Droht das Aus? Erlanger Schuh-Haus Mengin strauchelt

27.1.2016, 18:55 Uhr
Die Erlanger Schuhhaus-Kette Mengin kann dem Preisdumping, das im Internethandel herrscht, nicht standhalten.

© dpa Die Erlanger Schuhhaus-Kette Mengin kann dem Preisdumping, das im Internethandel herrscht, nicht standhalten.

ERLANGEN — Es handelt sich nicht um eine klassische Insolvenz, erklärt Dean Didovic von der Nürnberger Kanzlei Schwartz, der zum vorläufigen Sachverwalter ernannt wurde. Eine klassische Insolvenz diene nur der Gläubigerbefriedigung, so der Verwalter. Die „Sanierung in Eigenverwaltung“ helfe hingegen „noch gesunden“ Unternehmen wieder auf die Beine.

Während der Chef, Andreas Mengin, weiterhin das Unternehmen führt, überwacht Didovic die Umsetzung des Sanierungsplans: „Wir erstellen jetzt für das Gericht ein Gutachten, in dem wir die betriebswirtschaftliche Situation des Unternehmens genau analysieren und die weiteren Schritte festlegen.“ Andreas Mengin blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir sind entschlossen, der Konkurrenz durch Internet-Shops zu trotzen.“ Er will sein Unternehmen neu ausrichten und die Kosten von Verlust bringenden Filialen minimieren.


Rote Zahlen in fünf Filialen

Die Familie Mengin blickt auf 320 Jahre Leder- und Schuhhandwerk zurück. 1694 flüchtete der Hugenotte Jean Mengin von Südfrankreich nach Erlangen und begründete die Familientradition. Das Schuhhaus wurde 1919 gegründet und ist bis heute inhabergeführt. Zu Ende ist die Mengin-Ära noch nicht. „Schuh Mengin ist nicht tot“, macht Wirtschaftsreferent Konrad Beugel klar. „Die Läden sind weiter offen, für die Mitarbeiter ist gesorgt, jetzt liegt es am Unternehmertum und dem Geschick des Herrn Mengin.“

Ein positiver Ausgang würde auch Oberbürgermeister Florian Janik freuen: „Schuh Mengin ist ein Traditionsunternehmen, das zu Erlangen gehört“, erklärt er. „Ich hoffe sehr, dass es bei der angestrebten Neuausrichtung eine gute Lösung gibt – für das Unternehmen selbst und für die Beschäftigten.“

Die Schuh Mengin GmbH beschäftigt 200 Menschen in 13 Filialen in Bayern und Sachsen, beispielsweise in den Erlangen-Arcaden oder der Neuen Mitte in Fürth. „Beratung im Ladengeschäft gibt es nicht umsonst – die allseits bekannten übermächtigen Internet-Shops machen uns mit ihrem Preisdumping seit Monaten schwer zu schaffen“, so Andreas Mengin.
Gleichzeitig zahle Mengin an den Top-Standorten hohe Mieten – nur seien immer weniger Menschen in den Innenstädten unterwegs.

Fünf der 13 Filialen wären daher „strukturell defizitär“: Die Kosten für Personal und Miete übersteigen die Einnahmen. Die Sonderkündigungsrechte, über die Mengin durch die Eigenverwaltung verfügt, könnten die Verhandlungen mit den Vermietern beschleunigen und – falls nötig – Filialschließungen möglich machen, so Didovic: Die Erlanger Geschäfte wären aber nicht betroffen.

Die Mitarbeiter in Erlangen wurden in Belegschaftsversammlungen bereits über das weitere Vorgehen informiert, auch die Angestellten in den anderen Filialen werden persönlich in Kenntnis gesetzt. Ändern wird sich für sie erst einmal nichts. Die Löhne wurden bis Ende Dezember bezahlt; das Insolvenzgeld sichere zudem die weiteren Zahlungen, erklärt der Sachverwalter.


Andreas Mengin will nichts unversucht lassen, sein Schuhhaus in dem veränderten Markt nachhaltig aufzustellen. Vor drei Jahren wurde eine Unternehmensberatung beauftragt, die Schuh Mengin auf dem Weg in eine sichere Zukunft begleiten soll. Ein neues Verkaufskonzept ist nicht geplant. „Mengin wird nicht zu einem zweiten Zalando werden“, erklärt auch der Sachverwalter.


Die Kunden vor Ort sind dennoch besorgt. Denn in den Filialen prangen schon seit einigen Wochen Plakate mit der Aufschrift: „Räumungsverkauf: Alles muss raus!“ Der Satz bezieht sich aber nur auf die Saisonware, heißt es auf Nachfrage. Wer dennoch ein Schnäppchen machen möchte: Bereits reduzierte Stiefel sind aktuell noch einmal zwanzig Prozent günstiger.
 

Dieser Artikel wurde am Mittwoch, um 18.25 Uhr aktualisiert.

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