Drei Generationen und der goldene Boden in Erlangen

5.1.2019, 15:00 Uhr
Drei Generationen und der goldene Boden in Erlangen

© Udo B.Greiner

Dieser Malerfachbetrieb besteht seit 1865 – ein Familienunternehmen, in das sich bereits die sechste Generation einbringt. Und das seit einigen Wochen eine Besonderheit aufweist: Großvater Robert (Jahrgang 1944), Vater Harald (1966) und Sohn Manuel (1996) tragen jeder für sich den Handwerksmeistertitel. Der Name Hüttner ist in der Hugenottenstadt ein Begriff, der für eineinhalb Jahrhunderte Kompetenz, Kreativität und Leidenschaft steht. Von Urahn Johann gegründet, übernahmen die Nachkommen Konrad (1909), Karl (1946), Robert (1974) und Harald (2005) die Geschäfte. Letzterer hat die Firma auf drei Standbeine gestellt: den ursprünglichen Malerbetrieb, der nach wie vor den Großteil des Umsatzes bringt, dazu den Fachhandel und den Künstlerbedarf.

So veranstaltet Harald Hüttner, Lehrer an der Berufsschule mit Hang zu abstrakten Bildern, seit vielen Jahren regelmäßige Malkurse an Wochenenden für maximal drei Teilnehmer, in denen Nachwuchskünstler ihre Kreativität ausleben können. Heimwerker erhalten Farben, Lacke, Lasuren und Werkzeuge im Ladengeschäft in der Friedrich-List-Straße und können sich kompetent beraten lassen, wie sie die Wohnung zu Hause mit ökologischen und schadstoffarmen Produkten selbst auf Vordermann bringen können. Und für den, der sich sein Haus farbenfroh ausstatten lassen will, steht der Handwerksbetrieb mit seinen neun Mitarbeitern bereit.

Die Zeit ist nicht stehen geblieben. So wie sich das kleine Unternehmen neue Segmente gesucht hat, um die finanzielle Basis zu verbreitern, so hat sich das Ursprungsgeschäft verlagert: hin zur Zusammenarbeit mit Subunternehmen, bei der die kaufmännische Kalkulation mehr in den Mittelpunkt rückt, und hin zu Interessengemeinschaften.

Rechtzeitig gegengesteuert

Die Zeit, als die Firma mit damals 25 Beschäftigten die Erba-Siedlung auf Hochglanz gebracht hat, als solche Großprojekte im Vordergrund standen, ist Vergangenheit. Generalunternehmer sind an die Stelle einzelner Handwerksbetriebe getreten. Die Firma Hüttner hat gegengesteuert, sich auf Privatkunden spezialisiert und eine Antwort gefunden: die Gewerke übergreifende Organisation mit einem Ring aus Handwerkskollegen, die z. B. für die Maurer-, Elektro- und Fliesenlegerarbeiten zuständig sind. Sie bieten "mit der fachlichen Kompetenz der Meister" (Harald Hüttner) einen einzigen Ansprechpartner für ein Gemeinschaftsangebot, was zuweilen sogar die Planung des Architekten ersetzen kann.

Doch auch sonst hat man den Radius verändert. Denn: "Erlangen ist kein günstiger Betriebssitz." Die problematische Verkehrssituation in der Hugenottenstadt mit zunehmenden Staus, Sperrungen und fehlenden Parkmöglichkeiten, der im Vergleich höhere Gewerbesteuerhebesatz, die Sondernutzungsgebühren, der Handwerker-Parkausweis, der in Bamberg nur einen Bruchteil kostet – all das hat dazu geführt, dass der Hüttnersche Betrieb inzwischen Orte wie, beispielhaft genannt, Langenzenn, Wachenroth und Breitengüßbach zu seinem Einflussbereich zählt.

Die Zukunft des Handwerks hängt auch am Nachwuchs. Der Fachkräftemangel hemmt deutlich das Wachstum, stellt der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, selbst

Maler- und Lackierermeister, fest. Harald Hüttner setzt deshalb "unabdingbar" auf Migranten als zukünftige Nachwuchsquelle – so wie inzwischen, nach Angaben der IHK, 25 Prozent der Betriebe in Mittelfranken. Hüttner selbst hat einen afghanischen Flüchtling als Auszubildenden eingestellt – und ist "absolut begeistert". Mit Franziska Lindner hat sich ein Hüttner-Lehrling unter den zehn Notenbesten in Deutschland platziert.

Dass die Hüttners sich ehrenamtlich zur Verfügung stellen, versteht sich von selbst. Robert Hüttner, seit 1996 bis heute Stadtrat, war langjährig Obermeister, Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft, in der Handwerkskammer und der Innungskrankenkasse tätig. Er trägt das Bundesverdienstkreuz. Sein Sohn wirkt u. a. in der Mittelstands-Union, als Lehrlingswart in Mittelfranken und als Delegierter in Berufsverbänden. So schließt sich der Kreis – zum "goldenen Boden" auch für die Gesellschaft.

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