Erlangen: Baustellen bremsen die Feuerwehr aus

9.9.2015, 06:00 Uhr
Erlangen:  Baustellen bremsen die Feuerwehr aus

© Klaus-Dieter Schreiter

Morgens 5.30 Uhr, in der Friedrich-Bauer-Straße brennt eine Wohnung. Die Feuerwehr rückt aus. Doch der normale Anfahrtsweg über die Südkreuzung ist wegen der dortigen Großbaustelle gesperrt; die schweren Feuerwehrfahrzeuge können dort nicht nach rechts in die Hammerbacher Straße abbiegen.

Für Einsatzleiter Wolfgang Rühl und seinen Löschzug ist das aber kein Problem. Denn die Feuerwehr hat bereits seit Tagen eine neue Anfahrtsroute für die Friedrich-Bauer-Straße festgelegt. Die führt über die Günther-Scharowsky- und die Henri-Dunant-Straße und dann über eine normalerweise gesperrte Privatstraße von Siemens. So kommt der Löschzug ohne nennenswerten Zeitverlust an den Einsatzort.

Dass nur eine normalerweise gesperrte Privatstraße zurzeit ans Ziel führt, muss man erst einmal wissen. Wer Zeit hat, wird das schon über die Umleitungsschilder herausfinden, wenn es jemand aber eilig hat wie die Feuerwehr, muss schon bei Beginn der Fahrt klar sein, wo es lang geht. Jede Sperrung, jede Engstelle in der Stadt müssen die Einsatzkräfte deshalb kennen und sich sorgfältig alternative Anfahrtswege zurechtlegen.

„Das ist eigentlich ganz simpel“, erläutert der stellvertretende Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, Achim Ande. Simpel ist es aber nur deshalb, weil sich die Prozedur bei der Feuerwehr seit Jahren eingespielt hat. Das Sachgebiet Einsatzvorbereitung erhält vom Straßenverkehrsamt täglich eine aktuelle Liste mit detaillierten Informationen und meist noch mit Lageskizzen über Straßensperrungen. Diese momentan eineinhalb Seiten langen Informationen sprechen die Kräfte jeden Morgen bei Dienstbeginn sorgfältig durch, legen dabei für den Ernstfall gemeinsam alternative Anfahrtswege fest.

Genauer Plan

Wenn es zu einem Einsatz kommt, erhält jedes Fahrzeug ohnehin einen genauen Anfahrtsplan. Der wird beim Ausrücken mit den Informationen des Straßenverkehrsamtes und den Festlegungen aus den morgendlichen Besprechungen abgeglichen. Das geht schnell, denn darin haben die Einsatzkräfte bereits Routine, weil es das ganze Jahr über Baustellen in der Stadt gibt. Nur in der Ferienzeit häufen sie sich eben, da ist die Wahrscheinlichkeit, nicht auf dem normalen Weg zur Einsatzstelle zu gelangen, relativ hoch. Wegen großer Baustellen wie beispielsweise direkt vor der Feuerwehrausfahrt in der Äußeren Brucker Straße finden zudem im Vorfeld Besprechungen mit Polizei und Verkehrsbehörde statt, damit alle Belange berücksichtigt werden.

Leichte Probleme hat die Feuerwehr mit ihren großen Fahrzeugen, wenn die Hauptstraße — wie kürzlich beim Konzert der Bundeswehr-Bigband — gesperrt ist. Trotz Fußgängerzone sei sie nämlich eine Hauptanfahrtsroute in den Norden der Stadt und zu den Kliniken, weil die anderen Straßen schmal sind und es leicht zu Staus kommen könnte, erläutert Achim Ande: „Unsere Fahrer müssen dann all ihr Können aufbieten, um vor allem mit der Drehleiter durch die engen Kurven zu kommen.“ Aber auch das schafft die Erlanger Feuerwehr, ohne die im Bayerischen Feuerwehrgesetz vorgegebene Hilfsfrist von zehn Minuten zu überschreiten – das ist die Zeit vom Eingang der Notfallmeldung in der Leitstelle bis zum Eintreffen am Notfallort.

Bei den Rettungsdiensten wie dem BRK ist die Sache mit den Umleitungen allerdings etwas komplizierter, weil die Rettungswagen nicht wie die Feuerwehr immer vom selben Ort starten. Deshalb muss jeder Fahrer anhand der Baustellenlisten selbst entscheiden, wie er fährt. Besonders kritisch sei es an der Bahnunterführung Martinsbühler Straße, weil sich dort die Sperrungen oft ändern würden, weiß der stellvertretende Rettungsdienstleiter Thomas Heideloff.

Dort aber darf ein Notarztwagen auch schon mal entgegen der Fahrtrichtung durch die Sperre fahren, wenn ein Patient dringend zur Klinik muss. „Das muss dann jeder Fahrer selbst entscheiden, weil es für ihn ein großes Risiko ist“, sagt Heideloff.

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