Bürger werden gegen Windpark aktiv

26.10.2011, 14:30 Uhr
Bürger werden gegen Windpark aktiv

© Klaus-Dieter Schreiter

Die WPD-AG aus Bremen plant einen Windpark in Marloffstein und ist darum bereits an Bürgermeister Rainer Schmitt herangetreten (wir berichteten). Die Anlage soll auf einem Areal auf der Höhe gegenüber dem Schloss Atzelsberg in der Nähe des Wasserwerks entstehen. Jedes der bis zu fünf geplanten Windräder soll eine Leistung von 3,5 Megawatt haben. Das hat nun das Bürgerforum auf den Plan gerufen, das per Flugblatt in den „Alten Brunnen“ eingeladen hatte, um die Bürger zu informieren und eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben zu gründen.

Der kleine Gastraum im „Alten Brunnen“ war allerdings derart überfüllt, dass bei weitem nicht alle Bürger hineinpassten, und die Gründung darum verschoben werden musste. Es waren geschätzt etwa 150 Personen, die sich in dem kleinen Raum drängten und teilweise sogar auf dem Fußboden saßen. Auch in den Gängen standen die Menschen, und einigen blieb nichts anderes übrig, als von außen durch die Fenster zu lugen, um wenigstens ein wenig mitzubekommen von dem, was Christina Hauser und Suganda Sutiono vom Bürgerforum zu berichten wussten.

Nicht prinzipiell dagegen

Ganz im Sinne von Innenminister Joachim Herrmann wolle man agieren, sagte Hauser. Der habe schließlich „Aktiv-Bürger“ gefordert und versprochen, die Menschen mehr als bisher in Entscheidungsfindungen einzubinden. Die promovierte Chemikerin befürchtet in Marloffstein „eine Riesen-Windkraftanlage“ mit Windrädern, die eine Höhe von 250 Metern haben könnten. „Wir sind nicht gegen Windkraftanlagen, sehen aber ein objektives Standortproblem“, sagte sie. Es gehe nicht darum, dass die Anlagen hässlich seien, sondern um die lauten Geräusche der Rotoren in einem Erholungsgebiet. Die nächsten Häuser stehen etwa 800 Meter vom geplanten Standort entfernt.

Bürger werden gegen Windpark aktiv

© Klaus-Dieter Schreiter

Dann zeigte sie einen ARD-Film, in dem Bürger aus Seehausen bei Bremen und aus Berg am Starnberger See zu Wort kommen, die unter den Windgeräuschen und dem Schattenwurf der Rotoren leiden. Ein offenbar gut informierter Professor aus Marloffstein berichtete außerdem, dass nicht nur „das Rauschen und Zischen“ der Rotorblätter den Körper stresse, sondern auch ein nicht hörbarer „Infra-Sound“ im Frequenzbereich kleiner 20 Hertz. Zudem wird befürchtet, dass im Winter „Eiswurf“ entstehe und man wegen der herabschleudernden Eisbrocken die Gegend gar nicht mehr betreten könne.

Bürgermeister Rainer Schmitt hatte sich auch unter die Zuhörer gemischt und bestätigte auf Anfrage des Bürgerforums, dass die Besitzer der für den Windpark vorgesehenen Grundstücke von der Bremer WPD-AG über ihn bereits angeschrieben worden seien. Teilweise lägen auch Antworten von ihnen vor. Ob die Besitzer ihre Grundstücke aber für den Windpark hergeben wollen, wollte der Bürgermeister aus Datenschutzgründen nicht sagen.

Thema im Gemeinderat

Er bestätigte jedoch, dass der Gemeinderat frühzeitig über das Projekt informiert worden sei. In der öffentlichen Sitzung am 10. November wolle der Rat das Thema diskutieren und sich eine Meinung bilden.

Eventuell soll auch die für den 28. November vorgesehene Bürgerversammlung vorgezogen werden, um dann aktuell über den Stand der Planungen zu informieren. „Es brennt nichts an, wir haben genügend Zeit“, beruhigte das Gemeindeoberhaupt die Bürger.

Die haben allerdings Angst, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden und wollen nun schnell die Bürgerinitiative gründen. Eine Vielzahl hat sich bereits in die dafür ausgelegten Listen eingetragen, die auch dem Gemeinderat vorgelegt werden sollen. Der solle, so wird gefordert, im Sinne der Bürger entscheiden und handeln. Die Gründung der Bürgerinitiative soll zeitnah auf einer weiteren Versammlung erfolgen, die in einer größeren Räumlichkeit stattfinden soll.

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