Dominiert Eigeninteresse Hortplatz-Debatte in Erlangen?

21.2.2017, 12:30 Uhr
Dominiert Eigeninteresse Hortplatz-Debatte in Erlangen?

© Foto: Athina Tsmiplostefanaki

Was ist das Beste für die Kriegenbrunner Grundschulkinder? Auf diese Überlegung spitzte sich die Diskussion im jüngsten Jugendhilfeausschuss zu. Und das Thema, bei dem man nun kurz vor einer Lösung steht, nimmt damit zugleich eine unschöne Wendung. Denn es entsteht der Eindruck, dass die Stadträtin der Freien Wählergemeinschaft Erlangen (FWG), Anette Wirth-Hücking, die als Befürworterin eines Hortes in Kriegenbrunn auftritt, aufgrund anderer Interessen befangen ist und deshalb nicht allein das Wohl der Kinder im Sinn hat.

"Derzeit scheitert die Realisierung einer Hortgruppe an der Weigerung der Chorvereinigung, in einem anderen Raum zu proben", heißt es in einer Textvorlage der Verwaltung, die jetzt im Fachausschuss vorgelegt wurde. Dieser Textpassage widerspreche Anette Wirth-Hücking, informierte Jugendamtsleiter Reinhard Rottmann. Die Stadträtin, "die auch Vorsitzende der Chorvereinigung ist, legt Wert auf die Feststellung, dass dies so nicht zutreffe. Sie habe als Stadträtin einen Antrag gestellt, die Hortgruppe in Kriegenbrunn zu errichten", so Rottmann.

"Die Verwaltung des Jugendamts stellt hierzu fest, dass die Nutzung des Mehrzweckraums für Hortzwecke nur Sinn macht, wenn dieser von Drittnutzungen frei ist. Die Proben der Chorvereinigung könnten durchaus in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt stattfinden", führte der Amtsleiter weiter aus und erklärte, dass die Räume im Gemeindezentrum von den Vereinen nicht so intensiv genutzt würden, wie man sich das einst erhofft habe. Allerdings habe nun wiederum die Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Anette Wirth-Hücking, mitgeteilt, dass "der Vorstand der Awo sich ausdrücklich gegen eine Mehrfachnutzung des Awo-Raumes ausgesprochen hat".

Die Reaktion war daraufhin, nicht nur bei etlichen Stadträten, sondern vor allem auch bei den Ausschussmitgliedern aus der Jugendarbeit, ein kollektives Kopfschütteln. Lediglich ÖDP-Stadtrat Frank Höppel und der FWG-Stadtrat Gunther Moll versuchten, eine Lanze für die nicht anwesende Wirth-Hücking zu brechen. Höppel räumte ein, dass er sich noch kein abschließendes Urteil gebildet habe. Aber die pädagogisch sinnvollste Lösung sei es wohl doch, die Hortplätze direkt bei der Krippe in Kriegenbrunn zu verorten. Dem schloss sich Gunther Moll an. "Alles, was Kinder betrifft, ist mit Vorrang umzusetzen", gab er als Devise aus.

Diesen Satz griff Bildungsreferent Dieter Rossmeissl auf. "Das Wohl der Kinder muss über allem stehen", betonte er. Im Interesse der Kinder müsse die Einrichtung aber im Gegenteil möglichst nah an der Schule sein, also in Frauenaurach. "Ich habe den Verdacht, dass hier die gute Lösung verhindert werden soll", meinte auch die jugendpolitische Sprecherin der SPD, Birgit Hartwig. "Es wäre in aller Sinne, wenn sich die Chorleiterin und die Awo-Vorsitzende einigen könnten, zumal es sich um dieselbe Person handelt", fügte sie trocken hinzu.

Rossmeissl hingegen konnte seinen Ärger kaum verbergen. "Wir können doch nicht die für die Kinder schlechtere Lösung mit dem Hinauswerfen von Steuergeldern beantworten", sagte er. Er habe "Null Verständnis" für die Haltung Wirth-Hückings. Sie müsse bei den Räumen im Gemeindezentrum dringend von der Annahme "meins" hin zu "unseres" kommen.

Man werde überlegen müssen, wo man in Zukunft im Schulsprengel weitere Kinderbetreuungsplätze schaffen könne, sagte Rottmann. Doch zunächst einmal komme es auf eine schnelle Lösung an. Dies spreche für den Umbau des Mehrzweckraums. Dem schloss sich die Rektorin der Grundschule Frauenaurach an. Wichtig sei vor allem, dass die Hortplätze möglichst zeitnah geschaffen werden, sagte Elvira Knogler. Diese würden dringend benötigt, es gebe eine lange Warteliste. Mehrere Kinder aus dem Sprengel gingen nicht in die Grundschule Frauenaurach, weil es keine Betreuungsplätze gebe.

Spätestens im März, so Rossmeissl, müsse es einen Beschluss im Erlanger Stadtrat geben, um die Hortplätze bis zum kommenden Schuljahr schaffen zu können. Am 22. Februar will sich der Ortsbeirat in Frauenaurach mit dem Thema befassen.

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