Emotionaler Abschied vom Turnerbund Erlangen

23.1.2018, 17:30 Uhr
Emotionaler Abschied vom Turnerbund Erlangen

Natürlich geht ein Topscorer nach 18 Jahren Vereinszugehörigkeit bei seinem letzten Spiel nicht einfach so. Leon Schindler, die Nummer zwölf des Turnerbund Erlangen, flog noch ein letztes Mal vom Feld: "Am Ende des Spieles bin ich standesgemäß mit meinem fünften Foul kurz vor Ende der Spielzeit vom Spielfeld." Ein Platzverweis unter Standing Ovations.

Doch von vorn: Schweren Herzens trat Schindler ein letztes Mal in seinem gelben Trikot in der Egon-von-Stephani-Halle an, er hatte sich für den Abschied das Spiel gegen Bayernliga-Spitzenreiter DJK Don Bosco Bamberg ausgesucht. Ein würdiger Gegner für ein emotionales Spiel, zu dem noch einmal überraschend viele Zuschauer den Weg in den Röthelheimpark gefunden hatten. "Das Gefühl vor dem Spiel war schon ein besonderes. Es waren unglaublich viele Freunde, ehemalige Mitspieler und Trainer da, um zuzuschauen. Das hat mich schon besonders gefreut", berichtet der 27-Jährige, der in einigen Tagen beruflich in Stuttgart durchstarten wird.

Mit neun Jahren fing Schindler beim TB an und war seitdem maßgeblich am Erfolg der Basketballer beteiligt: "Ich durfte jeden einzelnen der fünf Aufstiege, aus der untersten Liga bis in die Bayernliga miterleben. Der Basketball war immer eine der Konstanten in meinem Leben. Ich bin dankbar für jeden, den ich dadurch kennenlernen konnte, von dem ich lernen und dem ich vielleicht auch selber etwas beibringen konnte." Das Bayernliga-Spiel, das schon bei Twitter unter dem Hashtag #leonslastgame kursierte, schien sich auch zu #leonssuccessfulgame zu entwickeln: Nach dem ersten Viertel führten die Gastgeber mit 28:17. Die Taktik ging auf: "Zu Beginn des Spieles kamen wir gut klar mit den Bambergern, wir konnten immer wieder unser System erfolgreich umsetzen und punkten. Wir haben geduldig gespielt und uns auf unsere Stärken besonnen."

Kurz vor Ende des zweiten Viertels konnten sich die Bamberger jedoch wieder stabilisieren und den Abstand zum TB immer weiter verringern. So ging es mit einem 42:28 in die Halbzeitpause. Im dritten Viertel war es geschehen: Don Bosco übernahm die Führung und gab sie auch nicht mehr her. Mit 55:62 startete der letzte und entscheidende Abschnitt des Spieles. Der TB versuchte in den spannenden Schlussminuten noch einmal seine Kräfte zu mobilisieren — doch vergebens. Auf der Anzeigentafel blieb am Ende ein 74:83 aus Erlanger Sicht stehen.

"Leider hatten wir dann, wie so oft, einen Knick im Spiel, in dem wir schlechte Entscheidungen getroffen und die Führung abgegeben haben. Das Spiel kippte zu unseren Ungunsten, und das Aufbäumen zum Schluss kam leider zu spät", meinte Schindler, der fand, dass die Qualität für eine Überraschung gereicht hätte. "Umso ärgerlicher ist es, wenn man am Ende wieder mit leeren Händen dasteht."

So bleiben die Bamberger auf dem ersten Tabellenplatz, gefolgt von Neustadt und Schweinfurt. Der TB belegt den neunten von zwölf Plätzen.

Der Stimmung in der Halle schadete diese Niederlage aber keineswegs. Minutenlang standen Zuschauer und Spieler von ihren Plätzen auf, um Leon Schindler mit Sonderapplaus zu verabschieden. Auch eine kurze Rede hielt der Topscorer der Bayernliga noch im Kreis seiner Mannschaft.

"Unabhängig vom Ausgang des Spiels war es heute ein besonderer Moment für mich. Ich habe mich für die vielen Jahre des gemeinsamen Leistungssports und der Freundschaft bedankt. Es war ein emotionaler Moment für mich nach Abpfiff, als ich realisiert habe, dass ich jetzt das letzte Mal mit meinem Team zum Huddle zusammenkomme." Auch wenn Leon Schindler noch nicht genau weiß, wie sein sportlicher Werdegang weitergehen wird — jetzt soll der Basketball helfen, in Stuttgart Fuß zu fassen: "Der Basketball ist Teil meines Lebens und eine super Möglichkeit, Anschluss in einer fremden Stadt zu finden."

Dass der TB auch ohne ihn erfolgreich sein wird, da ist sich Schindler sicher: "Die Mannschaft wird meinen Abschied sportlich gut kompensieren. Wir haben in dieser Saison so viel Qualität im Kader wie selten. Insofern bin ich sicher, dass mein Team gut klarkommen wird."

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