Erlangen: Bildende Kunst? Nichts als Unsinn!

28.4.2016, 15:30 Uhr
Erlangen: Bildende Kunst? Nichts als Unsinn!

© Foto: Hofmann

Viel Überredungskunst hat Galeristin Ute Schiegl offensichtlich nicht gebraucht, um ihre malenden, zeichnenden und gestalterisch tätigen „Haus“-Künstlerinnen und -Künstler zu überzeugen, dass der seit der Dada-Bewegung in der Kunst fest etablierte Nonsense – selbst die Karikaturisten der Titanic oder des Charlie Hebdo mit ihrem anarchischen Witz dürfen dazugerechnet werden – keine Berührungsängste haben muss, sich nicht verstecken muss, um ein kunst- und feinsinniges Publikum nicht zu verschrecken.

Es darf also durchaus geblödelt werden in der Ausstellung – und zwar mit Niveau! Dabei stechen einige figurative Ideen heraus, die sich genauer anzusehen lohnt. Britta Reithmaiers „Bierdimpfl“ etwa, eine kauzige Figur mit eindeutigen Haltungsschäden, gehört da ebenso dazu wie ihr „Wasserhahn“. Der Gockel entpuppt sich als durchaus funktional und könnte den Wasserdurchfluss regeln, wenn er denn nicht zu den Schmuckstücken dieser Ausstellung gehörte.

Claudia Stickels in ein Marmorbassin hechtende Badenixe ist ein handwerklich höchst gelungenes „Kraftwerk“, Marion Albrechts Knopfsammlung wird durch ein besonders hübsches Stück mit dem Konterfei des türkischen Staatspräsidenten Reçep Tayip Erdoðan politisch aufgewertet. Und die augenzwinkernden Tierportraits der Iranerin Zahra Zahedi erinnern mit ihren Titeln „Ich bin kein Koi“ – natürlich ist er einer – und „Für mich müssen Mäuse klimpern“ (ein Katzenportrait) nicht umsonst an den berühmten Dadaisten Marcel Duchamp.

Es grüßt die Queen

Gefangen genommen wird der Besucher der Galerie allerdings ernst einmal durch einen großes Format an der Frontseite des Eingangs, wo ihm – wie passend zum 90.! – die Queen bei der Tea-Time begegnet. Ihr Gegenüber ist in seiner fast hüllenlosen Leiblichkeit allerdings alles andere als passend gekleidet und wenig gentlemenlike – und dazu auch noch der Bubenreuther Prominentenfotograf Jürgen Teller. Hier hat die in Erlangen lebende und in Nürnberg arbeitende Malerin Janina Brügel ein – pardon!— echtes Bubenstück abgeliefert, das Verehrer des Commonwealth nur im Geheimkabinett aufhängen würden.

Heike Flügel steuert zur Ausstellung gleich etliche mittlere Formate bei, ein witziger Hund begrüßt gleich beim Betreten der Galerie den Gast. Sie findet sich auch im Gang wieder, wo sie dem Humor ebenfalls Tiergestalt gibt. Und wer glaubt, dass Papier nicht erotisch sein kann, kann sich von Christina Gaucks Origami-Pornos eines besseren belehren lassen, wohingegen Anneliese Schindlers Gummibärchen-Pärchen ganz bürgerlich Hochzeit feiert.

Dazu kommen schön doppelbödige Arbeiten der Baiersdorfer Malerin Ulrike Drescher-Junkewitz und Phantastisches von Susanne Schmidt-Riedel – kurz: es ist eine Schau, die Laune macht und die Gewissheit stärkt, dass der Welt auch 100 Jahre nach Dada das Lachen noch nicht vergangen ist.

 

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