De Ponte wird Kontakt mit Erlanger Studenten vermissen

29.5.2016, 06:00 Uhr
De Ponte wird Kontakt mit Erlanger Studenten vermissen

© E.Malter

Am Ende löst sich (fast) alles doch noch in Wohlgefallen auf. Zumindest vorläufig. Denn die größten Herausforderungen, die der Chef des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg, Otto de Ponte, in den vergangenen Jahren zu bewältigen hatte, liegen hinter ihm. Pünktlich zum bevorstehenden Ruhestand des 65-Jährigen am 1. Juli.

Vor allem das Semesterticket hatte den gebürtigen Baden-Württemberger viel Herzblut gekostet. „Ich bin persönlich sehr froh, dass die Einführung gegen viele Widerstände doch noch gelungen ist.“

Seit 2011, also seine gesamte Amtszeit an der Spitze des Studentenwerks, hat sich de Ponte für ein VGN-Ticket für die Studierenden eingesetzt. Dass er nun, kurz vor seinem Ausscheiden, noch dafür mitverantwortlich ist, dass das Pilotprojekt um ein weiteres Jahr verlängert wird, freut ihn natürlich ganz besonders.

Auch wenn er, wie bereits bei den langwierigen Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), auch jetzt noch nicht ganz zufrieden mit dem Angebot ist. Dennoch: „Wir haben ein Kind zur Welt gebracht“, sagt der Wirtschaftsingenieur recht bildhaft, „jetzt müssen wir dafür sorgen, dass es wächst und gedeiht.“ Den ersten Schritt dazu hat er mit der jüngsten Vertragsverlängerung bereits gemacht.

Zuständig für zehn Unis

Die zweite große Aufgabe als Studentenwerkschef war der doppelte Abiturjahrgang 2011. „Wir hatten einen Heiden-Respekt vor der Aufgabe“, berichtet de Ponte. Schließlich habe niemand einschätzen können, wie viele Absolventen an die zehn Hochschulen im Geltungsbereich des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg kommen. „Letztlich haben wir das gut hinbekommen“, sagt de Ponte. Aber die stetig steigende Studierendenzahl sei eine der großen Herausforderungen der vergangenen Jahre gewesen — vor allem mit Blick auf bezahlbaren Wohnraum.

De Ponte wird Kontakt mit Erlanger Studenten vermissen

© Foto: Harald Sippel

Dieses dritte große Thema begleitete seine mehr als 35-jährige Laufbahn beim Studentenwerk (fast) von Beginn an bis zum Schluss: nämlich die für Studenten wohl wichtigsten Bereiche Wohnen und Leben. Seit 1979 war er im Studentenwerk Abteilungsleiter für Wohnen, Bau und Technik; Ende 2011 übernahm er schließlich von Joachim Gollwitzer den Chefposten.

Der Bereich Wohnen liegt de Ponte besonders am Herzen — gerade in Zeiten, in denen Mieten (nicht nur) für Studierende in Erlangen kaum erschwinglich sind. „Mit unserem Wohnheim-Angebot wollen wir auch positiven Einfluss nehmen auf die Gestaltung der Mietpreise“, sagt der Studentenwerks-Chef, „damit können wir das Niveau doch ein wenig nach unten drücken.“

Umso mehr freut es ihn, dass er in diesem Bereich in den vergangenen Jahren zahlreiche Renovierungen (wie etwa des legendären „Alex“ in der Walter-Flex-Straße) und auch Neubauten voranbringen konnte. Und: Auch hier durfte er vor wenigen Wochen noch einmal — quasi kurz vor seinem Ruhestand — Richtfest feiern für ein Prestigeobjekt: In der neuen Wohnanlage „Campus Süd“ sollen bis zum Frühjahr 2017 insgesamt 410 Wohneinheiten entstehen.

De Ponte selbst hat in seiner Studentenzeit nie in einem Wohnheim des Studentenwerks gelebt. „Ich habe damals gedacht, ich bekomme ja ohnehin keinen Platz“, erzählt er — und fügt hinzu: „hätte ich damals gewusst, wohin mich meine Berufstätigkeit einmal bringt, hätte ich mich womöglich um einen Platz beworben.“ Hat er damals aber als Student an der Technischen Hochschule in Karlsruhe nicht getan.

Stattdessen wohnte er in Untermiete, mit Bad im Treppenhaus („das war wenig Komfort“). Später zog er in ein Zimmer mit Dusche: „Das war schon etwas Besonderes“. Mit dem heutigen Standard der Wohnheime ist das natürlich nicht zu vergleichen. Gerade die neueren Häuser des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg sind hochmodern und für Bafög-Empfänger trotzdem erschwinglich.

Wie das Studentenleben heute aussieht, hat er seit der Renovierung der Studentenmensa und seines Umzugs vom Langemarckplatz in die Hofmannstraße übrigens tagtäglich vor Augen. In dem Gebäude sind neben Büros auch verschiedene Studenten-Appartements untergebracht.

Ab und zu sei er in den vergangenen Monaten schon auf Mängel oder auch den Wunsch nach einem anderen Zimmer von einigen Studierenden angesprochen worden, erzählt er, aber nie so, dass es lästig geworden wäre. Im Gegenteil. Dem Vater und Großvater gefällt der Umgang mit den jungen Menschen: „Wir kriegen jetzt hier vom Studentenleben mehr mit“, sagt er, „und leben in einer guten nachbarschaftlichen Symbiose zusammen“.

Der Kontakt mit den Studierenden wird de Ponte fehlen. Dass er das Studentenwerk mitsamt seinen Mitarbeitern und die Welt der Studierenden vermissen werde, wolle er nicht verhehlen. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, gibt er zu. Langweilig aber dürfte es ihm im Ruhestand nicht werden: Nun kann er sich seinem Hobby, der Geschichte und Kunst spätmittelalterlicher Kirchen und Kathedralen widmen. Mehr Zeit wird er nun auch finden für ein gutes Buch, seine drei Enkelkinder sowie diverse Wanderungen und Fahrradtouren. Bei manchem Ausflug, sagt de Ponte und lächelt, ist dann sicher auch (wieder) der ein oder andere Kollege dabei.

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