Eckentaler fliegt mit Ultraleichtflugzeug nach Marokko und zurück

10.12.2018, 06:00 Uhr
Eckentaler fliegt mit Ultraleichtflugzeug nach Marokko und zurück

© Robert Sentef

In Deutschland beträgt das Maximalgewicht für Ultraleichtflugzeuge 450 Kilogramm. Wird ein Fallschirm für den Notfall mitgeführt, erhöht es sich auf 475 Kilogramm.

Wegen dieser Obergrenze muss vor allem bei längeren Flügen genau kalkuliert werden, was sich an Gepäck mitnehmen lässt. Pflicht sind die wichtigsten Werkzeuge und Ersatzteile sowie Powerbanks für das Tablet. Dieses nutzt Buckow auch für die Navigation.

Hier gibt er die jeweilige Tagesstrecke ein und bestimmt in der Luft via Satellit seine aktuelle Position. Immer wieder sind Sperrgebiete zu umfliegen, muss eine Mindesthöhe eingehalten oder die Erlaubnis von der Flugüberwachung eingeholt werden. Über das Tablet erhält er außerdem die neuesten Informationen zum Wetter.

Sowohl wegen der Gewichtsbeschränkung als auch des begrenzten Platzes in der Aufbewahrungskammer hat sich Buckow jedes Kleidungsstück gut überlegt, das er mitnahm: "Ein Handwaschmittel ersetzt viele Hemden und Hosen."

Auch hinsichtlich der Instrumente ist bei den ULs Minimalismus angesagt. Der 65-Jährige: "Von der Hightech-Ausstattung moderner Flugzeuge kann man da nur träumen. Es ist praktisch Fliegen wie anno dazumal – eben ein Abenteuer."

Die "Klimaanlage" besteht aus einem kleinen Loch, aus dem der Gegenwind hereinströmt. Gerade wenn es nach Spanien und Afrika geht, lässt sich kräftiges Schwitzen oft nicht vermeiden. Mit dem Trinken darf es der Pilot freilich nicht übertreiben, will er unnötige Zwischenstopps vermeiden.

Zunächst flog Volker Buckow von seinem Heimatflughafen in Giebelstadt bei Würzburg nach Bremgarten in der Nähe von Freiburg. Hier hatte er sich mit zwölf Gleichgesinnten verabredet.

Heike Niefer und Robert Sentef aus Bad Tölz organisieren nämlich als Hobby über ihre Homepage www.abenteuerpiloten.de regelmäßig außergewöhnliche Flüge in Gruppen.

Da Ultraleichtflugzeuge je nach ihrem Gewicht unterschiedlich schnell unterwegs sind, teilten sich die Flugabenteurer in drei Formationen auf. Sie ordneten sich dann am Himmel wie ein Karo an, was bis kurz vor der folgenden Landung beibehalten wurde. Weil der Eckentaler ohne Copilot flog, nahm er noch Gepäck von zweisitzigen Maschinen mit.

Von Bremgarten ging es nach einem Auftanken in Mâcon nach Montpezat d‘Agenais, das etwa 40 Kilometer vor Bordeaux liegt. Am nächsten Tag wurde nach der Überquerung der Pyrenäen Beas de Segura angesteuert.

Der Blick auf die spanische Hochebene hat sich Buckow, der in Eckental ein Ingenieurbüro betreibt und anspruchsvolle Programme für Mikroelektronik entwickelt, tief ins Gedächtnis eingeprägt. Allerdings wurde der Abenteuerflug hier auch seinem Namen absolut gerecht.

Gemäß ihrer Struktur erwärmen sich bestimmte Flächen am Boden stärker als andere, wodurch es zum plötzlichen Wechsel von Auf- und Abwinden kommen kann. Dadurch wird ein Ultraleichtflugzeug manchmal mehrere hundert Fuß nach oben gerissen oder sackt entsprechend ab. "Hier ist Kampf angesagt, muss man permanent voll konzentriert sein, um nicht die Kontrolle zu verlieren", erzählt Buckow.

In Grenada gab es Probleme ganz anderer Art. Der Leiter des Flugplatzes hatte zwar eine Landeerlaubnis erteilt, die aber auf Kritik bei der obersten Flugbehörde in Madrid stieß. Das Kompetenzgerangel kostete der Gruppe zwei Tage.

ULs fliegen auf Sicht, weshalb sie früh am Tag starten müssen, um ihren Zielflughafen sicher vor dem Einbruch der Nacht zu erreichen. Über der Meerenge von Tanger kommt zudem am Nachmittag ein starker Wind, der Levante, auf, der für die kleinen Flieger zu gefährlich ist.

Die Oase "geopfert"

Schließlich erhielten die Abenteuerpiloten in Grenada doch noch grünes Licht und schafften es über Trebujena bis nach Fès in Marokko. Durch die Verzögerung mussten sie jedoch den ursprünglichen Plan, weiter über den Atlas bis zu einer Oase in der Wüste zu fliegen, verwerfen.

Entschädigt wurden sie mit der Übernachtung in einem Riad, einem palastartigen Haus samt einem riesigen Innenhof mit zahlreichen Springbrunnen und exotischen Pflanzen.  In Marrakesch kostete die Bürokratie am Flugplatz noch einmal Zeit und Nerven.

Für den Rückflug war Grenada verständlicherweise keine Option mehr. Von Trebujena nahm man Kurs auf Beas in Nordspanien. Dort war am darauffolgenden Morgen ein plattes Bugrad eine weitere Herausforderung. Zum Glück konnte ein Flughafen-Mitarbeiter ausfindig gemacht werden, der den Schlauch reparierte.

Mit ordentlich Rückwind machte sich die Gruppe anschließend durch das Rhonetal zurück in die Heimat auf. Insgesamt legte Volker Buckow 5500 Kilometer in knapp zwei Wochen bei einer reinen Flugzeit von 50 Stunden zurück. Sein nächstes Ziel hat er bereits fest im Visier: zur Sommersonnenwende einen der norwegischen Fjorde aufsuchen. Er hofft, dass wieder andere Abenteuerpiloten mit von der Partie sein werden.

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