Comic-Künstler als "schöpferischer Untermieter"

26.6.2014, 18:12 Uhr
Comic-Künstler als

© Harald Sippel

Ein Comic-Zeichner in der Werbewelt? Passt das zusammen? Ralf Birke hat nicht zum ersten Mal einen Künstler in seine Agentur „Birke und Partner“ in den Röthelheimpark geholt. Und auch diesmal ist er wieder angetan von den Impulsen, die er und seine Mitarbeiter beim sechswöchigen Gastspiel eines „Artist in Residence“ verspürt haben: „Unser Fokus liegt ja ebenfalls auf dem Geschichtenerzählen. Zudem ist Matthias Lehmann zeichnerisch genial und legt Wert auf ausgetüftelte Storyboards.“

Im Rahmen des Comic-Salons arbeitete Lehmann — der von einer Jury ausgewählt wurde — in einem eigenen Büro in der Agentur, die ihm auch ein Gehalt überwiesen hat. Sein Hauptaugenmerk galt dabei der Entwicklung einer Graphic Novel, die in zwei Jahren im renommierten „Reprodukt“-Verlag erscheinen wird.

Wichtig war dem Dresdener der Kontakt zu den Mitarbeitern. „Meine Tür stand immer offen, und ich habe viele spannende Gespräche führen können.“ Den Mitarbeitern berichtete er, wie er Geschichten entwickelt. Ganz zur Freude von Agentur-Chef Birke: „Wir wollen ja auch etwas von unserem Gast lernen.“ Zudem fertigte Lehmann einige Zeichnungen für ein Lexikon zum 125-jährigen Jubiläum der HNO-Klinik an. „Es war auf alle Fälle eine Bereicherung, jemanden in der Agentur zu haben, der eine komplett neue Farbe in unseren Alltag bringt“, ergänzt Birke.

Im Zentrum der Arbeit von Lehmann stand aber dennoch die Weiterentwicklung seiner Graphic Novel „Die mindestens zwei Leben des Karl Kling“. Eine Geschichte, für die Lehmanns Großvater das Vorbild lieferte. „Wobei bei uns in der Familie ein eher lückenhaftes Wissen über diesen Mann vorhanden ist.“

Auf den Bilderstrecken, die in den Gängen der Agentur zu sehen sind, kann man einige erste Eindrücke vom innerlich zerrissenen Karl Kling erhalten. Einem Mann, der zwei Mal verheiratet, aber eigentlich homosexuell war. „Das Spannende an so einem Charakter als Hauptfigur für ein Buch ist die große Lebenslüge, die hier jemand mit sich herumgeschleppt hat.“

Matthias Lehmann, „Die mindestens zwei Leben des Karl Kling“. „MCS.1“ in der Agentur Birke und Partner, Marie-Curie-Str. 1. Bis Ende September, geöffnet: Di.—Do. 14—18 Uhr. Internet:

www.birke.de

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