Erfolgreiche Chöre aus Erlangen

6.6.2018, 18:00 Uhr
Erfolgreiche Chöre aus Erlangen

© Adamczewski

Herzlichen Glückwunsch nochmals zum tollen Erfolg beider Chöre zur Weiterleitung beim Bayerischen Chorwettbewerb. Beim Bundeswettbewerb, für den sich 63 Chöre aus der gesamten Bundesrepublik qualifiziert haben, war der Mädchenchor in der Rubrik "Mädchenchöre" mit "gutem Erfolg" ausgezeichnet. Preis gab es diesmal keinen. Enttäuscht?

Joachim Adamczewski: Philipp Barth und ich haben uns wirklich gefreut über das gute Abschneiden der beiden Mädchenchöre. Es ist klar, dass ein guter Chorleiter zwischen Ehrgeiz und Enttäuschung nach so einem Wettbewerb schwankt. Wir hatten ja beim Bundeswettbewerb das Problem, dass zehn Schülerinnen der 12. Klassen aufgrund der Abiturvorbereitungen und Prüfungen kurzfristig ersetzt werden mussten. Das war intensivste Probenarbeit für die Ersatzsängerinnen von Januar bis Mai. Ich habe auch immer gesagt, dass die eigene Leistung zählt, dass wir aber sicher in dieser starken Auswahl des Bundeswettbewerbs keinen der Plätze der vorderen Kategorie erreichen werden. Rundum waren es jedoch positive Erfahrungen. Der Lerneffekt für die Schülerinnen war motivierend, alle Teilnehmerinnen waren total begeistert und es wurden auch mit den anderen Chören untereinander Kontakte geknüpft. Es war für alle hochinteressant, auch mal andere Chöre zu erleben. Man lernt sich selbst einzuordnen. Denn zu Hause ist der eigene Chor immer der beste. Im Vergleich zeigt sich jedoch eine andere Bilanz. In Freiburg waren auch viele renommierte Chöre dabei, wie etwa die "Ulmer Spatzen", hinter denen eine feste Institution steht. Da ist der Sänger-Pool viel größer, es gibt viel Chorerfahrung, permanente öffentliche Auftritte. Das können wir als normaler Schulchor nicht leisten. Philipp Barth und ich würden uns für das CEG eine eindeutige Profilierung der Schule als "Chorschule" wünschen, anstatt einer allgemeinen breiten musischen Aufstellung für jedermann.

 

Woran liegt es, dass die Musik im CEG, was den Gesang betrifft, nur auf Mädchenchören basiert? Warum singen immer weniger Jungen beziehungsweise junge Männer? Das ist ja auch ein allgemeines Chorproblem. Findet da gerade innerhalb unserer Gesellschaft ein Wandel statt?

Adamczewski: Das ist ein weites Feld. Das beginnt schon bei den Kitas, wo es zu wenig männliche Betreuer gibt. Der Vater ist – klanglich-musikalisch betrachtet – weiter weg vom Kind als die Mutter. In der Schule haben wir an unserer Schule inzwischen zwei Drittel Lehrerinnen, was auch dem Schülerinnenanteil entspricht. Das "Musische" wünschen sich viele Eltern vor allem für ihre Töchter. Die Jungen fühlen sich in dieser starken Mädchengemeinschaft oft nicht gut aufgehoben, es ist nicht "cool", in so einem mädchendominierten Chor zu singen. Wenn Jungen oder junge Männer sich für das Singen entscheiden, dann findet das bei den Wenigen oft auf der professionellen Ebene statt. Die fallen dann für einen normalen Chor weg. Der Trend zum Singen in einem Projektchor steigt, denn ein fester Chor bedeutet eine verpflichtende Bindung. Das ist durch das härtere Arbeitsumfeld für viele kaum noch möglich. Es ist heute schwieriger, ein zeitintensives Hobby wie das Singen in einem guten Chor in den Rahmen von Beruf und Familie unterzubringen. Wir haben im CEG für die 5. Klassen eine Pflichtstunde Chor pro Woche, ab der 6. Klasse ist diese freiwillig. Das ist wenig, aber in dem ungeheuren Leistungsrahmen des G8 und auch des kommenden G9 zeitmäßig praktisch kaum zu organisieren.

 

Was würden Sie Eltern und jungen Menschen im Hinblick darauf, warum es sich lohnt, in einem Chor zu singen, sagen?

Adamczewski: An erster Stelle steht sicherlich die Gemeinschaft, die große Vernetzung, die in einem Chor weit über andere Gemeinschaftserlebnisse hinausgeht. Man muss alle Sinne öffnen: Das Singen ist eine Mischung aus Sichunterordnen und Führen. Man übernimmt Verantwortung für den Chor, muss sich in den Gesamtklang einfügen. Zudem kann es hier auch der Laie durchaus zu hohen Leistungen bringen. Das Niveau reicht von einfachen Liedern bis zur ganz hohen Kunst. Das gemeinsame Singen aktiviert und verbindet außerdem das emotionale und rationale Erleben, was wiederum das gesamte Lernverhalten fördert.

 

 

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