Bürgermeisterin: Flüchtlings-Unterbringung "humanitäre Aufgabe"

9.2.2016, 06:00 Uhr
Bürgermeisterin: Flüchtlings-Unterbringung

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Laut Elisabeth Preuß leben seit Mitte Januar 40 Menschen in der Unterkunft, die Erlangen nach ihrer Registrierung in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf von der Regierung von Mittelfranken zugewiesen wurden. Die Einrichtung ist für bis zu 100 Flüchtlinge ausgelegt. „Die Unterbringung von Flüchtlingen ist für uns eine humanitäre Aufgabe“, erläuterte Preuß, und machte deutlich, dass Erlangen keine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Anzahl und die Herkunft der Menschen hat. Die Stadt müsse wöchentlich mit der Zuweisung von 70 neuen Flüchtlingen rechnen.

Turnhallen sind ungeeignet für die Unterbringung von Menschen

Da die bestellten Wohncontainer, die an der Hartmannstraße aufgestellt werden sollen, nicht wie geplant Anfang Januar eingetroffen seien, müsse die Stadt nun auf die Turnhalle der Max-und-Justine-Elsner-Grundschule in Bruck an der Zimmermannsgasse zurückgreifen. Preuß stellte aber auch fest: „Turnhallen sind denkbar ungeeignet für die Unterbringung von Menschen“. Die traumatisierten Menschen hätten in solchen Hallen aber nicht die benötigte Ruhe und kaum Privatsphäre. Zudem seien die Turnhallen der Schulen ein wichtiger Ort der Bildung und der Integration, der jetzt blockiert werde.

Laut Gabriele Schöner sind von den 40 in der Turnhalle an der Zimmermannsgasse lebenden Neubürgern 15 Kinder und Jugendliche. Darunter sei ein einjähriges Kind, demnächst werde eine Mutter entbinden. Für diese Familie werde noch eine geeignete Unterkunft gesucht. Weil zurzeit anstatt der festgelegten 70 nur 20 bis 30 Flüchtlinge pro Woche nach Erlangen kommen würden, könne die Turnhalle bis voraussichtlich März weitere aufnehmen. Dann würden auch die Container geliefert. Ob die Turnhalle dann wieder frei werde, hänge von der Anzahl der Menschen ab, die tatsächlich von der Regierung von Mittelfranken zugewiesen werden.

Kosten werden erstattet

Laut Bürgermeisterin Preuß werden die Kosten für die Unterbringung und für die Versorgung der Flüchtlinge komplett von der Regierung von Mittelfranken erstattet. „In unserem Sozialhaushalt muss nichts anderes zurückstehen“, konstatierte sie. Die Kosten für das Personal – unter anderem beschäftigt die Stadt Asylberater, auch für die Zimmermannsgasse ist ein Asylberater zuständig – würden jedoch nicht erstattet. „Aber das können wir einigermaßen stemmen“. Betreut werden die Menschen in der Brucker Turnhalle vom Arbeiter Samariter Bund (ASB), geleitet wird die Flüchtlingsunterkunft von der ASB-Mitarbeiterin Verena Fickenscher. „Friedlich und ruhig“ sei es dort, sagte sie, es habe bislang keinerlei Vorkommnisse gegeben. Ein Sicherheitsdienst sei Tag und Nacht vor Ort.

Einer Mutter, die um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg fürchtet und darauf hinwies, dass auch Kindergarten und Spielplatz in der Nähe sind, entgegnete Preuß: „Man sollte niemanden verdächtigen, der nichts getan hat“. Bislang habe es noch keine Hinweise gegeben, dass Schulkinder belästigt worden seien. Eine Frau klagte zwar, man werde an der Nägelsbachstraße in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft „ständig belästigt“, eine andere erwiderte, sie sei dort oft nachts alleine unterwegs, habe bislang aber „nur ein freundliches Lächeln“ von den Flüchtlingen erfahren.

Polizei zeigt Präsenz

Wenn jemand Bedenken habe, solle er oder sie sofort die Polizei anrufen, schlug Stadtrat Christian Lehrmann vor. Er ist Polizist und sagte, seine Kolleginnen und Kollegen seien dafür da, sich die Ängste der Bürger anzuhören. Außerdem, so Verena Fickenscher, würden zwei Polizeibeamte ständig in der Unterkunft Zimmermannsgasse vorbei schauen und Präsenz zeigen. Weil alle Flüchtlingskinder schulpflichtig sind, geht bereits ein Kind aus der Zimmermannsgasse in die Max-und-Justine-Elsner-Grundschule.

Weitere zehn aus anderen Unterkünften gehen dort ebenfalls zur Schule. Die Integration aller funktioniere „sehr gut“, sagte Schulleiterin Susanne Bauer. Obwohl die Turnhalle nun durch die Flüchtlinge belegt sei, würde der Schulsport zu 70 Prozent stattfinden, dazu fahre man mit Bussen zu anderen Hallen. Die restlichen Sportstunden würden durch „verschiedene Programme“ abgedeckt.

Um die neue Brucker Unterkunft kümmert sich auch die Ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuung in Erlangen (Efie). Sie möchte dort einen weiteren Helferkreis gründen. Während der Info-Veranstaltung trugen sich bereits etliche Bürger in die ausgelegten Anmeldelisten ein. Auch der ATSV Erlangen wolle unterstützen, sagte Elisabeth Preuß. „Er freut sich sehr, wenn Flüchtlinge in den Verein kommen“.

Wenn Sie zu diesem Thema ihre Meinung äußern möchten, können Sie dies in dem extra dafür eingerichteten Leserforum tun. Eine direkte Kommentierung dieses Artikels ist nicht möglich.

Verwandte Themen