Ein Fotograf aus Erlangen auf hoher See

18.10.2018, 18:00 Uhr
Ein Fotograf aus Erlangen auf hoher See

© Thomas Michalczyk

"Ein bisschen habe ich mich auf dem Schiff jeden Tag wie ein Kind gefühlt, denn immer wieder habe ich etwas Neues entdeckt. Motive, die ich dann fotografiert habe", berichtet Thomas Michalczyk, der im Rahmen seiner Bachelorarbeit des Design-Studiums für eine Foto-Reportage mit einem Schiff in See gestochen ist. Der große Unterschied: "Im Gegensatz zu einem Kind wusste ich natürlich, was das für Gegenstände sind. Doch auf einem Frachtschiff werden diese oft ganz anders eingesetzt."

Beispielsweise der Einkaufwagen, der mit Seilen an einer Schiffswand fixiert ist. "Die meiste Zeit auf See gibt es für die Besatzung nichts zu tun — außer zu putzen, Rost abzuschleifen und neu zu streichen. Alle zwei Monate wird mit den Malarbeiten wieder von vorne begonnen." Und mit dem Einkaufswagen werden deshalb die Farbeimer herum geschoben.

Eigentlich hatte Michalczyk geplant, vier Wochen unterwegs zu sein. "Doch dann kam alles anders: Wegen eines Motorschadens musste die Route geändert werden, und dann mussten wir noch einem Orkan ausweichen", erzählt der 35-Jährige, der bereits als Ingenieur arbeitet und zusätzlich in den vergangenen Jahren an der TH Nürnberg studiert hat. Auch im Vorfeld musste sich Michalczyk regelmäßig auf neue Situationen einstellen: "Der Schwerpunkt meiner Bachelorarbeit verlagert sich schnell auf die Frage: Wie finanziere ich so ein Projekt, und wie kann man als Dokumentar-Fotograf berufsfähig bleiben?".

Ein Fotograf aus Erlangen auf hoher See

So wurde das Budget von ursprünglich 20 000 Euro auf knapp 8000 gekürzt und mit vielen Sponsoren sowie Kooperationspartnern zusammengearbeitet. Die teure Mittelformat-Kamera stellte Pentax zur Verfügung, die Virtual-Reality-Brille, die nur bei der Vernissage zum Einsatz kommt, Samsung. Auch die Ausstellung ist Teil der Bachelorarbeit.

Am Ende erlebte der Erlanger — nach seiner aufwändigen Suche nach einem geeigneten Containerschiff und einer Reederei, die beim Projekt mitmacht — 16 aufregende Tage auf der "Andrea". Die Besatzung staunte, dass diesmal ein Fotograf mit an Bord war. "Die anfängliche Scheu legte sich aber schnell, nachdem ich am Abend allen meine Fotos gezeigt hatte."

Nur sein Plan, auch den einzigen Mitreisenden abzulichten, ging nicht auf. "Er war zwar sehr nett, riet mir aber von Fotos ab. Er war ein ehemaliger Fremdenlegionär und vermutete, dass es eventuell für mich unangenehme Menschen geben könnte, die — wenn sie irgendwo meine Fotos von ihm entdecken würden — Fragen nach ihm stellen."

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