Der Erlanger Hafen macht zu wenig aus sich

29.9.2016, 06:00 Uhr
Der Erlanger Hafen macht zu wenig aus sich

© Foto: Horst Linke

Als Betreiber des Hafens und seiner Anlagen tritt die Stadt allerdings nicht selbst auf: Pächter ist eine PUV Erlanger Hafen Betreibergesellschaft mbH, die von Valentin Süß und Stephan Bergler geführt wird. Bei einem Besuch von Mitgliedern des Planungs-, Verkehrs- und Umweltausschusses des Stadtrats machte Valentin Süß klar, dass der Hafen deutlich mehr Potenzial hat, als derzeit möglich ist.

Die trotzdem große Attraktivität des Hafens bei den großen Fluss-Kreuzfahrtschiffen (der Viking-Linie) sieht Valentin Süß in dem Umstand begründet, dass der Erlanger Hafen die bessere Verbindung zum Flughafen Nürnberg habe als der Konkurrent in der Großstadt. Deshalb gelte gerade Erlangen als der Hafen zum Ein- und Auschecken, und nicht Nürnberg.

Rund 200 Schiffe pro Jahr

Bei rund 200 Schiffen pro Jahr machten diese Passagier-Schiffe rund 180 aus – der Rest sind Frachtschiffe, die Kohle oder Flussspat anlanden. Allerdings ist die Bedeutung des Erlanger Hafens als Umschlagplatz für Wirtschaftsgüter stark zurückgegangen, nachdem ein Baustoffhändler im Hafen seine Schüttgüter per Lastwagen bezieht. Da der Hafen aber ursprünglich vor allem zu diesem Zweck angelegt worden war und die frühere Lände auf der Ostseite nach der Einstellung des Pendelverkehrs nach Bamberg verwaist ist, legen die großen Kreuzfahrer heute auf der für industrielle Zwecke geplanten Westseite an. Das ist auch schon deswegen notwendig, so Valentin Süß, weil die heutigen Kreuzfahrtschiffe statt früher 80 heute 135 Meter lang sind und die alte Anlegestelle dafür gar nicht ausreichen würde.

Der PUV-Geschäftsführer sieht in dem Hafen auch deshalb Potenzial, weil die Fluss-Kreuzschifffahrt in den letzten Jahren stetig zugenommen hat, er selbst beim Ausfall des jetzigen Vertragspartners Viking Cruises weitere Nachfragen hätte – "aber kein Angebot, uns fehlt der Platz und die nötige Infrastruktur".

Zu der zählen solche Dinge wie die Möglichkeit, Abfälle zu entladen, Wasser und Lebensmittel zu bunkern, Strom zu beziehen. Gerade daran hat auch die Stadt Erlangen Interesse, da die Kreuzfahrtschiffe ihren Strom mit Schiffsdieselmotoren selbst herstellen müssen – mit der Folge der lästigen Geräusch- und unerwünschten Abgasentwicklung. Da diese Kreuzfahrtschiffe nicht selten über Nacht bleiben und für die auf dem Schiff verbleibenden Passagiere Partys ausrichten, ist der Strombedarf entsprechend groß, laufen die Schiffsdiesel auch auf vollen Touren. Mit einem städtischen Stromanschluss könnte diese Umweltbelastung stark reduziert werden.

Angebote unterbreiten?

Die CSU-Stadtratsfraktion sieht Möglichkeiten, Erlangen auch für diese Passagiere attraktiv zu machen – "bisher gibt es hier allerdings kein Angebot", so Valentin Süß. Die CSU regt an, dass die Stadt Erlangen – eventuell zusammen mit der Schifffahrtsgesellschaft – ein Konzept für ein besseres touristisches Angebot für diese Zielgruppe erstellt.

Denkbar wären Tagesausflüge nach Erlangen als fester Programmpunkt im Reiseplan, wobei von Stadtrundfahrten in Nostalgiebussen bis zu Aktionen am Hafen vieles vorstellbar wäre. Andere Städte in der Region wie z.B. Roth, Nürnberg, Würzburg hätten diese Entwicklung erkannt und viel Geld in den tourismusgerechten Ausbau ihrer Häfen investiert. Und der Erfolg – rasant in die Höhe schnellende Anlegezahlen – gäben ihnen Recht.

Für die Stadträte des Planungsausschusses ist dies allerdings erst einmal Zukunftsmusik. Sie wollen jetzt erst einmal eine Untersuchung zum Baulichen Zustand des Hafens haben und eine Vorstellung davon, was Renovierung und Umbau kosten könnten. Klar ist nur: billig wird das wohl nicht werden.

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