Ein Höhlenforscher und sein Plasmaschneider

10.1.2018, 06:30 Uhr
Ein Höhlenforscher und sein Plasmaschneider

© Peter Millian

Eigentlich dürfte Nils Naarmann gar nicht da sein. Nicht wegen seiner norddeutschen Herkunft (wofür auch sein Atelier-Name "Nordmeer-Art" spricht), sondern wegen seines Hobbys: Naarmann ist eine Art Hobbit, ein begeisterter (Laien-)Höhlenforscher, was ihn immer wieder in die Unterwelt österreichischer Höhlen führt. Daneben ist der 41-jährige Vater zweier Kinder aber auch im Brotberuf Konstrukteur – und natürlich Künstler.

Das mit der Kunst hat bei ihm schon in der Jugend begonnen, als er sich in der Firma des Vaters in Emden die Nachmittage mit Zeichnen und Malen vertrieb und begann, ein Gefühl für Proportionen und Perspektiven zu entwickeln. Mit 16 hatte er seine erste Ausstellung – danach kam erst einmal die Musik dran, als er mit seiner Gitarre eine Band gründete und zu komponieren begann.

Seine Liebe zur darstellenden Kunst entdeckte er nach seinem Umzug im Jahr 2002 ins Fränkische wieder – da wurden auch seine Zwillinge geboren und er verordnete sich erst einmal eine Auszeit. Neun Jahre später, 2011, gab es einen Neustart mit Skulpturen, die – bis heute – stark von seiner Sichtweise als Technischer Zeichner und Konstrukteur bestimmt sind. Da gibt es in seinen Metall-Arbeiten viele rechte Winkel, schroffe Brüche, wenig Organisches.

Dazu passt auch die Arbeitsweise: Mit einem Plasmaschneider, einer Art flammenlosem Schweißgerät mit ultrahohen Temperaturen am Schneidepunkt, geht Naarmann durchs Metall, schneidet aus und gestaltet durch Materialausschnitt das ursprünglich schwere Metall zu leichtfüßigen, fast schwebenden Figuren, die nur auf den ersten Blick abstrakt wirken. Beim Betrachten fügen sich Figuren im Kopf des Betrachters, Köpfe tauchen auf, Gesichter, stark abstrahiert zwar, aber durchaus (wieder-)erkennbar. Sein Reduktionismus erinnert im ersten Moment an Maja-Kunst, was aber durch die durchscheinende Formgebung dementiert wird.

Von der ursprünglichen Absicht, mit Stein zu arbeiten, ließ er ab, Stein und Holz kommen bei ihm heute nur als Sockel vor, um den Metallfiguren den aufrechten Gang zu erhalten. Dieser Materialmix gestattet es ihm auch, vom Flächigen ins Räumliche zu gehen – in den neueren Arbeiten windet und biegt sich das bearbeitete Metall ins Dreidimensionale, das Figurative gewinnt an Bedeutung.

Der Umzug in die Thalermühle ist für Naarmann aber auch eine Zäsur. "In den letzten zweieinhalb Jahren habe ich fast 20 Ausstellungen organisiert oder daran mitgearbeitet, jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf die Entwicklung meines Stils." Darunter soll aber seine Arbeit im Vorstand des Kunstvereins Erlangen und als Sprecher der Gruppe "Plus" im Kunstverein nicht leiden.

Trotzdem bleibt die Thalermühle und damit Kunst im Mittelpunkt: "Ich bin noch nicht ganz heraus aus der Findungsphase, aber bereits in der Experimentierphase. Vor mir ist kein Material sicher."

Keine Kommentare