Der gruselige Weg durchs ägyptische Tal der Könige

14.5.2008, 00:00 Uhr
Der gruselige Weg durchs ägyptische Tal der Könige

© Bernd Böhner

Schon eine Woche vor dem Start stand das «Tal der Könige» spielbereit an seinem Platz und sorgte für Diskussion bei den Passanten. «Die Zahl der Interpretationen war beeindruckend», so Juniorchef Willi Bügler, «wir wurden als archäologisches Museum, als Kunstausstellung oder gar als fremdländische Wanderbühne betrachtet.» Auf den Gedanken einer familientauglichen «Schau- und Belustigungsanlage», wie es im Amtsdeutsch heißt, kam keiner.

Am Anfang steht das Tor ins dunkle Reich mit einer wenig einladenden Figur, das einen Spalt aufklappt und den Weg in die Finsternis freigibt. Der Gang durchs Labyrinth steckt voller Überraschungen, führt treppauf und treppab, nach draußen und wieder zurück in die Grabgänge. Im Inneren schreien scheinbar Katzen, Kratz- und Klopfgeräusche sind zu hören, akustisch nähert sich eine Steinlawine und ein gar eigentümlicher Geruch kitzelt leicht in der Nase.

Gruselig der Weg an den vielen fordernden, scheinbar zugreifenden Händen vorbei. Höhepunkt ist die Grabkammer, die mit einem Dutzend Effekten aufwartet und den toten Herrscher fast wieder lebendig werden lässt.

Die Tür ins Freie öffnet sich, der Berg ist wieder da, und das Abenteuer überstanden.

Mit sechs Transporten kam das «Tal der Könige» nach Erlangen. Seit 17 Jahren ist die Anlage in Betrieb und hat auf allen renommierten Plätzen des Bundesgebietes gastiert - auch erfolgreich Gastspiele in Luxemburg, Belgien und Österreich absolviert.

Zufällig die Figuren entdeckt

Die Vermutung, die Idee für die reisende Anlage könne bei einer Ägypten-Reise und dem Besuch des Originals entstanden sein, quittiert Willi Bügler mit einem lauten Lachen. «Nein, das war ganz anders - unspektakulärer. Die vier großen Figuren, die so imposant, drohend und majestätisch zugleich in der Front stehen, waren einstmals Teil einer Ausstellung in Frankreich und standen danach ungenutzt herum. Sie wurden damals von einem Abstellquartier ins nächste verschoben und haben dabei arg gelitten.

Durch Zufall sah mein Onkel Fotos davon - und da hatte er die Idee. Er kaufte die Figuren und entwarf das Geschäft. Zuerst gab es ein Modell, an dem wir alle getüftelt haben und anschließend wurden zwei Jahre lang bei uns auf dem Hof gebaut. Viele Bücher und Bildbände haben wir gewälzt, um uns ins Thema einzufinden.

Vom Zirkus zum Schausteller

Schließlich die Premiere, die zu einem großen Erfolg wurde - übrigens auch in Erlangen. Seitdem sind wir damit auf Reisen und haben uns auf Erlangen richtig gefreut. Der Berg war bisher für uns ein weißer Fleck auf der Landkarte.»

Die Familie kommt aus der Zirkustradition. Als es dort nach dem Krieg wirtschaftlich immer schwieriger wurde, sattelte man um - auf ein Hippodrom, eine Ballwurf-Bude und eine Pony-Reitbahn. Daraus hat sich heute ein blühendes Unternehmen mit mehreren Geschäften entwickelt. Die attraktivste Anlage davon gastiert jetzt am Berg. HELMUT BRESLER