sich nie und niemals bewegen, der wurde eines Besseren belehrt. Wohlig-schnurrend zitterte das eiserne Monstrum im Bass-Drum-Gewitter von "Killing Joke" mit.

Doch natürlich sind "Killing Joke" nicht nur atemberaubend laut. Auf der Bühne stehen auch nach 40 Jahren noch drei der vier Gründungsmitglieder und die Bandgeschichte liest sich so unglaublich wie das Drehbuch einer überdrehten Netflix-Serie. Von real gelebten Weltuntergangsfantasien bis hin zu illegal aufgenommenen Tracks in der Grabkammer der Cheops-Pyramide: Sänger Jaz Coleman und seine Mitstreiter haben keine Kuriosität ausgelassen.

Und das sieht – und vor allem: das hört – man der Band an. Sänger Jaz Coleman mit seinen schwarz gefärbten Augenringen gibt den würdevoll gealterten Non-Konformisten so authentisch, dass man fast meint, er und nicht Alice Cooper wäre das Original. Im schwarzen Mechaniker-Overall wirkt er mit seinen zuckenden Bewegungen und dem starren Blick wie eine singende Version von Frankensteins Monster. Coleman ist ein Derwisch, der hingebungsvoll Bruce Lees Teufelskralle wieder aufleben lässt und das pochende Herz ist inmitten einer geradezu stoisch vor sich hin spielenden Band, in der das hemmungslos übersteuerte Schlagzeug von Paul Ferguson das Publikum vor sich her und zum Teil in die hintere Hälfte des E-Werks treibt. Schön geht sicher anders, aber zwischendurch mal so richtig brachial, schmutzig und derb ist auch ganz schön.

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