Die U23 des HC Erlangen ist noch in Schieflage

4.9.2018, 13:30 Uhr
Gewonnen, doch noch nicht bei 100 Prozent: Die Erlanger Drittliga-Handballer, hier Sergej Gorpishin (Mitte), müssen sich noch steigern.

© Harald Sippel Gewonnen, doch noch nicht bei 100 Prozent: Die Erlanger Drittliga-Handballer, hier Sergej Gorpishin (Mitte), müssen sich noch steigern.

Wer einen Hang zur Seekrankheit hat, der wird sich auf dem Heimweg vielleicht in ein Gebüsch erbrochen haben. Für alle anderen war das 29:23 (13:13) des HC Erlangen am Samstagabend gegen die MSG Groß-Bieberau ein fesselndes, aber auch ein merkwürdiges Aufeinandertreffen.

"Wir haben zu viele Wellen noch im Spiel", fand auch HCE-Schiffskapitän Tobias Wannenmacher hinterher, Phasen, in denen seine Mannschaft von der sicheren Route abkam, nicht mehr ins von Saad Khan herausragend gehütete Gästetor traf, und der Sieg in die Gefahr geriet. "Wir vermissen nach wie vor jemanden, der das Spiel an sich reißt, die Mannschaft führt." Gerade in stürmischen Zeiten.

Dass das Benedikt Kellner sein kann, der Juniorennationalspieler, der vor der Saison vom HSC Coburg nach Erlangen gekommen ist, deutete der Spielmacher immer wieder an. Schlaue Anspiele, kurze Antritte und als er Mitte der ersten Hälfte eine Verschnaufpause bekam, geriet Erlangen von einer 9:7-Führung prompt in einen 9:12-Rückstand.

"Bene ist ein genialer Handballer", sagt Wannenmacher, "aber das ist jetzt auch eine Gefahr zu denken, wir laden jetzt alle Last auf ihm ab." Vor wenigen Tagen ist Kellner, der Medizin studiert, 20 Jahre jung geworden, am Sonntag saß er bei den Profis in der Bundesliga auf der Bank (siehe auch Bericht auf Seite 23).

"Wir sollten vielmehr versuchen, aus einem starken Kollektiv heraus Kellners individuelle Klasse zu nutzen", findet Tobias Wannenmacher, und das gelang dem HC Erlangen auch phasenweise gegen Groß-Bieberau, was in der Vorwoche, beim ernüchternden wie wachrüttelnden 22:26 in Bruchköbel noch so gar nicht funktioniert hatte.

"Wir vermissen jemanden, der das Spiel an sich reißt"

So kämpft der HCE nicht nur damit, einen neuen Spielmacher schnell zu integrieren, sondern auch mit dem Erfolg des Vorjahres: Den Vizemeister erwartet jeder Gegner anders als einen Aufsteiger. "Wenn wir es schaffen, in den kommenden zwei Wochen die Basics wie Abwehr, Gegenstoßspiel und Angriff auf ein normales Maß zu verbessern, dann können wir wieder da oben mitspielen", glaubt Wannenmacher. Doch bis es soweit ist, muss die Mannschaft, die mit Kellner, eigenen Juniorenspielern und Maximilian Lux verstärkt wurde, der in der Bundesligamannschaft nur noch die Nummer drei auf Rechtsaußen ist, noch einiges aufholen.

"35 Fehler in Bruchköbel – so kannst du jedenfalls nicht gewinnen", sagt Wannenmacher. Immerhin, die vielen technischen Fehler konnten sie schon abstellen, rund 15 Fehlwürfe aber waren auch gegen Groß-Bieberau wieder zu viele.

Dadurch wirkte das Spiel eben wie ein Sturm auf hoher See, vom 13:13-Pausenstand ging es bis auf 18:13 davon, 13 Minuten lang trafen die Gäste gerade zwemal ins Tor von Michael Haßferter. Und gerade, als der Wind nachließ und keine Gischt mehr ins Gesicht wehte, funktionierte wieder bei Erlangen nichts mehr. Ein 23:16 (43.) wurde zum 23:21 (48.), Zittern war noch einmal angesagt.

Mit einem letzten Kraftakt und ein wenig Glück sprang der Heimsieg heraus. Tobias Wannenmacher war erleichtert, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Bei Germania Großsachsen gilt es kommende Woche zu bestehen, ehe das Derby gegen Bruck ansteht (15. September, 18 Uhr). "Bis dahin", sagt der Coach, "sind wir soweit."

HC Erlangen U23: Haßferter; Neuß, Wenzel, Walz (1), Gorpishin (2), Hoffmanns (1), Wagner (2), Maidl (2), Wunder (3), Müller (4), Schletterer (4), Kellner (5), Lux (5/1),

 

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