Erlangen: Bahnausbau fordert hohen Preis

22.12.2014, 14:00 Uhr
Der Bau einer neuen Bahnbrücke über die Martinsbühler Straße wird zu massiven Verkehrsbehinderungen führen. Hinzu kommen weitere Bauarbeiten, die ebenfalls weite Umwege erzwingen werden.

© Harald Sippel Der Bau einer neuen Bahnbrücke über die Martinsbühler Straße wird zu massiven Verkehrsbehinderungen führen. Hinzu kommen weitere Bauarbeiten, die ebenfalls weite Umwege erzwingen werden.

Allein die Bauzeit von fast drei Jahren und die damit verbundenen Sperrungen und Verkehrsbeschränkungen werden den Neubau der Bahnüberführung über die Martinsbühler/Dechsendorfer Straße zu einer Geduldsprobe für die Verkehrsteilnehmer, aber auch für die Anwohner und Geschäftsleute in der Alt- und Nordstadt werden lassen.Die Bahn wird künftig nicht nur den Bahnhof Erlangen auf vier Gleisen durchfahren – wobei die jeweils innen liegenden Gleise für den S-Bahn-Betrieb reserviert sind – , sie muss diese vier Gleise auch nach Norden weiterführen und künftig durch zwei Tunnel durch den Burgberg fahren. Der Bau der zweiten Tunnelröhre wird im Frühjahr mit dem Tunnelanstich am Nordportal beginnen.

Um die vier Gleise unterzubringen müssen Brücken erweitert und der Bahndamm verbreitert werden. Das erste größere Bauwerk wird die Bahnbrücke über die Martinsbühler Straße sein. Hier wird die alte Brücke komplett abgetragen, aber erst, wenn eine der beiden parallelen neuen Brücken gebaut ist. Wenn der Verkehr dann provisorisch zweigleisig über die neue Brücke fährt, wird die zweite in Angriff genommen. Die Bauweise wird von der Bahn aus betrieblichen Gründen gewählt – eine einzige Neubaubrücke würde zu einer völligen Streckensperrung führen, was angesichts des hohen Verkehrsaufkommens auf dieser Strecke nicht hinnehmbar wäre.

Die neue(n) Brücke(n) werden nach Auskunft der Bahn auch eine etwas größere Spannbreite haben, um den Anforderungen des künftigen Verkehrs auf der darunter liegenden Ein- und Ausfallstraße von und nach Dechsendorf genügen zu können. Erlangens Baureferent Josef Weber spricht von einer „großen Herausforderung“, die die Baustelle an alle Beteiligten stelle — ob dies nun die Erlanger Stadtwerke (mit Gas-, Strom- und Wasserleitungen) oder der städtische Entwässerungsbetrieb ist, der eine große Abwasserleitung (einen so genannten Düker) unter der Brücke liegen hat, der so mächtig ist, dass die anderen Bauarbeiten auf seine Lage Rücksicht nehmen müssen.

Vergrößerter Durchmesser

Der Neubau der Brücke sieht auch gravierende Veränderungen am Straßenverlauf vor. Durch den leicht vergrößerten Durchmesser der Brücke können alle bisherigen Verkehre weiter bedient werden – auch während der Bauarbeiten soll stadtauswärts weitgehend ein Einbahnverkehr gewährleistet werden, für Radfahrer und Fußgänger durchgehend. Zu Zeiten der Bergkirchweih werden die Bauarbeiten so weit zurückgefahren, dass ein Autoverkehr in beide Richtungen ermöglicht wird.

Um die notwendige Mindesthöhe der Brücke von vier Meter gewährleisten zu können, wird die Fahrbahn tiefer gelegt. Nach dem Bau eines „Ankers“, als einer Art Stützmauer auf der Südseite (als Abgrenzung zum Altstädter Friedhof) werden Fußgänger und Radfahrer gemeinsame Wege auf der Südseite der Unterführung erhalten, die beiden Autospuren werden auf die Nordseite gerückt und können dank ausreichender Fahrbahnbreite ohne Probleme eingerichtet werden. Da die Brücken keine Mittelpfeiler benötigen, wird auch keine „Schikane“ benötigt, um die Pfeiler gegen Aufprall zu schützen.

Ebenfalls fortgesetzt werden im nächsten Jahr die Arbeiten am Gerberei-Tunnel, der momentan zwar frei ist, aber durch eine Baustelle des Entwässerungsbetriebs schwer erreichbar ist. Hier wird die Bahn vom 15. Februar ab ihre Stützwand (weiter-)bauen, wozu der Tunnel bis zum, November 2015 gesperrt bleibt. Einzige Ausnahme: Während der Bergkirchweih ist der Durchgang offen.

Ebenfalls gesperrt wird wegen der Bauarbeiten am Bahnkörper die Unterführung zur Münchener Straße am Altstädter Friedhof. Hier dauert die Sperre von Juli 2015 bis Mai 2016 – Fußgänger und Radfahrer können aber passieren. Und schließlich wird die Jahnstraße an der Südzufahrt von Juni 2015 bis August 2017 gesperrt – hier sind Erdarbeiten der Stadtwerke und die Großbaustelle Brücke die Ursache.

Der Ausbau der Bahnstrecke ähnelt also dem Neubau Mitte des 19. Jahrhunderts. Erlangens Altstadt ist im Ausnahmezustand.

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