Eine Chaos-Fahrt im Schienenersatzverkehr in Erlangen

24.8.2017, 06:00 Uhr
Eine Chaos-Fahrt im Schienenersatzverkehr in Erlangen

© Fotos: Mößler-Rademacher

Schienenersatzverkehr – ein Wort, das irgendwie schon kompliziert klingt. Und dieser Schienenersatzverkehr scheint tatsächlich auch ein wenig kompliziert organisiert zu sein. Jedenfalls bietet derzeit Zündstoff-Potenzial. Die Deutsche Bahn hat jedenfalls Ersatzbusse eingerichtet, um die derzeitigen Zug-Ausfälle zu kompensieren.

Die Hoffnung? Bestimmt hatte sich die Bahn ausreichend auf jenes länger bekannte Szenario eingestellt, glaubte der naive Pendler, der sich am Mittwochmorgen am Nelson-Mandela-Platz in Nürnberg eingefunden hatte. Fest entschlossen, schnell und noch einigermaßen pünktlich zum Arbeitsplatz nach Erlangen zu gelangen.

Die Bahn-App und ein entsprechender Aushang in der Eingangshalle hatte den Abfahrtsort und die Abfahrtszeit immerhin verraten. Von Schienenersatzverkehr fehlt aber jede Spur. Der Platz wird immer voller, die Uhr tickt. Ein Bus ist nicht zu sehen. Nun gut, vermutlich Stau und tatsächlich: 25 Minuten nach der geplanten Abfahrtszeit rollt endlich ein Bus ein. Na also. Aber ist das auch der richtige Bus? Ein deutlich sichtbarer, irgendwie informativer Aushang fehlt jedenfalls. Die Leute stürmen dennoch auf gut Glück zum Bus.

"Klare" Ansage

"Ja, ich fahre nach Erlangen", sagt der Busfahrer auf Nachfrage. Zufriedenheit machte sich breit. Genugtuung, ja fast schon Freude. Vor dem Bus verkündet der Fahrer dann aber noch für alle hörbar: "Der Bus fährt nur nach Erlangen, nicht nach Bamberg." Alle, die nach Bamberg wollen und das Glück haben, das zu hören, stiegen erst gar nicht ein, andere steigen daraufhin entnervt wieder aus.

Auf halber Strecke dann eine Durchsage am Mikrofon: "Ist jemand dabei, der nach Erlangen oder Forchheim muss?" Da diese Frage im Bus auf großen Widerhall stieß und geschlossen im Chor mit einem entschlossenen "Jaaa" beantwortet wurde, antwortete der Fahrer via Mikrofon: "Okay, dann fahren wir Erlangen an." Glück gehabt. Dass der Bus danach auch noch nach Bamberg fuhr, darüber sollte man zumindest gegenüber den am Nelson-Mandela-Platz wieder ausgestiegenen Fahrgästen den Deckmantel des Schweigens hüllen. Ja, Busfahren kann so Spaß machen, aber ein bisschen Comedy am Morgen schadet nie.

Ärgerliches "Infotainment"

Egal ob nach Erlangen rein oder aus Erlangen raus – die Bilder gleichen sich. Denn auch am Erlanger Busbahnhof geht es ähnlich zu. Die Fahrgäste schauten dort auf einen dunklen, abgeschalteten Bildschirm. Von wegen Information. Fehlanzeige.

Auch ein DB-Mitarbeiter, der die desorientiert herumwuselnde Menge mit Auskünften wohl etwas hätte beruhigen können, war nicht in Sichtweite. Schienenersatzverkehr. Schlicht ein anderes Wort für Chaos.

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