Eckental: Flüchtlingshilfe mit Kunstwerken

12.2.2017, 06:00 Uhr
Eckental: Flüchtlingshilfe mit Kunstwerken

© Scott Johnston

Für den „Kick zum Finale“ sorgten nicht zuletzt die mittelfränkischen Bezirkskliniken, die allein sechs Gemälde im Wert von 2800 Euro erstanden. Doch der Kalchreuther Künstler Volker Hahn, der die Aktion initiierte, war auch insgesamt über die große Resonanz überrascht: „Zwei Drittel der Bilder, Grafiken und Skulpturen wurden verkauft. Das liegt weit über unseren Erwartungen und über dem, was sonst bei Ausstellungen die Regel ist.“

Im Herbst 2015 wuchs bei Hahn die Sorge über den wachsenden Rechtspopulismus und Fremdenhass. Gleichzeitig war er enttäuscht, dass so wenig Intellektuelle und Kulturschaffende dagegen Stellung bezogen: „Ich kam zu der Überzeugung, dass ein Aufschrei durch unser Land gehen muss, damit sich nicht erneut extremistische Einstellungen in Deutschland etablieren.“

Mit seiner Idee rannte Hahn offene Türen ein. Innerhalb von zwei Wochen erklärten sich 32 Künstler bereit, Werke für eine Benefizausstellung in Eckental zur Verfügung zu stellen. Neben dem Markt Eckental um Karin Adam, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und eifrig bei dem Projekt mithalf, unterstützten dieses auch die Gemeinden Kalchreuth und Heroldsberg.

Heroldsbergs Bürgermeister Johannes Schalwig: „Das war uns selbstverständlich. Damit die Flüchtlinge in unserer Gemeinde ohne Vorurteile aufgenommen werden, hatten wir extra eine Bürgerversammlung veranstaltet. Wenn alles gut und achtsam organisiert wird, tauchen auch keine Probleme auf. Die Aktion der Künstler war hierfür ein wichtiger Beitrag.“

Sein Kalchreuther Kollege Herbert Saft bestätigte diese Einschätzung. Dass die Willkommenskultur keine Einbahnstraße darstelle, hätten die Asylbewerber unter anderem bei einen syrischen Abend bewiesen, bei dem sie sehr lecker für die Einheimischen kochten. Alle drei Gemeinden erwarben auch selbst Kunstwerke. Die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen sah die Eckentaler Bürgermeisterin als vorbildlich an.

Das Geld wird nun entsprechend der Zahl der Flüchtlinge unter dem Trio aufgeteilt. Wie Bernhard Nottbeck von der Flüchtlingsinitiative „Fleck“ erläuterte, soll es in Eckental vor allem für PC-Arbeitsplätze in den Gemeinschaftsräumen verwendet werden.

Die Computer seien von großer Bedeutung, da nach den Sprachkursen nun die Suche nach Ausbildungs– und Arbeitsplätzen anstehe. Für das Verfassen von Lebensläufen und Bewerbungen sowie die Information über die einzelnen Berufsbilder im Internet müssten die Voraussetzungen geschaffen werden. Das Finden geeigneter Wohnungen bilde derzeit einen weiteren Schwerpunkt.

Damit Deutsch nicht allein verstanden, sondern auch weitgehend korrekt gesprochen wird, bemüht sich „Fleck“ zudem um Sprachpaten. Sinnvoll wäre zudem ein verstärkter Kontakt zur Bevölkerung, damit die Asylsuchenden nicht überwiegend unter sich bleiben, wo sie ihre Muttersprache verwenden. Fast 260 Flüchtlinge werden derzeit in Eckental betreut.

Ilse Dölle erzählte einen Vorfall, der deutlich macht, dass die Unterstützung gern erwidert wird. So eilte die Bürgermeisterin vom Rathaus zum Eschenauer Bahnhof, weil sie einen Termin in Köln hatte.

Der Schaffner signalisierte ihr durch das Fenster, dass er ihr kein Ticket im Zug ausstellen könne. Und um die Komplexität eines modernen Fahrkartenautomaten zu verstehen, reichte die Zeit nicht.

Die Gräfenbergbahn tutete zur Abfahrt und die Gemeindechefin befürchtete bereits, den Anschlusszug in Nürnberg zu verpassen, da winkte ein Eckentaler Flüchtling mit einem zweiten Fahrschein durch die Tür, die sich zum Glück noch einmal geöffnet hatte.

Die Bürgermeisterin erreichte pünktlich die Domstadt und freute sich, dass ein Klima des Miteinanders für beide Seiten zu besseren Ergebnissen führt, als wenn Hass und Verunglimpfung dominieren.

 

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