Dechsendorf: "Jazz am See" begeistert Publikum

27.7.2015, 18:00 Uhr
Dechsendorf:

© Rainer Windhorst

Zum Finale wird getanzt. Das Publikum hat sich längst von den Stühlen erhoben. Die ersten Mutigen sind vor die Bühne geeilt. Nicht einmal der einsetzende Regen stört. Torsten Goods’ Finger fliegen über die Saiten seiner Gitarre und spielen „When love comes to town“. Einen Song, den einst die Band „U 2“ mit der Blues-Legende B. B. King aufgenommen hat. Wir sind zwar hier bei einem Jazz-Konzert, doch die Nähe zum Pop wird an diesem Abend nicht zum ersten Mal gesucht – und gefunden. Beim letzten Song sogar mit der unglaublichen US-„Beatboxerin“ Antoinette Clinton alias „Butterscotch“.

„Jazz am See“ ist eine Veranstaltung, bei der stilistische Grenzen gerne und gekonnt überschritten werden. Dazu trägt nicht zuletzt die Zusammenstellung der Musiker durch Torsten Goods bei. Goods, der Gitarrist aus Erlangen mit Wahlheimat-Berlin, ist künstlerischer Leiter dieses Ein-Abend-Jazz-Festivals. Seit geraumer Zeit ist er als Solist international erfolgreich, aber auch ein gern gesehener musikalischer Begleiter von Kollegen (so steht er derzeit regelmäßig mit Sarah Connor im Rampenlicht). Auch mit dem Trompeter Till Brönner und dem Posaunisten Nils Landgren hat er häufig zusammengearbeitet. Alle drei zusammen auf einer Bühne — das gab es aber noch nie.

Im vergangenen Jahr wäre es fast schon so weit gewesen. Doch scheiterte der erste Versuch von „Jazz am See“ an einer Unwetterwarnung. Zum Glück entschloss man sich damals zu einem zweiten Anlauf in identischer Zusammenstellung. Und so kann nun das Publikum eine vibrierende, gut eingängige Jazz-Pop-Mixtur genießen.

Torsten Goods gibt dabei den smarten Entertainer, der gleichermaßen als Gitarrist und Sänger zu überzeugen weiß. Nils Landgren landet mit seiner Posaune schnell bei funkigen Elementen, und Till Brönner spielt dazwischen auch mal herrlich entspannt Trompete, dass man schier dahinschmelzen möchte.

Es ist ein kurzweiliges Wechselspiel, das dort auf der Bühne stattfindet. Ein Treffen, bei dem immer wieder Zeit bleibt für nette Worte. Da erfahren wir, dass der blendend aufgelegte Nils Landgren immer noch in seine Frau (und auch in die Musik) verliebt ist. Oder, dass er Till Brönner für den „Mädchen-Boy himself“ hält.

Brönner wiederum verrät, wie er einst angetan war, als er Torsten Goods im Berliner Club „A-Train“ zum ersten Mal spielen und singen hörte. „Eine Mischung aus Frank Sinatra und Michael Bublé.“

Wenn dann noch mit dem (ebenfalls aus Erlangen stammenden) Keyboarder Jan Miserre, Christian von Kaphengst (Bass) und David Haynes (Schlagzeug) eine wandelbare Band mit auf der Bühne steht, kann einfach nichts schief gehen. Das weckt gehörig Vorfreude auf eine Neuauflage im kommenden Jahr!

Keine Kommentare