Ein-Dollar-Brille: Erlanger Visionär erhält Preis

19.1.2016, 06:00 Uhr
Ein-Dollar-Brille: Erlanger Visionär erhält Preis

© Foto: Harald Sippel

Es ist eines der gravierendsten gesundheitlichen Probleme weltweit: die nicht behandelte Fehlsichtigkeit von Millionen Menschen. Einer WHO-Studie zufolge leiden weltweit mehr als 150 Millionen Menschen an einer Fehlsichtigkeit, die sich mit einer Brille beheben ließe, können sich aber keine leisten und haben meist auch keinen Zugang zu augenoptischer Versorgung. Sie können nicht arbeiten, Kinder und Jugendliche können nichts lernen. Doch es gibt Hoffnung.

Der Mathematik- und Physiklehrer Martin Aufmuth entwarf eine kleine, leicht zu transportierende Optikerwerkstatt, mit der Brillen hergestellt werden können. Materialkosten: ein Dollar. „Die oberste Anforderung an eine Brille in diesen Ländern ist die Kostenfrage. Nur dann ist sie für Leute erschwinglich, die von einem Dollar am Tag leben müssen“, sagt Aufmuth.

Dafür erhielt er jüngst den renommierten „Tech Award“ — als einziger Deutscher. Mit diesem Preis ehrt das „Tech Museum of Innovation“ im kalifornischen San Jose (USA) jedes Jahr Visionäre aus aller Welt für wegweisende Erfindungen zur Verbesserung menschlicher Lebensbedingungen in Entwicklungsländern.

Seine mobile Brillenwerkstatt funktioniert überall. Mit einer Biegevorrichtung wird per Hand jedes Brillengestell individuell auf die Kopfgröße angepasst. Durch einen einfachen Sehtest lässt sich im Anschluss für jedes Auge die passende Linsenstärke herausfinden. Die Polycarbonatgläser gibt es von +6 bis -6 Dioptrien in jeweils 0,5 Dioptrien Schritten.

Ein-Dollar-Brille: Erlanger Visionär erhält Preis

© Foto: privat

Angefangen hat der Erlanger damit im Jahr 2012. In Uganda hatte er als Pilot-Projekt fünf „Brillenteams" ausgebildet. Sie halfen innerhalb von nur zwei Wochen mehr als 500 Menschen. Mittlerweile gibt es die Ein-Dollar-Brille in acht verschiedenen Ländern in Südamerika und Afrika: Mexiko, Brasilien, Bolivien, Burkina Faso, Benin, Äthiopien, Ruanda und Malawi.

Irgendwann, so hofft der Gründer und Vorsitzende des Vereins „EinDollar-Brille“, Martin Aufmuth, soll sich das Projekt selbst tragen. Mit allem, was dazugehört, also unter anderem Material-, Produktions- und Transportkosten sowie Schulungen für die Verkäufer in den betroffenen Ländern.

„In Burkina Faso sind derzeit 25 Mitarbeiter tätig, die rund 1000 Brillen pro Monat verkaufen“, sagt Aufmuth. „Sie und ihre Familien können von der Herstellung und dem Verkauf der Brillen leben.“ In den anderen Ländern hingegen befindet sich Projekt noch im Aufbaustadion.

„Unser Ziel in diesem Jahr ist es, weiter zu wachsen und zu lernen“, sagt Aufmuth. Er selbst arbeitet jetzt hauptamtlich für den Verein. Seinen Job als Lehrer hat er endgültig aufgegeben. „Beides zusammen ging nicht mehr.“ Bis das Projekt überall ein Selbstläufer ist, wird der Verein jedoch auch weiterhin dringend auf Spenden angewiesen sein.

Spendenkonto „EinDollarBrille“ bei der Sparkasse Erlangen: IBAN DE56 7635 0000 0060 0444 15

Weitere Informationen unter www.eindollarbrille.de

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