Das Klima schützen: Upcycling-Künstlerin aus Erlangen

13.11.2016, 15:00 Uhr
Das Klima schützen: Upcycling-Künstlerin aus Erlangen

© Foto: Harald Sippel

Ihren ersten Tisch aus Paletten hat Brigitte Wullenweber schon vor 18 Jahren gebaut. „Wir sind neu eingezogen und hatten noch keinen Couchtisch.“ Also hat sie einfach selbst einen gebastelt. Zwar hätten ihre Gäste anfangs ein wenig komisch geschaut, der Tisch aber hält bis heute. Und mittlerweile liegt er auch im Trend.

„Es wird viel zu viel weggeworfen“, sagt Wullenweber. Welche Ressourcen durch was verbraucht werden, wo welches Material herkommt, was der Umwelt schadet und was nicht — für diese Fragen hat sich die 48-Jährige schon immer interessiert. „Als ich jung war, gab es bei uns im Schwarzwald das große Baumsterben.“ Da habe sich bei ihr der Umweltgedanke festgesetzt. „Als Jugendliche will man dann die Welt verändern.“

Das hat sie zwar nicht gemacht. Aus alten Dingen Neue zu schaffen, das macht Wullenweber aber immer noch sehr gerne. Vor dreieinhalb Jahren hat sie ihren Laden „Sine“ in der Fahrstraße eröffnet. Dort verkauft die Erlangerin unter anderem ihre selbst genähten Taschen aus Müll, beziehungsweise aus Materialien, die sonst im Müll landen würden.

Angefangen hat es mit alten Fahrradschläuchen. „Wir fahren viel Fahrrad. Doch es hat mir leid getan, die alten Schläuche wegzuwerfen.“ Vor acht Jahren hat sie in einem Schaufenster in Zürich Täschchen gesehen, die aus alten Fahrradschläuchen genäht waren. „Das habe ich daheim dann auch probiert.“ Wullenweber hat die alten Schläuche aufgeschnitten, in der Badewanne gewaschen und damit experimentiert, wie man sie am Besten nähen kann.

Heraus kamen Federmäppchen, die sofort der Renner waren. „Viele haben mich ermutigt, weiter zu machen.“ Irgendwann haben die alten Schläuche von Familien und Freunden nicht mehr ausgereicht, also hat sie Fahrradläden nach ihrem Müll gefragt. „Ich war überrascht, wie viel übrig bleibt.“ Jetzt bekommt sie die alten Schläuche vom Fachgeschäft „Zweiradleben“ in der Fahrstraße schräg gegenüber, alle zwei bis drei Wochen eine große Tasche voll. „Niemand flickt mehr seinen Reifen. Neue Schläuche kosten fast nichts.“

Wenn sie nun die alten Schläuche bekommt, schneidet sie diese auf und steckt sie erst einmal in die Waschmaschine. „Bei 30 Grad und Feinwäsche“, sagt Wullenweber. Viele würden sich darüber wundern. „Aber warum soll ich sie länger waschen als nötig?“ Auch hier denkt die Ladenbesitzerin ressourcenschonend. In ihrem Geschäft verkauft sie nun Taschen aus Fahrradschläuchen, aber auch Dinge aus anderen Materialien. „Ich habe viel getestet und gemerkt, was man alles machen und dabei Energie und Ressourcen sparen kann. Warum soll man immer neues Material verwenden, wenn es doch schon etwas gibt?“ Dinge auf diese Art herzustellen, nennt man „Upcycling“.

Kaffeetüten, Kaffeesäcke, Stoffe, LKW-Planen, Kunstleder — Wullenweber hat schon sehr viel probiert, verworfen, weiter probiert. „Ich gucke immer, wie sich ein Material anfühlt, zu welcher Form es passt. Es ist ein langer Prozess.“ Kulturbeutel in verschiedenen Farben gibt es aus Material, aus dem Sitzsäcke gemacht werden.

Aus Kunstleder-Resten, die bei der Sofa-Produktion übrig bleiben, hat sie eine Markttasche genäht. Die ist quasi doppelt umweltbewusst. Aus Müll entstanden lässt sich so auch der Verbrauch von Plastiktüten reduzieren. „Aber ich mache das nicht, weil es Trend ist“, sagt Wullenweber. Das beweist schon ihr Couchtisch.

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