Darf Rad-Gegenverkehr in Erlangen bald legal fahren?

22.3.2019, 06:00 Uhr
Im Zuge der Öffnung für den Rad-Gegenverkehr, die noch beschlossen werden muss, wird wohl der Knotenpunkt Friedrichstraße/Fahrstraße umgebaut und die Ampelanlage entfernt.

© Harald Sippel Im Zuge der Öffnung für den Rad-Gegenverkehr, die noch beschlossen werden muss, wird wohl der Knotenpunkt Friedrichstraße/Fahrstraße umgebaut und die Ampelanlage entfernt.

Das Ganze wurde seinerzeit so intensiv wie heftig diskutiert. Am Ende ließ man die Finger davon. Jetzt steht diese "Freigabe" erneut zur Diskussion.

Den Radverkehr in Gegenrichtung von Einbahnstraßen freizugeben, ist durchaus keine Erlanger Spezialität. Einige Städte haben das bereits Mitte der 90er Jahre in ausgewählten Gebieten zugelassen – und zwar per Ausnahmeregelung. Aber erst mit der Novellierung der Straßenverkehrsordnung 1997 wurde endlich eine eindeutige Rechtsgrundlage für das Befahren von Einbahnstraßen in Gegenrichtung geschaffen.

In Erlangen hat ein Gutachter die entsprechenden Möglichkeiten genau ausgelotet. Herausgekommen ist dabei eine Liste von geeigneten Einbahnstraßen. Darunter auch jene Achse von Innerer Brucker bis Luitpoldstraße. Doch während in den anderen Einbahnstraßen letztlich der Rad-Gegenverkehr erlaubt worden ist, wurde die Achse aufgrund reichlicher Bedenken vom Beschluss 2015 ausgenommen und zurückgestellt. Denn zunächst wollte man erst einmal beobachten wie sich die Sache zwischen Radlern und Autoverkehr in den freigegebenen Einbahnstraßen entwickelt.

Nach zwei Jahren des Beobachtens – auch die Polizei hatte ein Auge darauf — kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass sich die Verkehrsabläufe dort "unproblematisch" gestaltet haben. Allein die "verkehrswichtigste" Achse für den Radverkehr ist bislang noch nicht freigegeben. Dieses Thema kam im jüngsten Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss zur Sprache und sollte am Ende so beschlossen werden, wurde aber lediglich „eingebracht“ und nochmals in den Stadtrat verwiesen.

Das Ziel: Weniger Radler auf dem Gehweg

Die Freigabe von Einbahnstraßen für den Rad-Gegenverkehr ist inzwischen landauf, landab eine beliebte Maßnahme, das Radfahren zu fördern und nach vorne zu bringen. Außerdem müssen die Städte meist nicht viel Geld in die Hand nehmen, um auf diese Weise ihr Radverkehrsnetz „umwegfrei“ auszubauen. Und laut wissenschaftlicher Untersuchungen steigt sogar noch die Verkehrssicherheit in jenen freigegebenen Einbahnstraßen, da schlicht weniger Radler auf dem Gehweg fahren — "ein echtes Sicherheitsproblem", so Christian Korda, Abteilungsleiter für Verkehrsplanung und Radverkehr.

Ganz kostenfrei käme die Stadt allerdings nicht aus der Nummer. Denn im Zuge einer möglichen Freigabe der Achse, wäre eine bauliche Veränderung nötig – und zwar am Knotenpunkt Friedrichstraße/ Fahrstraße. Die Verwaltung favorisiert an dieser Stelle den Umbau mitsamt dem Rückbau der Ampelanlage. Die geschätzten Kosten werden bei 95 000 Euro angesiedelt.

Der Stadtrat entscheidet

Davon abgesehen schätzt die Verwaltung die Freigabe für den Radverkehr als "zielführend und verkehrssicherheitstechnisch unproblematisch" ein.
Einige Bedenken gibt es dennoch. So wies FDP-Rat Jürgen Zeus unter anderem auf den Stressfaktor für Autofahrer hin, wenn ihnen plötzlich Radfahrer entgegenkommen. Von CSU-Seite wurde auf die Querparkplätze auf Höhe Bohlenplatz hingewiesen. Dort gäbe es ein "gesteigertes Unfallpotenzial", da es beim Ausparken sehr schwer sei, beide Richtungen im Auge zu haben. Harald Bußmann (Grüne Liste) sieht dagegen "keine objektiven Argumente, die gegen die Öffnung sprechen." Wie dem auch sei. Demnächst wird der Stadtrat darüber befinden.

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