Brauereigasthaus in der Thalermühle nimmt Hürden

7.11.2018, 11:00 Uhr
Brauereigasthaus in der Thalermühle nimmt  Hürden

© Horst Linke

Geht es nach den Aussagen der Vorstandschaft müssten die ersten Hektoliter längst ausgeschenkt sein, hätte der Biergarten bereits im Dauersommer 2018 seinen wohl ziemlich lukrativen Betrieb aufgenommen. Aber: Es kam alles anders, den vollmundigen Ankündigungen folgten ernüchternde Erkenntnisse, beispielsweise die, dass sich unter der Erde oft mehr verbirgt, als oben zu sehen ist. Anders ausgedrückt: Erd- und Kanalarbeiten haben den Baufortschritt an der Südseite der Thalermühle stark verzögert, fehlende Baugenehmigungen und möglicherweise eine etwas zu blauäugige Planung haben immer wieder zu Aufschüben geführt. Zudem haben Auflagen des Denkmalschutzes zu weiteren Verzögerungen geführt.

Jetzt aber, davon ist man zumindest im (seit der letzten Hauptversammlung neuen) Aufsichtsrat überzeugt, ist die Genossenschaft in die Zielgerade eingebogen, muss "nur" noch getan werden, was längst geplant ist. Monika Fath-Kelling, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende wird militärisch knapp: "Die Handwerker für den Ausbau stehen Gewehr bei Fuß."

Sie ist auch überzeugt, dass das Herzstück der neuen Brauerei, das Brauwerk mit seinen Siedebottichen und Lagertanks, nun endgültig geordert werden kann – auch wenn lange Wartezeiten mit laufenden Kosten für den Rückstellungsbetrag für die neue Anlage nicht unbedingt förderlich sind. Aber: Die Genossenschaft hat mittlerweile ihren 1000. Genossen aufnehmen können und sollte – auch bei gelegentlich Wiederaustritten – über ausreichende Geldmittel verfügen. Zweifel daran kamen jedenfalls bei den letzten Mitgliederversammlungen nicht auf, von Unruhe im Aufsichtsrat ist nichts zu merken.

Ärgerlich für die Genossenschaft sind allerdings zwei gerichtliche Auseinandersetzungen. So hat eine "Wettbewerbszentrale für einen funktionierenden und lauteren Wettbewerb der Brauereigenossenschaft" vom Landgericht Nürnberg-Fürth untersagen lassen, die von ihr ausgegebenen Biersorten "3 X 11" und das "Jean-Paul-Bier" mit der Etikettierung "Brauerei Weller Erlangen" zu vertreiben. Begründung: Obwohl auf den Bierflaschen auf der Rückseite kenntlich gemacht wird, dass das Bier nicht in Erlangen, sondern bei der Brauerei Göller in Zeil am Main als "Brauort" hergestellt wird, liege eine "irreführende Täuschung des Verbrauchers" vor. Bei dem Etikett auf der Vorderseite handele es sich aber um eine "Blickfangwerbung", gegen die die rückseitige Erläuterung nicht bestehen könne. Das Gericht: "Die betriebliche Herkunft des
Bieres ist für den Kaufentschluss ... relevant, da ... die betrieblich Herkunft als wesentlich für die Beurteilung der Qualität des Bieres" sei.

Gegen das Urteil des Landgerichts hat die Genossenschaft Widerspruch eingelegt. Vorstandsmitglied Achim von Flatow will der Auflage des Gerichts – unabhängig von einer endgültigen Entscheidung – dadurch entsprechen, dass man bei Beendigung der Bauarbeiten am Gasthaus "so schnell als möglich ein eigenes Bier braut" – notfalls in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Fränkischen Braukultur, dessen Mitglieder alljährlich mehrmals öffentlich unter Beweis stellen, dass sie auch jenseits gewerblicher Absichten Bier zu brauen verstehen. Von Flatow: "Damit könnten wir sicherstellen, dass zumindest ein Teil unseres Biers tatsächlich bereits aus Erlangen kommt, ohne dass unsere neue Brauanlage bereits in Betrieb ist."

Ungemach kommt aber auch von anderer Seite auf die Brauereigenossenschaft zu. Nachdem sich – ein offenes Geheimnis in der Brau- und Bierfreundeszene – Genossenschaft und ihr Gründungsmitglied Nr. 1, Hans Kurt Weller, überworfen haben, gibt es einen Namensstreit um die Marke "Weller". Da auch dieser Streit zu Ungunsten der Genossenschaft auszugehen droht, wird innerhalb der Genossenschaft bereits mit einem neuen Namen "gespielt", der – wie im Internet bereits zu sehen – "Genossenschaftsbrauhaus Thalermühle" lauten könnte. Hans Kurt Weller ist nach eigenem Bekunden weiter Mitglied in der Genossenschaft, hat aber seine Mitgliedschaft im Aufsichtsrat bereits vor zwei Jahren zurückgegeben.

Er hatte bereits 2011 die Idee zur Gründung einer weiteren Brauerei, die den Namen der ehemaligen Erlanger Brau-Dynastie Weller wieder aufgreift. Diese Brauerei war 1811 von einem Johann Adam Erich gegründet worden und somit 2011 genau 200 Jahre alt. Da diese im Jahr 1911 aber wieder geschlossen worden war, gab es im Jubiläumsjahr 2011 eine Bier-Sonderedition, die das Datum "3x11" zum Markenzeichen machte.

 

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