Erlangen als ein Stützpunkt der Medienbildung

21.5.2012, 11:55 Uhr
Erlangen als ein Stützpunkt der Medienbildung

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Herr Mateen, wo liegen die Herausforderungen der Neuen Medien?

Mateen: Viele sagen, unsere Wissensgesellschaft stehe an einer Zeitenwende. Die digitalen Medien greifen grundlegend in unsere Lebensbereiche ein. Schule und Eltern sind gefordert, denn die Innovationsphasen der technischen Entwicklung entfalten eine Dynamik, mit der viele nur schwer mitkommen. Dennoch stehen Eltern und Lehrer in einer Erziehungsverantwortung; sie müssen Jugendliche kompetent begleiten können. Deswegen brauchen sie ein bestimmtes Maß an technischem Medienverständnis.

Und hier will die Medieninitiative ansetzen?

Mateen: Mit dem Start der Medieninitiative in diesem Frühjahr hat Erlangen ein Pilotprojekt zur Medienbildung in Bayern gestartet. Es ist vornehmlich ein Bildungsprogramm, das allen Schulen in Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt offen steht. Es soll Lehrer, Schüler und Eltern in Fortbildungen und Workshops fit machen, sinnvoll mit den Neuen Medien umzugehen.

Warum gerade in Erlangen?

Mateen: Weil Erlangen durch die Universität und seine Industrie eine wissenschafts- und technikaffine Stadt ist. Aber auch, weil sich die Sparkasse Erlangen nachhaltig und überzeugt für die Medienbildung in diesem Projekt engagiert. Mit der stattfindenden digitalen Revolution müssen Schule und Elternhaus irgendwie Schritt halten. Deshalb organisierten Thomas Zapf vom Ohm-Gymnasium Erlangen, einer Medienreferenzschule und ich im letzten Jahr ein Forum der Medienbildung.

Wer kann Mitglied werden?

Mateen: Alle am Erziehungsprozess Beteiligten, Eltern, Schulleitungen, Lehrer, Verbände sind eingeladen. Das Engagement für die Medienbildung soll möglichst viele Interessen abdecken, um ein breites und längerfristiges Angebot von Abendvorträgen und Fortbildungen in den Schulen zu gewährleisten. Lernen 2.0 stellt alle vor neue Herausforderungen.

Welche besonderen Herausforderungen stellt eine zunehmend virtuelle Medienwelt an die Schule?

Mateen: Wer das Internet und seine Wirkung verstehen will, kommt mit technischem Verständnis nicht weit. Bildung lässt sich aber nicht downloaden, sagt Günther Jauch. Die Jugendlichen müssen auf der einen Seite Risikobewusstsein aufbauen und auch lernen mit Risiken umzugehen, z. B. mit Facebook. Zum anderen müssen die Lehrkräfte ihnen Orientierung geben können. Bildung hat mit Urteilskraft zu tun, mit Entscheidungsstärke, mit Respekt vor anderen. Ein sicherer und kreativer Umgang mit den neuen Medien setzt Bildung voraus. Hier ist die Schule gefordert. Davon sprach auch Staatssekretär Sibler in der Diskussion „Medienbildung vs. Medien und Bildung“ unlängst in Erlangen. Er nannte die Medieninitiative einen „hervorragenden Beitrag dafür, Bildung ganzheitlich zu gestalten.“

Welche Chancen bieten denn die Neuen Medien?

Mateen: Das Internet ist ein schnelles und umfassendes Medium; leider wird es nicht warten, bis die Bildungssysteme bereit sind, sondern es wird einfach da sein – egal wie vorbereitet die Schule dafür ist. Deshalb müssen wir auch die Chancen sehen. Das Internet bietet in der Wissensvermittlung ganz neue Möglichkeiten; wir kommen schnell, aktuell und umfassend an Informationen. Das Web 2.0 ist ein Mitmach-Internet. Im kreativen Bereich schafft das Internet kommunikative Vernetzungen und attraktive Darstellungsformen. Und die Jugendlichen lernen vieles spielend!

Die Diskussion der Expertenrunde mit den Fachleuten David Ternes, Prof. Gunter Dueck, dem Erziehungswissenschaftler und Medienforscher Benjamin Jörissen von der Universität Erlangen-Nürnberg, der Schulleiterin Gertrud Reichert-Brod und Staatssekretär Bernd Sibler, moderiert vom Leiter des Studios Franken des BR, Martin Wagner, wird am Samstag, 9. Juni, um 22.30 Uhr auf BRalpha ausgestrahlt.
 

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