Erlangen: Aufklärung auf Augenhöhe

30.5.2015, 18:54 Uhr
Erlangen:  Aufklärung auf Augenhöhe

© Foto: Sippel

Frau Taha, wie kamen Sie auf die Idee, in Schulen gegen das Rauchen aufzuklären?

Lava Taha: Ich war selbst schon immer sehr gegen das Rauchen. Wenn ich den Qualm gerochen habe, hat mir das nicht sehr gefallen. Auch in meiner Verwandtschaft sind Raucher, denen ich immer gesagt habe, dass es besser wäre, damit aufzuhören.

Hat das Medizinstudium Sie zu Ihrem Einsatz noch animiert?

Taha: Ja, auf jeden Fall. Im dritten Semester machte ich ein Praktikum in der HNO-Klinik und war auf einer Station mit vor allem tracheotomierten Tumorpatienten, also Kranken mit Luftröhrenschnitt. Eine große Anzahl der Patienten war Raucher und ist das nach der OP auch geblieben. Das hat mich sehr schockiert.

Wie sieht Ihr Präventionsprogramm an Schulen aus?

Taha: Zuerst nehmen wir mehrere Klassen zusammen und führen sie in das Thema ein. Dabei heben wir die Vorteile des Nicht-Rauchens hervor, etwa dass man als Nicht-Raucher mehr Kondition beim Sport hat. Danach gehen wir in die Klassen und fragen die Schüler nach ihren Erfahrungen mit Rauchen und Rauchern.

Bringen Sie Anschauungsmaterial mit?

Taha: Ja, wir zeigen an verschiedenen Lungenmodellen, wie ein gesundes Organ aussieht im Gegensatz zum kranken. Was bei den Kindern sehr gut ankommt, ist eine Strohhalmübung. Dazu müssen sich die Kinder anstrengen und durch einen Strohhalm atmen. Sie merken, wie hart es ist, Luft zu bekommen. Wer lange geraucht hat, tut sich damit umso schwerer. Die Schüler erleben die Folgen des Qualms sozusagen live.

Live sehen die Kinder auch einen Patienten.

Taha: Das stimmt, das Patienten-Interview ist ein elementarer Bestandteil unseres Projekts. Wir haben immer einen Betroffenen dabei, beispielsweise einen Kehlkopf-Kranken, der eine Kanüle im Hals hat. Das macht bei den Kindern viel Eindruck, so dass sie auch ihren Freunden und Eltern von unserem Besuch noch erzählen.

Sie sind im Vergleich zu den Eltern und Lehrern ja noch nicht so viel älter als die Schüler. Kommen Ihre Warnungen besser an?

Taha: Das glaube ich schon. Wir sind jünger und zudem noch Studenten. Unser Ziel ist es, Aufklärung auf Augenhöhe zu schaffen. Wir wollen nicht als Eltern oder Lehrer irgendetwas befehlen, sondern mit den Kindern und Jugendlichen über das Rauchen ins Gespräch kommen. Ob sie dann zur Zigarette greifen oder nicht, bleibt ihre Entscheidung.

Weitere Informationen und Kontakt gibt es unter

www.gegentabak.de bzw.

projekt-agt@fau.de

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